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180 - Die Enkel der Astronauten

180 - Die Enkel der Astronauten

Titel: 180 - Die Enkel der Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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So weit das Auge reichte, flackerten Häuser und Bäume hell auf, als hätte jemand tausend Lagerfeuer entzündet.
    Windböen wirbelten Funken und Ruß durch die Luft. Ein Sturm heulte los. Er drückte die Flammen zu Boden und jagte dann mit ihnen über die Stadt. Welt und Himmel waren ein einziges Flammenmeer. Brausend näherte sich die Feuerwalze der Terrasse. Carlos wollte fliehen, war aber unfähig sich zu bewegen. Er spürte, wie versengter Stoff sich in seine Haut brannte. Die Walze kam direkt vor ihm zum Stehen und veränderte ihre Form. Tiefrot erhob sich über Carlos eine gigantische Kröte…
    Schweißgebadet erwachte Carlos. Schon wieder diese Kröte! Dieses Mal hat sie mich nicht verschlungen…
    Vor dem Fenster tobte ein Gewitter. Er wankte ins Bad unter die Dusche. Während das Wasser über seinen hageren Körper rieselte, fiel sein Blick auf den Rasierer von Enrique.
    Beim Jahresfest der Technischen Universität hatten sie sich kennen gelernt. Enrique spielte Geige in einer Irish-Folk-Gruppe. Drei Jahre war das jetzt her. In der Zeit hatte er das geregelte Leben von Carlos gänzlich auf den Kopf gestellt. Jede Ordnung, alle Regelmäßigkeit löste er in fröhliches Feiern auf. »Sei nicht so ernst, Carlos. Das Leben ist eigentlich ganz leicht. Gib dich ihm hin!« Mit Enrique war alles so einfach.
    Carlos frottierte sich ab, als wollte er die Erinnerungen aus seiner Haut schrubben.
    Vor zwei Jahren hatte Carlos endlich sein Ingenieurdiplom erlangt. Sie reisten nach Australien und waren von dem Land begeistert. Enrique wollte bleiben.
    Carlos überredete ihn noch ein Weilchen zu warten. Er wollte erst seinen Doktor machen. Thema: Statik und Naturkatastrophen.
    Carlos wischte über den beschlagenen Spiegel. Ein dunkles Augenpaar sah ihn vorwurfsvoll an.
    Vor drei Monaten waren sie ins iberische Randgebirge zum Klettern gefahren, in die Sierra de la Demanda. Sie hingen in den Felsen, und er rief seinem Freund zu:
    »Warte, bis ich dich gesichert habe!«
    Aber Enrique lachte nur und nannte ihn einen Angsthasen. Kurz darauf stürzte er an ihm vorbei in die Tiefe. Sein schöner Körper lag zerbrochen auf einer großen Schieferplatte.
    Vorbei.
    »O Gott! Wie konntest du nur? Ungesichert! Du blöder Idiot!« Carlos’ Faust glitt vom Spiegel. Ein Blitz tauchte den Raum für einige Sekunden in grelles Rot. Durch die offene Tür hörte er den Regen auf die Dachterrasse prasseln. »Und jetzt noch diese verdammten Krötenträume«, flüsterte er.
    ***
    Uluru, Australien, September 1996
    Im Schutze von Stachelgras und dürren Büschen näherten sich die Dornteufel dem Monolithen. Die helle Haut der kleinen Echsen war mit orangefarbenen Streifen durchsetzt. Spitze Hörner reihten sich vom Kopf aus über den Rücken bis an das Schwanzende. In schnellen Bewegungen huschten sie über Sand und Steinplatten.
    Sie hatten den Fuß des Uluru fast erreicht, als plötzlich ein Großwaran aus einer mächtigen Felsenspalte sprang.
    Zischend und fauchend richtete er sich auf seinen Vorderläufen auf.
    Unterwürfig machten die Dornteufel Platz.
    Die Riesenechse hob majestätisch den Kopf und zog ihren schlangenförmigen Körper aus der Höhle.
    Hinter dem Waran traten die Wächter des Uluru ins Freie. Er wich den schwarzen Männern aus. Ihre Körper waren nackt. Merkwürdige Zeichen waren auf Brust, Rücken und Arme tätowiert. Federn und kleine Knochen hingen aus ihren Haaren. Ihre Augen waren mit schwarzen Kreisen ummalt.
    Die Aborigines setzten sich vor die Höhle. Sie legten einen Kreis aus Steinen in ihre Mitte. Eine Weile schauten sie sich schweigend an.
    Endlich erhob der Älteste unter ihnen seine Stimme.
    »ER träumt heftiger in letzter Zeit!« Der Älteste streckte seine geöffnete Hand über den Steinkreis. So verharrte er eine Zeitlang. Schließlich sagte er: »Glaubt mir – es ist so weit!«
    Uluru glühte in der aufgehenden Sonne. Über seine roten Felswände flohen die Schatten großer Vogelschwingen. Ein Adler erhob sich mit einem durchdringenden Schrei in die Lüfte.
    »Ja, es ist bald so weit«, sagte der Älteste. »Lasst SEINEN Ruf über die Erde fliegen!«
    ***
    Blackwood River, November 2522
    Der Mann war groß und blond und hatte ein kantiges Gesicht. Ein Weißer. Er sah nicht aus, als wäre er in dieser Gegend groß geworden. Nein, wirklich nicht.
    Der Mann trug einen zweiteiligen Anzug von grünbrauner Farbe. Nur der Hüftgurt und das Schulterstück der Jacke einschließlich des Kragens waren von einem

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