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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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Vormittag. Doch bevor die Maultiere aufbrachen, bat Forrie Bollinger, Fotos von ihr zu machen, die sie ihrer Enkeltochter schicken wollte. Sie stand am Geländer vor der weltberühmten Aussicht auf den Canyon. Sie posierte und hielt mit einer Hand die weiche Krempe des Strohhuts, den sie im Souvenirladen des Hotels erstanden hatte. Sie nahm den Hut ab, drehte sich um und hielt eine Hand über die Augen, als blickte sie in die Tiefe wie eine Schmierenkomödiantin früherer Tage. Sie alberte herum und tat so, als verlöre sie das Gleichgewicht. Dann stieß sie einen erstickten Laut aus und war verschwunden. Ein Park-Ranger eilte zu dem Geländer und sah sie drei Meter tiefer am Abhang hängen, wo sie sich an einer kleinen Pflanze festzuhalten versuchte. Ihr Hut lag weiter unten. Noch während der Ranger über das Geländer kletterte und die Hand nach ihr ausstreckte, begann die Pflanze zu zittern und verlor ihren Halt. Forries Finger gruben sich in das Geröll, als sie dem Abgrund entgegenrutschte. Der Ranger streckte ihr den Fuß hin und rief, sie solle sich daran festhalten, doch die rettende Fußbewegung kollidierte mit Forries Hand. Sie sauste den Abhang wie eine Wasserrutsche hinunter und hinterließ als Spur zehn tiefe Furchen, bevor sie in einer letzten verzweifelten Anstrengung nach ihrem neuen Strohhut griff, den sie fast erreicht hätte.
    Niedergeschlagen kehrten die Ausflügler am nächsten Tag nach Wyoming zurück. Immer wieder bestätigten sie einander, dass Forrie nicht einmal geschrien hatte, als sie fiel, was als Indiz von Charakterstärke gedeutet wurde.
     
    Ray Forkenbrock nahm den Faden seiner Lebenserinnerungen am Wochenende danach wieder auf. Berenice wartete einige Minuten, nachdem Beth gekommen war, bevor sie vor dem Zimmer ihren Horchposten bezog. Mr. Forkenbrock hatte eine monotone, aber laute Stimme, und sie konnte jedes einzelne Wort verstehen.
    »Also, der Familie ging es etwas besser, seit er als Fahrer Ersatzteile zu den Ölpumpen brachte«, sagte er. »Er verdiente nicht schlecht und wurde Mitglied in einer dieser Organisationen, bei den adventistischen Pfadfindern. Sie hatten auch eine Frauengruppe, in die meine Mutter eintrat und die einen komischen Namen hatte, so ähnlich wie Damentoilette - nein, Damenstafette. Beide waren begeisterte Pfadfinder und schwärmten von ihren Ritualen, von ihrer Gemeinschaft, von den guten Taten und den Gelübden für was weiß ich. Mutter war dauernd mit Backen für ihre Stafette beschäftigt«, sagte er. »Und für uns Kinder gab es Angelwettbewerbe, Picknicks und Sackhüpfen. Wie bei den normalen Pfadfindern, nur ländlicher - mit Zaumzeugflechten und Kälberaufziehen. Eine Mischung aus Pfadfindern und Landjugend, wo wir nicht reinpassten.«
    Berenice fand das alles ziemlich nervtötend.Wann würde er endlich etwas über die Bledsoes sagen? Am anderen Ende des Flurs sah sie Deb Slaver mit einem Tablett voller Verbandsmaterial aus Mr. Harrells Zimmer kommen. Mr. Harrell hatte ein offenes Schienbein, das nicht heilen wollte, und der Verband musste zweimal täglich gewechselt werden.
    »Kratz nicht dran rum, du böser Bube!«, rief Deb, als sie um die Ecke verschwand.
    »Na ja, Mutter hat sich da mehr engagiert als Dad. Sie war gern mit Leuten zusammen, und in Coalie Town hatten wir keine netten Nachbarn gehabt. Die Stafettendamen machten historische Besichtigungen von allen möglichen Massakerschauplätzen und Flusstälern, wo früher Baumstämme geflößt wurden. Mutter war immer mit Begeisterung dabei. Sie hatte was übrig für die Geschichten aus der alten Zeit. Sie kam dann ganz aufgeregt nach Hause und brachte einen schönen Stein mit. Als sie starb, hatte sie ein Dutzend Felsbrocken bei ihren Ausflügen gesammelt«, sagte er.
    Berenice dachte im Flur an ihre Schwester, die sich Felsabhänge hinaufmühte, um es ihrem felswütigen Ehemann recht zu machen, und die seinen Sack voller Steine trug.
    »Dass irgendwas mit unserer Familie nicht stimmte, merkte ich zum ersten Mal, als sie von einem Besuch in Farson zurückkam. Ich weiß nicht, warum sie dort waren; die Frauen aus Farson hatten sie zum Essen eingeladen - Kartoffelsalat und Hot Dogs«, sagte er.
    »Eine der Frauen hatte gesagt, sie würde einen Forkenbrock in Dixon kennen. Soweit sie wusste, hatte er eine Ranch im Snake-River-Tal. Als ich das Wort Ranch hörte, spitzte ich natürlich die Ohren«, sagte er.
    »Und der Name Forkenbrock ist nicht so verbreitet. Also habe ich Mutter gefragt, ob

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