Nur ein einziges Mal …
1. KAPITEL
Nur eins ist noch schlimmer, als langweilige weiße Baumwollunterwäsche ausgerechnet in der Nacht zu tragen, in der man endlich mit dem Traummann im Bett landet: Wenn er sich noch vor Tagesanbruch aus dem Staub macht.
Unter ihrer Daunendecke versteifte sich Ashley Carson. Mit halb geschlossenen Augen verfolgte sie, wie ihr neuer Geliebter leise den Reißverschluss seiner Anzughose zuzog. Endlich hatte sie mal etwas Mut bewiesen – was zugegebenermaßen nicht allzu oft vorkam – und war mit Matthew Landis ins Bett gegangen. Und Ashley hatte jede einzelne Sekunde davon genossen. Allerdings ahnte sie, dass sie einen Riesenfehler gemacht hatte, indem sie mit keinem Geringerem als dem hoch angesehenen Kandidaten für das Amt des Senators von South Carolina geschlafen hatte.
Das Mondlicht, das durch das kleine Fenster ihres Schlafzimmers fiel, ließ sein dunkles Haar schimmern, das zwar perfekt geschnitten, aber immer noch sexy zerzaust war. Das strahlend weiße Hemd betonte seine breiten Schultern. Es war kaum zerknittert, dabei hatte sie es ihm vor ein paar Stunden eher unsanft vom Leib gerissen, als das harmlose Treffen zur Planung seines Spenden-Dinners in ihrem Restaurant, über dem sie wohnte, unerwartet in ihr Schlafzimmer verlegt worden war.
Matthew mochte ein Traummann sein, aber eben aus sicherer Entfernung, denn sie hätte nie damit gerechnet, näher mit ihm bekannt zu werden.
Ashley führte als Betreiberin ihres Restaurants ein ausgesprochen ruhiges Leben und wusste auch einfache Freuden zu schätzen, weil für ein ehemaliges Pflegekind nichts wirklich selbstverständlich war. Er dagegen stand als einflussreiches Mitglied des Repräsentantenhauses stets im Rampenlicht und machte dabei jederzeit eine souveräne Figur, ob beim Verhandeln hochkarätiger Gesetzentwürfe oder Wohltätigkeitsveranstaltungen.
Doch nicht nur seine Zielstrebigkeit, vor allem sein gewinnendes Wesen zog die Leute so unwiderstehlich an.
Matthew griff nach dem Jackett, das über der Rückenlehne eines Stuhls hing. Würde er sich verabschieden oder sich einfach davonschleichen? Ashley hätte gern geglaubt, dass er sich nicht einfach klammheimlich aus dem Zimmer stahl. Das Gegenteil zu erleben … Nein, das könnte sie nicht ertragen. Also setzte sie sich auf und zog dabei das geblümte Laken vor die Brust.
„Die Dielen knarren, Matthew. Du solltest vorsichtig sein, sonst höre ich, wie du dich aus dem Staub machst.“
Er blieb wie angewurzelt stehen und straffte die Schultern, ehe er sich langsam umdrehte. Natürlich war er unrasiert, und seine Bartstoppeln wirkten irgendwie düster. Ein schuldbewusster Ausdruck schimmerte in seinen smaragdgrünen Augen. Beim Weg ins Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten hat ihm sein Aussehen nicht gerade im Weg gestanden, dachte Ashley. In fünf Monaten, nächsten November, konnte er gut und gerne zum Senator mit den sexy Augen werden, falls er das Mandat gewann, das seine Mutter abgab.
Mit einem kurzen Blinzeln verbarg Matthew, was immer gerade in ihm vorging. „Wie bitte? Ich habe mich nirgends mehr weggeschlichen, seit ich zwölf war und versucht habe, die Zeitschriften meines Cousins zu klauen, die er unter seiner Matratze versteckt hatte.“ Er steckte seine Krawatte in die Hosentasche. „Ich war dabei, mich anzuziehen.“
„Oh, dann habe ich mich wohl getäuscht.“ Ashley schlüpfte aus dem Bett und wickelte sich dabei das Laken um den nackten Körper. Im Zimmer duftete es nach getrocknetem Blüten-Potpourri und Moschus, aber sie ließ sich davon nicht ablenken. „Nur trittst du im Vergleich zu gestern leise auf und hast offenbar eine Vorliebe dafür entwickelt, in Socken herumzulaufen.“
Mit einer Kopfbewegung wies sie auf seine Gucci-Schuhe, die er in der Hand hielt.
„Du hast fest geschlafen.“
Fantastischer Sex brachte eine Frau schon mal an den Rand der Erschöpfung. Anscheinend habe ich das bei ihm nicht zustande gebracht, überlegte Ashley frustriert. Aber das behielt sie lieber für sich. „Wie aufmerksam von dir.“
Er ließ die Schuhe auf den Boden fallen und zog einen nach dem anderen an. Als sie seine teuren Designermodelle auf ihrem abgetretenen Dielenboden mit dem Flickenteppich sah, fiel Ashley wieder einmal auf, dass dieser gut gekleidete künftige Senator gar nicht in ihre Welt passte. Zu schade, dass diese Erkenntnis ihrer Sehnsucht nach ihm kein bisschen dämpfte. Am liebsten hätte Ashley ihn auf der Stelle wieder auf ihr Bett
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