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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Gattung angehörten, die man vernichten mußte.« Ich erschauderte. »Und er hat es tatsächlich getan! Ich saß mit dem Rücken an einem Baum, geschützt durch meinen Journalistenumhang, und sah zu, wie er die Gefangenen erschoß. Ohne Ausnahme. Ich saß einfach da und sah Dave an, und er blickte mich an, und der Freundler erschoß ihn!«
    Es war genug. Ich hatte eigentlich nicht so damit herausplatzen wollen. Doch ich hatte auch noch niemandem richtig begreiflich machen können, wie hilflos ich damals gewesen war. Bei Graeme hatte ich irgendwie den Eindruck gehabt, daß er es verstehen würde.
    »Ja«, sagte er nach kurzem Schweigen und füllte mein Glas. »So etwas ist sehr schlimm. Ist der Mann später nach den Vorschriften des Söldner-Kodes verurteilt worden?«
    »Als es zu spät war – ja.«
    Er ruckte und schaute an mir vorbei an die Wand. »Natürlich sind sie nicht alle so.«
    »Jedenfalls gibt es genügend, so daß die Freundler einen gewissen Ruf haben.«
    »Unglücklicherweise ja. Nun –« er lächelte mich an, »– wir werden versuchen, solche Dinge bei diesem Feldzug zu vermeiden.«
    »Sagen Sie, passieren ›solche Dinge‹ – wie Sie sich ausdrücken – auch einmal gegenüber den Freundlern?«
    Bei diesen Worten änderte sich die Atmosphäre, die in dem kleinen Raum herrschte. Graeme zögerte mit seiner Antwort.
    »Nein«, sagte er.
    »Warum nicht?« fragte ich.
    Das seltsame Gefühl wurde stärker, und ich machte mir klar, daß ich zu schnell vorgegangen war. Ich hatte ihn wie einen Menschen behandelt und dabei ganz vergessen, wer er war. Jetzt trat das Bild des Menschen hinter dem des Dorsai zurück – hinter dem Bild eines Wesens, das im Grunde ebenso menschlich war wie ich, das jedoch durch Geburt und Training auf einen großen Unterschied ausgerichtet war. Er bewegte sich nicht und veränderte auch nicht den Tonfall seiner Stimme, aber irgendwie schien er sich von mir zu entfernen, schien sich in ein höhergelegenes, steinigeres Land zurückzuziehen, in das ich ihm nur unter größter Gefahr folgen konnte.
    Ich dachte an die vielen Gerüchte, die über die Dorsai im Umlauf waren, und an die Behauptung, daß, wenn die Dorsai ihre Kämpfer aus den Diensten aller anderen Welten zurückriefen und diesen Welten den Krieg erklärten, die übrige Zivilisation keine Chance hätte. Bisher hatte ich nicht recht daran geglaubt. Doch plötzlich erhielten diese Dinge eine völlig neue Dimension – und das nur wegen der seltsamen Veränderung, die hier in diesem Raum vor sich gegangen war. Die Gewißheit berührte mich kalt wie der Hauch eines Gletscherwindes, und dann beantwortete Graeme meine Frage.
    »Weil Artikel Zwei des Söldner-Kodes so etwas ausdrücklich verbietet.«
    Dann lächelte er plötzlich wieder, und meine seltsamen Ahnungen zerstoben ins Nichts. Ich konnte wieder atmen.
    »Nun«, sagte er und setzte sein leeres Glas auf die Tischplatte. »Hätten Sie Lust, mit uns zusammen in der Offiziersmesse zu essen?«
    Die Mahlzeit verlief sehr angenehm. Man bot mir eine Unterkunft für die Nacht an, doch ich fühlte mich irgendwie in das freudlose Lager in Josephstown zurückgezogen, wo nur die kalte und bittere Befriedigung auf mich wartete, bei meinen Feinden zu sein.
    Ich fuhr zurück.
    Es war etwa dreiundzwanzig Uhr, als ich das Tor passierte und meinen Wagen abstellte. Im gleichen Augenblick sah ich eine Gestalt aus Jamethons Hauptquartier kommen. Der Platz war nur hier und da von einigen Scheinwerfern erleuchtet, deren Licht sich auf dem regennassen Pflaster verlor, so daß ich den Mann im ersten Augenblick nicht erkannte. Es war Jamethon.
    Ich ließ ihn nicht an mir vorbeigehen, sondern stieg aus dem Wagen und trat ihm entgegen. Er blieb stehen.
    »Mr. Olyn«, sagte er tonlos. Ich konnte sein Gesicht in der Dunkelheit nicht sehen.
    »Ich möchte Ihnen eine Frage stellen«, sagte ich und lächelte im Dunkeln.
    »Es ist ein wenig spät für ein Interview.«
    »Ich werde Sie nicht lange mit Beschlag belegen.« Ich versuchte vergeblich seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. »Ich bin heute im anderen Lager gewesen. Die Exotener haben einen Dorsai-Kommandeur. Ich nehme an, daß Ihnen das bekannt ist.«
    »Ja.« Ich konnte kaum die Bewegung seiner Lippen erkennen.
    »Wir sind ein wenig ins Gespräch gekommen, und dabei kam eine Frage auf, die ich gern auch Ihnen stellen möchte, Kommandant. Kommt es vor, daß Sie Ihren Leuten befehlen, Gefangene umzubringen?«
    Nach einem kurzen, unbehaglichen

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