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Heyne Galaxy 08

Heyne Galaxy 08

Titel: Heyne Galaxy 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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erbaut zu sein. Es gab keine Fenster, wahrscheinlich wegen der Sandstürme. Die Türen lagen auf halber Höhe zwischen Boden und Kuppelspitze, und von jeder Tür wand sich eine Rampe am Haus entlang zu Boden. Auf diese Weise konnte keine Wanderdüne den Zugang zu den Wohnungen blockieren.
    Das Zentrum des Dorfes bestand aus einer breiten Straße, einer langgestreckten Sandfläche von etwa zehn Metern Breite. Zu beiden Seiten dieses freien Streifens erhoben sich die Häuser in willkürlicher Reihenfolge, als ob sich jeder Marsianer nur nach einem gemütlichen Sitzplatz umgesehen und dann sein Haus um sich gebaut hätte.
    »Seht!« flüsterte Randolph.
    Aus einer Gruppe von Marsianern auf der anderen Seite der Straße löste sich eine Gestalt und kam auf uns zu. Die runden braunen Augen fest auf uns gerichtet, trottete er durch den Sand, und wir sahen, daß er nicht nur den Lendenschurz trug, sondern mit zusätzlichem Schmuck behangen war. Um seinen mageren Knöchel schloß sich ein gehämmerter Metallring, und auf seinem kühnen schmalen Kopf, unmittelbar über den Augenbrauen, leuchtete ein kupfernes Band.
    »Der Stammeshäuptling!« flüsterte Burton.
    »Ein schöner Häutling«, knurrte Allenby. »Nur Knochen und Falten.«
    Als der geschmückte Marsianer die Straßenmitte erreichte, blickte er kurz zu Boden. Dann hob er den Kopf und setzte würdevoll seinen Weg fort. Er ließ die staubig aussehenden Gebäude seines Reiches und seine ebenso staubig aussehenden Untertanen hinter sich zurück und erreichte schließlich die Düne, auf der wir uns verschanzt hatten. Am Fuße des Hügels hielt er inne und hob seine winzigen Hände über den Kopf, mit den Handflächen nach außen.
    »Ich nehme an«, sagte Allenby, »daß ein Anthropologe diese Geste als Friedenszeichen werten würde.«
    Er stand auf, steckte seine Waffe weg, ohne sie jedoch festzuschnallen, und hob ebenfalls die Hände über den Kopf. Wir taten es ihm nach.
    Die Muttersprache besteht aus Quietschern.
    Wir stießen beruhigende und anbiedernde Laute aus, der Häuptling quietschte, und wir waren bald von einer Gruppe großäugiger Marsianer umgeben, die jedoch keinen Ton von sich gaben. Offensichtlich wagte niemand auch nur einen Pieps zu sagen, wenn der Chef redete. Vielleicht konnte man überhaupt nur Häuptling werden, wenn man besonders gut und laut quietschen konnte. »Vielleicht haben sie eine Demo kreischie?« konnte sich Allenby natürlich nicht verkneifen.
    Im Augenblick war er damit beschäftigt, konzentrische Kreise in den Sand zu malen. Dann deutete er auf den dritten Kreis von innen und warf sich in die Brust. Die uns umgebende Menge wuchs. Immer mehr Gestalten kamen aus den Gebäuden, um zu sehen, was hier vorging. Sie schlurften die Rampen herab, trotteten durch den Sand auf uns zu und starrten uns mit blitzenden braunen Augen an. Und niemand gab einen Ton von sich.
    Allenby deutete auf den dritten Kreis und schlug sich gegen die Brust. Der Häuptling quietschte und schlug sich seinerseits vor die Brust und deutete auf das kupferähnliche Band um seine Stirn. Dann deutete er auf Allenby.
    »Ich scheine ihm klargemacht zu haben, daß ich der Anführer unserer Gruppe bin«, sagte Allenby trocken. »Nun, versuchen wir's noch einmal.«
    Er machte sich wieder an seinem Sonnensystem zu schaffen. Da er anscheinend jedoch keinen Erfolg damit hatte, konzentrierten wir anderen uns auf die Marsianer. Ein letzte Gruppe kam gerade über die Straße auf uns zu.
    »Seltsam«, sagte Gonzales. »Achtet mal auf die Marsianer, wenn sie die Straßenmitte erreichen.«
    Beim Überqueren der Straßenmitte blickte jeder Marsianer einen kurzen Augenblick zu Boden, ohne seinen Schritt ansonsten zu verlangsamen.
    »Was gibt es da unten so Interessantes?« fragte Gonzales.
    »Der Häuptling hat ebenfalls nach unten gesehen«, bemerkte Burton. »Erinnert ihr euch, als er das erstemal über die Straße kam?«
    Wir starrten fasziniert in den Straßenstaub. Doch da war nichts.
    Die Marsianer quirlten um uns herum und betrachteten Allenby und seine Kreise. Plötzlich erschien ein marsianisches Kind zwischen zwei Gebäuden auf der anderen Straßenseite. Auf seinen winzigen Beinen stiefelte es durch den Sand, erreichte die gewisse Stelle, blickte nach unten und ging weiter.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Burton. »Wonach gucken die bloß?«
    Das Kind erreichte die Gruppe und stieß einen schrillen Quietscher aus.
    Und nun geschah etwas Seltsames.
    Einige der Marsianer, die

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