Heyne Galaxy 13
Vielleicht sollte er sich Hamlet noch einmal ansehen und genau zuhören, was dieser zu den Schauspielern sagte, bevor sie ihr Stück aufführten. Aber sinnlos; er kannte die Szene, Wort für Wort. Außerdem war er wirklich kein guter Schauspieler.
Draußen auf dem Korridor hatte wieder jemand Wache bezogen, was jedoch nichts zu sagen hatte. Es war reine Routine. Mac schaltete Julius Caesar ein – und zwar dort, wo er zuletzt aufgehört hatte –, und es dauerte nur wenige Minuten, bis Brutus das ganze Problem für ihn gelöst hatte.
Großartig! Kein langes Nachdenken, keine komplizierten Überlegungen, kaum ein Risiko! Macs Bewunderung für Shakespeare stieg ins Unermeßliche, als er bedachte, daß der Meister vier Jahrzehnte vor Isaac Newtons Geburt so etwas geschrieben hatte.
Er schaltete ab. Da noch Zeit blieb, bis er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, beschloß er zu schlafen. Er mußte ausgeruht sein, denn ihm stand eine schwierige Arbeit bevor.
Als er erfrischt aufwachte, bereitete er sich eine kräftige Mahlzeit und hatte schließlich noch sieben Stunden Zeit, bis das Perigäum erreicht war.
Er überprüfte die Kontrollinstrumente, wobei er die Wache vor seiner Tür und im Kontrollraum ignorierte. Die Konverter arbeiteten einwandfrei, aber diesmal ärgerte er sich nicht darüber. Von ihm aus konnte die Produktion programmgemäß ablaufen – es machte keinen Unterschied mehr.
Fast wäre er automatisch in die Kuppel hinaufgestiegen, aber im letzten Augenblick dachte er an das strikte Verbot. So verzichtete er auf den Blick zur Erde und vertraute auf seine Uhr. Noch sechs Stunden bis Perigäum.
Erst in viereinhalb Stunden konnte er in Aktion treten. Mac war der Gedanke unangenehm, bis zum letzten Augenblick warten zu müssen, zumal er nicht wußte, wie Smith auf die entscheidende Frage reagieren würde, aber ihm blieb keine andere Wahl. Noch schlimmer wäre es, zu früh damit anzufangen.
Ein Theaterstück ließ drei Stunden verrinnen, aber er hätte später nicht mehr sagen können, was er gesehen hatte. Schließlich aß er noch etwas. Er würde eine Zeitlang außer Tubennahrung nichts mehr zu essen bekommen, wenn alles gut verlief. Wenn es nicht klappte, war dies ohnehin seine letzte Mahlzeit. Er zögerte einen Augenblick vor dem Abspülen, doch es hatte wenig Sinn, seine Gewohnheiten noch zu ändern. Smith war schon mißtrauisch genug.
Nun noch eine letzte Kontrolle, die natürlich ganz normal wirken mußte. Robinson und Brown waren im Kontrollraum und beobachteten ihn. Als er fertig war, wandte er sich um.
»Wo steckt der Boß?«
»Er wird wohl schlafen«, sagte Robinson. »Warum?«
»Er hat mir mal versprochen, ich könnte nach draußen auf die Oberfläche gehen, wenn ich wollte. Ich möchte die Erde beobachten. Wir sind gleich im Perigäum. Aber ich möchte mich natürlich vergewissern, daß er seine Meinung inzwischen nicht geändert hat.«
»Können Sie die Erde nicht von der Kuppel aus sehen?«
»Das schon, aber Smith hat mir den Zutritt verboten. Außerdem ist die Erde von draußen besser zu beobachten, weil sie relativ schnell über den Himmel wandert und bald unter den Horizont sinkt. Ich möchte zum Nordpol des Asteroiden. Dort kreist die Erde praktisch um einen herum, ein wundervoller Anblick. Wenn Smith mir einen Begleiter mitgibt, wird dieser den Ausflug nicht bereuen. Vielleicht kommt er sogar selbst mit.«
»Fragen kostet nichts«, sagte Robinson zweifelnd. »Ich nehme an, das mit der Erde passiert bald …«
»Sehr bald.« Mac war froh, unauffällig auf die Uhr schauen zu können. »Wir müssen die Raumanzüge noch überprüfen. Und vergessen Sie nicht: Draußen auf der Oberfläche kommen wir nur langsam voran.«
»Wie könnte ich das vergessen! Gut, warten Sie hier mit Brown. Ich frage Smith.«
»Haben Sie außer dem Radio an meinem Anzug nichts beschädigt?«
»Nichts. Sie können ihn ja überprüfen.«
Robinson verschwand, und Mac sagte zu Brown: »Wie wäre es? Um Zeit zu sparen, könnten wir schon zur Luftschleuse gehen und mit der Überprüfung der Anzüge beginnen.«
»Geht nicht.« Brown nickte in Richtung der Kontrolltafeln. »Ich muß hierbleiben.«
Mac sah ein, daß jede weitere Debatte sinnlos war. Es dauerte auch nicht lange, bis Smith in Begleitung von Robinson erschien. Sekunden später kam auch Jones in den Kontrollraum geschwebt.
Smith verlor keine Sekunde.
»Also gut, Mr. Hoerwitz, ich werde Sie begleiten. Haben Sie Ihren Anzug
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