High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
ihm gleich klar, dass er keinesfalls glauben brauchte, dass ich für ihn kochte und seinen Mist wegräumte.
Was für´n kranker Scheiß, dachte ich bei mir. Jetzt ist endgültig nichts mehr, vom einst selbstbewussten High Heel Vamp mehr übrig. Jetzt bin ich zum turnschuhtragenden Hausmütterchen mutiert, das Wunschformeln vor sich hinplapperte und zu allem Überfluss, auch noch von einem unsichtbaren Wesen, namens Harvey begleitet wurde.
Tage später verrichtete ich immer noch allein den Haushalt und die Kinderbetreuung. Nicht einmal das Kochen nahm mir Harvey ab. Wahrscheinlich saß er neben Chris auf der Couch und wartete aufs Essen. Leider gab es kein Umtauschrecht, geschweige denn eine Geld-zurück-Garantie. Harvey war wirklich eine Fehlinvestition.
Mit jedem Kind wird’s leichter
Nachdem ich der Spiritualität wieder entsagt hatte und Harvey endlich losgeworden war, machte, sich eine schon bekannte Übelkeit in mir breit.
»Ich werd doch nicht etwa…?«, fragte ich mich selbst.
Dass ich weiterhin Selbstgespräche führte und noch dazu laut, ist noch ein Überbleibsel aus meiner Harveyzeit. Nicht ungewöhnlich, das sind ganz natürliche Nebenwirkungen, die sich mit Absetzen von Esoterik wieder geben.
Ich fuhr zum Drogeriemarkt und kaufte einen Test. Tatsächlich, ich war wieder Schwanger. Natürlich freute ich mich und wollte das freudige Ereignis auch gleich meinem Mann mitteilen. Und typisch Klischeehaft, ich dachte ja immer, das ist nur so ein Witz, den man im Fernsehen als ultimativen Lacher serviert bekommt, antwortete mein Mann «wie konnte das passieren?»
War es der Klapperstorch, oder doch die unbefleckte Empfängnis? Letzteres weiß ich, dass das ausgeschlossen ist, da ich Julian auf sehr menschliche Weise empfangen habe.
Auch diesmal sah ich die Welt wieder abwechselnd in rosa und hellblau, doch auch diesmal blieb sie hellblau. Chris freute sich überschwänglich, noch ein Sohn, die Namensweitergabe war somit gesichert. Und während mein Bauch immer runder wurde, versicherte mir Chris, dass er mir immer behilflich sein wolle.
Zugegeben, bei den meisten Dingen brauchte ich noch keine Hilfe, ich machte den Haushalt wie immer noch selbst, kümmerte mich um Julian und war auch noch immer mit dem Koordinieren von Terminen und Wir-Erledigungen beschäftigt.
Mit dickerem Bauch zwar, dennoch war alles wie sonst. Außerdem war ich ja auch nicht krank, sondern schwanger. Aber es tat gut zu wissen, wenn ich ihn bräuchte, würde ich mich auf ihn verlassen können. Zumindest sagte er das immer, aber diesmal war ich nicht mehr so blauäugig. Dass es nie zu mehr, als zur mündlichen Bereitschaft kommen würde, wusste ich ja bereits, hatte mich aber damit abgefunden.
So vergingen wieder endlos viele Tage bis ich endlich im Kreissaal unseren zweiten Sohn Tim zur Welt brachte.
Diese eine Woche, in der ich im Krankenhaus war, schaffte er das, was ich kaum noch für möglich gehalten hätte. Er kümmerte sich um seinen Erstgeborenen, machte ihm essen, stand nachts auf, wenn er schlecht träumte und sorgte dafür, dass er anständig angezogen war. Natürlich half ihm Schwiegermama so oft es nur ging, aber ich war Stolz auf meinen Mann. Wenn´s also wirklich drauf ankam, dann war er tatsächlich da.
Und mit was verbrachte ich meine Zeit im Krankenhaus? Ich schlief und schlief. Zum ersten Mal hatte Chris Recht, denn ich stand nur auf, wenn ich in der Krankenhausboutique shoppen wollte oder mir die Haare machen ließ. Aber irgendwann war die schöne Zeit vorbei und ich wurde mit unserem neuen Familienmitglied Tim, entlassen.
Ich kam nach Hause und fand alles sauber und ordentlich vor. Seine Mama sei gestern noch da gewesen, meinte Chris. Sie hat das Geschirr weggespült, gesaugt und die Wäsche gemacht.
Ach so, und ich dachte schon…, aber Wunder gibt es ja bekanntlich immer wieder.
Nach einigen Tagen hatte ich meinen Tagesablauf schon wieder so gut koordiniert, dass weder Julian, noch Chris, noch der Haushalt zu kurz kamen. Deswegen fiel es mir auch nicht schwer, nun auch noch unseren Tim planmäßig zu stillen, zu wickeln und ins Bett zu bringen. Die Zeitverschiebung lag dabei lediglich bei einer Stunde. Gar nicht so schlecht, fand ich und nach einem halben Jahr hatte ich mich sogar noch mehr verbessert. Ich baute meine Multi Taskin Fähigkeiten soweit aus, dass ich sogar wieder eine Stunde reinholen konnte.
Jetzt arbeitete ich nur noch 5:30 Uhr bis 19:00 Uhr. Wobei ich ja nun
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