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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Prolog
    Er schaute auf die andere Straßenseite hinüber zu einem Haus, das sich kaum, außer in einigen Details, von den Nachbarhäusern unterschied. Die Haustür war tiefdunkelgrün, beinahe schwarz, und die Hausnummer – 139 – hob sich in schlichten Messingziffern davon ab. Neben und über der Tür befanden sich symmetrisch angeordnete Fenster, die in der kalten Dämmerung des Novemberabends ein warmes Licht verbreiteten. Durch die Fenster sah er ins Innere des Hauses, das von klaren Linien und strenger Raumaufteilung bestimmt zu sein schien. Von dort, wo er stand, fiel sein Blick auf Gemälde, Möbelstücke und Kunstwerke, die in einer ansprechenden Mischung aus alt und modern kombiniert waren.
    Unter normalen Umständen wäre es ein einladender Anblick gewesen. Doch alles, was er jetzt spürte, war eine unheilvolle, beängstigende Vorahnung dessen, was ihn dort drinnen erwarten würde.
    Sam hatte mit Ralph Cazaubon nur ein einziges Mal telefoniert – vor weniger als einer Stunde. Er wußte über ihn nicht mehr als das, was Joanna ihm erzählt hatte, doch hatte sie ihm verschwiegen, daß sie verheiratet waren. »Meine Frau«, hatte Cazaubon gesagt, als er von ihr gesprochen hatte. Daß Joanna mit ihm verheiratet sein sollte, ergab keinen Sinn. Und diese Tatsache erfüllte ihn mit einem Gefühl von Schmerz, das sehr viel beunruhigender war als nur Eifersucht, das er jedoch noch nicht klar benennen konnte.
    Er bemerkte einige Passanten, die neugierig zu ihm herübersahen, und da wurde ihm klar, daß er sein Zeitgefühl verloren hatte. Wie lange stand er schon hier? Ein paar Minuten höchstens. Er wartete, als vor ihm ein Taxi ein paar Fahrgäste einsteigen ließ und wieder weiterfuhr, dann überquerte er die Straße.
    Während er sich dem Haus näherte, schien es zu wachsen und sein ganzes Blickfeld einzunehmen. Einen flüchtigen Moment lang glaubte er, es neige sich ihm zu, es wolle ihn umschließen, ihn verschlingen. Es überkam ihn ein Anflug irrationaler Panik, doch er zwang sich, entschlossenen Schrittes weiterzugehen.
    Als Wissenschaftler fühlte Sam sich verpflichtet, an alle Dinge rational heranzugehen. Verstand und Logik waren in seinen Augen die einzigen Werkzeuge, die dem Menschen zur Verfügung standen, wann immer er die Geheimnisse seines Daseins zu ergründen versuchte. Ob man damit allerdings sehr weit kam, bezweifelte er nun mehr und mehr. Zwischen dem, was sich in den letzten Monaten ereignet hatte, und seiner Fähigkeit, so er sie einmal gehabt haben mochte, diesen Dingen einen Sinn zu geben, tat sich ein immer größerer Abgrund auf. Und in der finsteren Welt dieses Abgrunds hatte sich der Aberglaube eingenistet, der nun seinen Verstand durchdrang wie der graue Nebel Manhattans, der rings um ihn in jede Spalte und jede Ritze der dämmerigen Stadt kroch. Der Aberglaube, das wußte er jetzt aus eigener schmerzlicher Erfahrung, war das einzige, wogegen die Ratio keinen Schutz bot.
    Er überwand seinen inneren Widerstand, stieg die Steinstufen hinauf und drückte auf den Klingelknopf. Drinnen war ein fernes Läuten zu vernehmen. Dann wartete er und zwang sich, alle Vorurteile über diesen Mann abzulegen, dessen Schritte er bereits zu hören glaubte.
    Gleich darauf öffnete ein hochgewachsener Mann mit dunklem, gepflegtem Haar die Tür. Ruhig und zugleich forschend sah er Sam aus seinen dunklen Augen an. Er trug eine bequeme, maßgeschneiderte Jacke aus teurem Tweed, eine graue Hose und eine Strickkrawatte. Seine eleganten, glänzenden Schuhe aus burgunderrotem Leder schienen handgearbeitet zu sein. Sam schätzte den Mann auf Ende Dreißig.
    »Mr. Cazaubon? Ich bin Sam Towne…«
    Sie gaben sich nicht die Hand. Cazaubon erweckte den Eindruck, als würde er unter normalen Umständen freundlich lächeln, doch in diesem Augenblick musterte er diesen Sam Towne ebenso argwöhnisch wie Sam ihn. In der Art und Weise, wie er beiseite trat und seinen Gast mit einer wortlosen Geste hereinbat, offenbarte sich ein sicheres Auftreten, das auf noble Herkunft und Selbstbewußtsein schließen ließ – und wahrscheinlich auch auf alten Geldadel, dachte Sam.
    »Wie ich Ihnen schon am Telefon gesagt habe, ist meine Frau noch nicht zurück«, bemerkte er, während er Sam den Weg ins Wohnzimmer wies.
    Daß sie nicht da war, beunruhigte Sam. Er wollte wissen, wo in Gottes Namen sie denn gesteckt hatte seit jenen Ereignissen am Vormittag – von denen der Mann ihm gegenüber so gut wie sicher gar nichts wußte. Aber er

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