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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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mit einem großen bunten Ball.
    Marting und ich betraten das Grundstück. Die drei unterbrachen das Ballspiel und schauten uns entgegen.
    „Allan!“ schrie Eve und rannte mir entgegen. „Allan! Da sind Sie ja! Ich wollte Ihnen nämlich schon noch sagen, daß ich in Twin Peaks war, aber da war das Gespräch plötzlich aus und ich hatte kein Geld mehr. Das ist aber fein, daß Sie mich hier besuchen!“
    Der ältere Herr kam zu uns.
    „Ein Bekannter von Eve?“ fragte er. „Ich freue mich, Sie hier zu sehen.“
    Ich streichelte Eve, die sich mit ihrem mageren Körper an mich preßte, über den Kopf.
    „Ja, Eve — fein, daß ich da bin. Nun sag’ mal, wer hat dich eigentlich hierher gebracht?“
    „Na, doch Virginia“, sagte sie und guckte mich mit ihren großen schwarzen Augen an. „Virginia. Wußten Sie das nicht?“
    Marting und ich glotzten uns eine Weile sprachlos an.
    „Virginia?“ sagte ich endlich.
    „Na, ja“, sagte Eve und strampelte ungeduldig mit ihren Fohlenbeinen, „Mutti hatte doch gesagt, ich solle eine Weile aus dem Haus, solange Onkel Joshua krank ist, und sie brachte mich zu Dinah. Und dann kam Virginia und sagte, es sei Mutti lieber, wenn ich hierher zu Onkel Bobby führe. Wir waren ja früher schon mal da. Wie geht’s denn Onkel Joshua? Ist er immer noch krank?“
    Sie zog mich zu sich hinunter und flüsterte mir etwas ins Ohr.
    „Nein, nein“, beruhigte ich sie, „ich hab’s ihm nicht gesagt, und er wird’s auch nie erfahren.“
    „Und wo ist der kleine Hund?“ fragte sie erleichtert. „Sagten Sie nicht, Sie hätten einen kleinen Hund für mich?“
    Nun mischte sich der ältere Herr ins Gespräch. Er hatte ein feines Gelehrtengesicht.
    „Verzeihung“, sagte er, „ich hoffe doch nicht, daß... daß... ich meine, Miß Virginia brachte Eve und sagte, Doktor Howard und Mrs. Buttom hätten es für gut befunden, wenn Eve eine Weile auf dem Lande bliebe.“
    „Es ist gut“, sagte Marting freundlich, „es ist alles in Ordnung. Wir kommen gleich wieder.“
    Er winkte mir, und ich folgte ihm.
    Eve lief uns nach.
    „Wohin gehen Sie, Allan?“
    „Ich komme gleich wieder“, sagte ich, „ich gehe jetzt nur deinen kleinen Hund holen.“
    „Au, fein!“ rief sie und tanzte auf der Wiese herum, „au, fein! Einen kleinen Hund! Ich hab’s ja gewußt, daß der Wunsch in Erfüllung geht.“
    Wir kehrten schweigend zu den Wagen zurück.
    Doktor Howard saß zusammengesunken im Polizeiwagen und starrte vor sich hin. Als wir die Tür öffneten, schaute er uns an.
    „Nun wissen Sie’s also“, sagte er.
    „Gar nichts weiß ich!“ schrie Marting. „Wo ist Virginia? Das ist doch Ihre Assistentin, oder?“
    „Ja, das auch. Aber sie ist auch meine Frau.“
    „Ihre — Frau?“
    „Ja“, sagte er ruhig, „meine Frau. Wir haben vor fünfundzwanzig Jahren geheiratet, und als ich Schiffsarzt wurde, trennten wir uns. Eigentlich wurde ich nur ihretwegen Schiffsarzt — aber das gehört nicht hierher. Später fand sie mich, und ich nahm sie als Assistentin. Dann wurde ich Hausarzt bei den Pickles und verliebte mich in Dinah. Dinah wußte, daß ich sie vorerst nicht heiraten konnte. Ich hatte vor, mich scheiden zu lassen. Und als ich deshalb mit ihr sprach, war es schon zu spät: sie hatte schon angefangen, die Pickles umzubringen.“
    „Aber warum?“ rief Marting, „warum denn?“
    „Sie hatte sich die Blüten verschafft“, fuhr Howard gleichmütig fort, „und sie war auf diese Idee gekommen, als ich ihr von Eves harmlosem Streich erzählte. Sie hätte auch noch Dinah und Mrs. Buttom auf die gleiche Art getötet, wenn es mir nicht aufgefallen wäre. Sie war von Ehrgeiz zerfressen und glaubte, ich könne mit dem Geld ein großes Krankenhaus eröffnen. Es war ihr ein Dorn im Auge, daß ich als unbekannter Arzt in dieser großen Stadt lebte. Sie wußte, daß ich Eves Vormund war. Ich schwöre Ihnen, ich schöpfte wirklich erst Verdacht, als der alte Herr erkrankte, und selbst da hielt ich es noch nicht für möglich. Deshalb beging ich auch die Unvorsichtigkeit, ihr von meinem Plan, Dinah zu heiraten, zu erzählen. Sie muß rasend gewesen sein vor Eifersucht, und daraufhin brachte sie Dinah um.“
    Marting riß den Arzt mit einem brutalen Griff in die Höhe.
    „Mann Gottes!“ schrie er ihn an. „Sind Sie verrückt geworden? Wo ist Ihre Frau?“
    „Ich brachte sie gestern nach San Fernando ins Krankenhaus“, sagte er tonlos. Dann aber richtete er sich ein wenig auf und sagte klar

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