Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
verließen gerade das Haus, eine lange Reihe dunkelfarbiger Gestalten. Sie marschierten ostwärts und verschwanden bald hinter den niedrigen Hügeln. Holts Flugrobot berichtete, daß sie dem Fluß zustrebten.
    Meile auf Meile legte der Wagen zurück. Ab und zu zeigten sich auf der eintönigen Ebene verkrüppelte Bäume. Unter der meterdicken Schneedecke ruhten die besäten Felder. Wenn der Frühling kam und der Schnee schmolz, würde schnell alles grün sein. Dann war das ganze Leben leichter, denn die Blätter der Bäume würden einen Teil von McDermotts Haus verdecken. Im Winter aber war es ganz sichtbar. Das war einer der Gründe, warum Holt den Winter nicht mochte.
    »Wir nähern uns jetzt der Grenze«, sagte einer der Roboter.
    »Stelle fest, ob die Schutzschirme vorhanden sind.«
    »Soll ich aufs Haus zielen?«
    »Nein, auf einen Baum.«
    Holt sah mit zusammengekniffenen Augen zu, wie der Robot einen Energieschuß abfeuerte. Der Baum verglühte zu Asche.
    »Die Schirme sind ausgeschaltet«, sagte der Roboter.
    »Gut. Dann überqueren wir jetzt die Grenze.«
    Er lehnte sich in die Polster zurück. Der Wagen fuhr weiter. Wenige Minuten später befand er sich auf McDermotts Gelände. Nicht einmal das Warnsignal war zu hören; McDermott hatte also auch die Wachkameras abgeschaltet.
    Holts Finger verkrampften sich. Mehr denn je war er plötzlich davon überzeugt, in eine Falle getappt zu sein, in eine ganz raffiniert angelegte Falle. Ein Zurück gab es jetzt nicht mehr. Er hatte seine Grenze überschritten. Und es war besser, endlich Gewißheit zu erhalten, als feige umzukehren.
    Noch nie war er McDermotts Haus so nahegekommen. Damals, als es in Bau war, hatte McDermott ihn eingeladen, aber natürlich war Holt zu stolz gewesen, die Einladung anzunehmen. Auch den Einstand hatte er nicht mitgefeiert; als einziger der fünfzig Lords war er zu Hause geblieben, zornig und schmollend. Überhaupt konnte er sich kaum noch an den Tag erinnern, an dem er zum letztenmal sein eigenes Grundstück verlassen hatte. Wohin hätte er auch gehen sollen? Die bewohnbare Zone des Planeten war in fünfzig Grundbesitze aufgeteilt. Wenn er wirklich einmal das Bedürfnis nach Gesellschaft hatte, so unterhielt er sich mit einem der Lords über die Nachrichtenanlage. Ab und zu allerdings kam ihn einer besuchen.
    Die aufgeführten Tatsachen machten es doppelt seltsam, daß sein erster Besuch ausgerechnet McDermott galt.
    Je näher er der Festung kam, desto mehr mußte er gegen seinen Willen zugeben, daß sie aus der Nähe nicht so häßlich aussah, wie er immer vermutet hatte. Sie war ein fast hundert Meter langes, wuchtiges Gebäude, an dessen Nordflügel sich der Metallturm erhob, fast zweihundert Meter hoch. Der Widerschein der Nachmittagssonne ließ das Metall fast ölig schimmern. Nein, man mußte ehrlich sein: schlecht sah der Besitz wirklich nicht aus.
    »Wir überschreiten die äußere Verteidigungszone«, sagte ein Roboter.
    »Weiter.«
    Möchte wetten, daß die Stimme des Robots besorgt klang, dachte Holt.
    Natürlich konnten Roboter nicht wirklich besorgt sein, aber Holt kannte sie genau genug, um eine gewisse Unsicherheit in ihren Bewegungen zu bemerken. Sie verstanden nicht, was geschah. Sie unternahmen keine Invasion – das hätten sie verstanden. Aber der Besuch war auch nicht gerade freundlicher Natur – soviel begriffen sie auch. Das ganze Unternehmen mußte ihnen in jeder Beziehung unlogisch erscheinen.
    Mir geht es kaum anders, dachte Holt grimmig. Mit geballten Fäusten saß er in den Polstern und sah zu, wie das Gebäude näher kam.
     
    4
     
    Als sie nur noch hundert Meter vom Eingang entfernt waren, schwangen die Tore auf. Holt nahm Verbindung mit McDermott auf.
    »Sorgen Sie dafür, daß die Tore geöffnet bleiben, wenn ich bei Ihnen bin. Sobald sie sich schließen, gibt es Ärger.«
    »Keine Sorge«, antwortete McDermott. »Ich habe nicht vor, Sie hereinzulegen.«
    Der Wagen fuhr in den Innenhof, und Holt wußte, daß er nun seinem Gegner auf Gnade und Ungnade ausgeliefert war. Das Tor zur Hausgarage war geöffnet. Der Wagen glitt hinein und hielt an.
    »Wenigstens das Tor der Garage kann ich doch schließen?«
    »Nein, lassen Sie es offen. Die Kälte macht mir nichts aus.«
    Die Roboter halfen Holt aus dem Sitz. Er erschauerte, als die Kälte sich in seine faltige Gesichtshaut biß. Dann schritt er, von den Robotern gefolgt, durch eine Tür in das Innere der Empfangshalle. Die Kälte war wie fortgeblasen. Es war

Weitere Kostenlose Bücher