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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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ihr zusammenwohnte. Aber gerade als ich mich verteidigen und ihm sagen wollte, dass wir uns ständig unterhalten, musste ich mir eingestehen, dass er recht hatte. Wir redeten tatsächlich nicht viel miteinander. Und wenn ich genau darüber nachdachte, dann wusste ich sogar recht wenig von ihr. Ich kannte natürlich ihre Vorlieben und Abneigungen, war total von ihren krusen Glaubensvorstellungen indoktriniert, aber über ihr Leben wusste ich wirklich nicht viel. Ich wusste nicht viel von IHR . Also sah ich ihn letztendlich nur an und zuckte mit den Schultern. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass es noch schlimmer kommen würde.
    Denn er sah mich an und sagte: »Und, Colby, ich will, dass du weißt, dass du so etwas nicht tun musst.«
    »Was tun?«, fragte ich. Mir brummte der Schädel von so vielen Dingen, dass ich gar nicht mehr wusste, was er jetzt meinte.
    Er sah von den Kondomen zu mir, und man musste nicht Gedanken lesen können, um zu wissen, was er meinte.
    »Heißt das … du willst nicht?«, fragte ich, unwillkürlich erschrocken. Die ganze Zeit über war ich so davon besessen gewesen, dass ich mir sicher war, die Entscheidung darüber läge letztendlich bei mir allein. Ich hatte nicht einmal daran gedacht, dass er dazu vielleicht auch etwas zu sagen hatte.
    Er zuckte nur mit den Achseln. Als ich das sah, dieses gleichgültige Heben und Senken seiner Schultern, wurde ich vor Scham knallrot und fühlte mich zutiefst erniedrigt. Mit zitternden Fingern griff ich hektisch nach der dummen Packung, sodass ich schon fürchtete, ich würde sie fallen lassen. Aber ich nahm sie, warf sie in meine Tasche, packte demonstrativ meinen Sonnenschirm, meine Bücher und Zeitschriften darüber, damit sie mir aus den Augen blieb, begraben und vergessen.
    Als ich nach meinem T-Shirt griff, weil ich der Meinung war, dass ich ebenso gut gehen konnte, legte er mir die Hand auf den Arm und sagte: » Koukla Mou , bitte geh nicht!«
    Ich fiel in mich zusammen. War total fertig, heulte jämmerlich und fegte das T-Shirt zur Seite. Denn seit wir wieder zusammen sind, kann ich nicht widerstehen, wenn er mich so nennt. Aber das hieß nicht, dass ich nicht sauer war.
    Dann sah er mich an und sagte: »Ich meine, du musst das nicht meinetwegen machen. Oder weil du glaubst, dass ich es will. Oder weil du glaubst, dass du bald wegfährst und mich nie wieder siehst und es deshalb tun musst. Oder weil du glaubst, wenn du es nicht tust, werde ich dich vergessen. Denn obwohl ich will, Colby, mehr als du dir vorstellen kannst, ist keiner dieser Gründe für dich ausschlaggebend. Und ich will nicht, dass du etwas tust, was du eines Tages vielleicht bereust.«
    »Wieso sollte ich es bereuen?«, fragte ich, unerklärlicherweise komplett sauer. Das war doch nicht normal oder natürlich, oder? Was für ein Junge schlägt denn die Gelegenheit zum Sex aus? Welcher vernünftige Junge tut so etwas?
    Aber er lachte nur. »Na ja, du neigst zu unbesonnenen Handlungen, falls es dir noch nicht aufgefallen ist.«
    Ich verdrehte die Augen. Selbst wenn das so war, was ging ihn das an? Was konnte es ihn kratzen, wenn ich es tatsächlich bereuen würde? Wahrscheinlich würden wir uns sowieso nie wieder sehen, also was sollte das? Na ja, das erste Mal habe ich definitiv bereut, aber damit bin ich irgendwie fertig geworden. Was würde schon passieren, wenn sich das zweite Mal als noch größerer Fehler erweisen sollte? Allerdings fiel mir bei dem Gedanken auf, dass es genau das war, worauf er von Anfang an hinauswollte. Dass es tatsächlich nur darum ging, später nichts zu bereuen, wenn man darüber nachdachte.
    Also sah ich ihn an und sagte: »Na, vielleicht hast du recht. Allerdings denkt sowieso schon die ganze Stadt, dass wir es tun, meinst du nicht, dass wir es dann tatsächlich machen sollten?« Dann lachte ich, aber nicht richtig, sondern mein blödes, nervöses Lachen, das er wahrscheinlich mittlerweile gut genug kannte.
    Aber er lächelte und küsste mich. »Wir haben noch drei Nächte zusammen«, flüsterte er mit seinen Lippen an meinen. »Denk eine Weile darüber nach und sag mir Bescheid. Ehrlich, bleib locker, kein Problem.«
    Ich sah ihn einen Augenblick lang schweigend an, dann schüttelte ich den Kopf, machte mich los und ließ mich auf mein Handtuch sinken. »Du bist schon ein komischer Typ, weißt du?«, meinte ich und wandte ihm den Kopf zu.
    Aber er lächelte nur. »Das sagst ausgerechnet du.«
    29. August
    An: CarlCavendish
    Von:

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