Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
zurückliegenden Sieges in Fontenoy – mochte er nicht lange Freude daran haben! Aber mit Hilfe von zwei in Frankreich lebenden Landsleuten, Aeneas Macdonald, einem Bankier aus Paris, und Antoine Welsh, einem irischen Reeder, konnte Charles Edward seine wahnwitzige Expedition aufstellen.
Wir wussten wenig von dem, was sich da ankündigte, abgesehen davon, dass der Prinz Mitte Juli an der Ostküste Schottlands gelandet war, genauer gesagt auf der Insel Eriksay, dem Stammsitz der Macdonalds von den Inseln. Einen Monat später war in Glenfinnian die Standarte aufgepflanzt und akklamiert worden. Die Treueschwüre wurden mehr und mehr. Schon klirrten die Waffen. Das Abenteuer von 1745 begann… und ich erriet schon seinen Ausgang.
»Ich werde sie aus den Kämpfen heraushalten«, versicherte mir Duncan mit leiser Stimme.
Ich legte die Hand auf die meines Sohnes und spürte, wie mir das Herz schwer wurde. Nun, da er älter wurde, ähnelte er seinem Vater so sehr! Liam fehlte ihm schrecklich, genau wie mir. Ich wusste, welche Gefühle ihn zerrissen. So wie sein Vater vor vielen Jahren nahm er seine Söhne mit, um zusammen mit einem Stuart auszuziehen, und wusste dabei ganz genau, dass bis zum Sieg oder bis zur Niederlage der Tod ihr Begleiter sein würde. Aber in den Highlands hatte die Freiheit eben ihren Preis.
In unseren Bergen wollte es einfach nicht Frieden werden. Es hieß, dass dieses wilde Land von den Geistern der großen Fiann-Krieger 5 bewohnt war, deren Atem ihm seinen Duft schenkte; einen Duft, der sich nicht vom Geruch der Sassanachs 6 beherrschen lassen wollte. Manche Dinge ließen sich eben nicht ändern. Tief im Blut dieses Volkes war die Überzeugung verankert, dass sein Überleben davon abhing, standhaft an seinen Wurzeln festzuhalten. Die Sassanachs fielen über uns her, wühlten unsere Erde um und legten unsere Wurzeln frei, um sie besser ausreißen zu können. Es war allerhöchste Zeit, diesen kriegerischen Geist wieder zu erwecken und das Flammende Kreuz zu schwenken.
»Es ist gut«, antwortete ich einfach, denn ich wusste genau, dass es nichts hinzuzufügen gab.
Ich wandte mich den Hügeln zu und beobachtete ein Weilchen die beiden Knaben, die sich gut unterhielten. Alexander lief hinter John her. Er war ständig an der Seite seines Zwillingsbruders, folgte ihm wie ein Schatten und versuchte, jedes Wort und jede Bewegung von ihm nachzuahmen, um endlich ein vollgültiges Mitglied des Clans zu werden. Äußerlich hatte die Natur sie exakt gleich erschaffen, doch ihre Charaktere waren vollkommen entgegengesetzt.
Ich zweifelte nicht daran, dass sie eng verbunden waren. Was für ein faszinierendes Phänomen die Entstehung von Zwillingen doch ist, die Geburt zweier Wesen, identisch und zugleich verschieden! Von demselben Blut und demselben Fleisch und doch zwei unterschiedliche Geister, waren meine beiden Enkel zusätzlich durch eine jeweils andere Umgebung beeinflusst worden. John war von ruhigem, überlegtem Naturell und wirkte mäßigend auf Alexanders rebellisches, streitsüchtiges Temperament. Wenn sein Bruder eine Dummheit anstellte, was allzu oft vorkam, verteidigte er ihn immer. Aber ich spürte, dass es zwischen ihnen nicht mehr so war wie früher. Wäre es anders gekommen, wenn man die beiden nicht in früher Kindheit auseinandergerissen hätte? Eines stand inzwischen fest: Diese Trennung war ein schrecklicher Fehler gewesen.
Die ganze Geschichte hatte mit dem viel zu frühen Tod der kleinen Sarah begonnen. Die Diphtherie hatte das Mädchen, das zwei Jahre älter als die Zwillinge gewesen war, dahingerafft. Dann hatte die Krankheit Coll befallen, der ein Jahr jünger gewesen war als Sarah, und schließlich war John ebenfalls krank geworden. Duncan und Marion, die um den kleinen Alexander fürchteten, hatten sich widerstrebend entschlossen, ihn nach Glenlyon zur Familie meiner Schwiegertochter zu schicken, bis die beiden anderen vollständig genesen wären… falls Gott ihnen diese Gnade schenkte. Es sollte mehrere lange Monate dauern. Schließlich – niemand wusste, wie dieses Wunder geschehen war – überstanden die beiden Brüder die Krankheit, wenngleich sie noch länger unter einigen Folgeerscheinungen litten, die erst die Zeit linderte. Unterdessen hatte Marion, die vollständig erschöpft war und sich immer noch sorgte, die Krankheit könne Alexander überfallen, den weniger kräftigen der Zwillinge, es vorgezogen, ihren Letztgeborenen noch eine Weile in Glenlyon zu
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