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Heyne Galaxy 04

Heyne Galaxy 04

Titel: Heyne Galaxy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Zeitpunkt an weiterlaufen ließ, konnte er mit absoluter Sicherheit erfahren, welchen Einfluß diese Schlacht wirklich auf den Gang der weiteren Ereignisse gehabt hatte. Er war übrigens sehr überrascht zu erfahren, daß der Einfluß nur minimal gewesen war. Wenn »Humanität« recht hatte, würden die Normannen England einige Monate später ohnehin erobert haben.
    Ein anderes Mal, als er sich die amerikanische Geschichte betrachtete, sah er, wie Benjamin Franklin in seiner Druckerei ein hübsches Mädchen küßte. Staghorn entfernte dieses an sich unwichtige Ereignis aus dem Gedächtnis seiner Maschine, schaltete sie um auf die Gegenwart, um festzustellen, ob sich etwas geändert hatte.
    Zu seiner maßlosen Überraschung produzierte der Bildschirm ein Amerika, das von sechs verschiedenen Nationen bevölkert wurde. Franzosen, Deutsche, Chinesen, Araber und zwei indische Stämme. Englisch wurde überhaupt nicht gesprochen.
    Die Fähigkeit des Komputers, Wahrscheinlichkeitsberechnungen für die Zukunft anzustellen, machten sie zu einem wirksamen Instrument in der Weltpolitik. Ein Außenminister war durchaus in der Lage, der Maschine den Inhalt einer Note bekanntzugeben, die einem fremden Land zugestellt werden sollte. »Humanität« konnte dann voraussagen, was geschehen würde, wenn diese Note wirklich abgegeben würde.
    War das Ergebnis negativ, konnte der Außenminister die Note vernichten und eine neue abfassen, so lange, bis eine das gewünschte Ergebnis erzielte. Diese würde man dann überreichen.
    Die Maschine hatte nur einen einzigen Nachteil: sie war nicht in der Lage, Erklärungen über die Gestaltung der Zukunft abzugeben. Der Schirm zeigte nur das, was geschehen würde, wenn dies oder jenes heute erfolgte. Warum das so war, blieb der Beurteilung des menschlichen Beschauers überlassen.
    Und genau das war es auch, was Dr. Peccary nun Sorgen bereitete.
    Er sah nicht den leisesten Zusammenhang zwischen seinem Y-Hormon und der Tatsache, daß seine mathematische Wahrscheinlichkeit genannt Miß Terry einer anderen mathematischen Wahrscheinlichkeit mit Namen Paul verbot, auf einer zwei Meter hohen Rutschbahn zu spielen.
    Inzwischen hatte Staghorn seine Einstellung vorgenommen.
    »Endlich!« Seine Stimme verriet Zufriedenheit. »Wir sind im Schulgebäude.«
    Der Bildschirm zeigte einen dämmerigen Korridor, in den die Türen der Klassenräume mündeten. Einige von ihnen waren geöffnet, der Rest geschlossen. Staghorn nahm seine Hand von der Feineinstellung und näherte sie vorsichtig einer noch empfindlicheren Kontrolle, mit der es möglich war, den geographischen Fokus um Zentimeter zu verschieben. Langsam nur änderte sich das Bild. Die beiden Beschauer schienen unsichtbar und schwerelos auf eine der Türen zuzuschweben und sie zu durchdringen.
    Dann waren sie plötzlich in der Klasse.
    Zentimeterhoher Staub bedeckte die Pulte, und die herumliegenden Bücher waren vergilbt. Sie mußten schon Jahre hier liegen.
    Die Szene wechselte. Auch die nächste Klasse machte den gleichen verlassenen Eindruck.
    »Das hat aber nun wirklich nichts mit meinem Serum zu tun!« protestierte Dr. Peccary wütend.
    »Und was hat Ihr Bild dort an der Wand zu bedeuten?« erkundigte sich Staghorn spöttisch.
    Peccary sah hin und sagte nichts mehr. An der Wand des Klassenzimmers hing ein verblaßtes Foto von ihm. Abgesehen davon, daß er einen anderen Anzug trug, sah er genauso aus wie heute. Staghorn ging näher an das Bild heran, so daß die Schrift darunter deutlich zu lesen war.
    Dr. Clarence Peccary, der Mann, der unserer Welt das Y-Hormon schenkte.
    »Na, also!« Peccary schien geschmeichelt. »Wenn sie mein Bild an die Schulwände hängen, so kann das doch nur bedeuten, daß ich ein geachteter Mann geworden bin. Die Welt bewundert mich. Folglich kann das Y-Hormon nicht der Grund für das trostlose Bild sein, das sich uns in der Zukunft offenbart.«
    »Ich habe herausgefunden«, sagte Staghorn, »daß zwischen der Logik meiner Maschine und der von uns Menschen beträchtliche Differenzen festzustellen sind.«
    Peccary gab keine Antwort.
    Erneut wurde der Fokus verändert, und sie verließen die Klasse. Auf dem Korridor hörten sie plötzlich eine weibliche Stimme. Sie sagte streng:
    »Du sollst jetzt vorlesen, Paul.«
    »Hört sich an wie Miß Terry«, knurrte Staghorn mißbilligend.
    Er fingerte an den Kontrollen. Der Fokus bewegte sich langsam den Gang entlang.
    »Ich habe gesagt, du sollst vorlesen, Paul!«
    Diesmal klang die

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