Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Highlands dem Viehdiebstahl nachzugehen, begleitete seinen Vater nur allzu gern in die Lennox-Berge. Dort taten die beiden sich mit einem gewissen Buchanan of Machar und den Söhnen des verstorbenen Robert Roy Macgregor zusammen. Einer von ihnen, James Mor, war ein alter Spießgeselle von Duncan. Diese Leute verstanden sich ausgezeichnet auf das black mailing 3 . Mir kam dieser neue Erwerb nicht weniger gefährlich vor als der alte. Aber was konnte ich dagegen tun? Liam machte es glücklich. Von etwas muss man schließlich leben, erklärte er mir außerdem immer wieder mit dem typischen Pragmatismus der Schotten.
»Von etwas muss man schließlich leben«, murmelte ich, in meinen Erinnerungen verloren, vor mich hin.
Eine warme Hand legte sich auf meinen Arm und holte mich in die Gegenwart zurück. Ich wandte mich Duncan zu und sah, dass seine blauen Augen traurig dreinschauten. Er löste den Blick von mir und sah den Zwillingen zu, die Krieg spielten.
»Ich nehme sie mit.«
»Aber sie sind erst dreizehn, Duncan! Marion wird niemals…«
»Ich habe es so entschieden. Sie braucht Ruhe. Ich mache mir Sorgen um sie, Mutter. Das Fieber ist gefallen, aber sie ist immer noch schwach. Und der Winter steht bevor … Bei mir sind sie besser aufgehoben. Ich werde auf sie aufpassen, und ihre Brüder Duncan Og, Angus, James und Coll sind ja auch noch da. Sie sind schließlich fast schon Männer…«
Bei seinen Worten konnte ich nicht anders, als ihm einen bedeutungsvollen Blick zuzuwerfen. Was er da sagte, erinnerte mich an ein Versprechen, das er mir an einem grauen Morgen gegeben und nicht hatte halten können. Damals waren die Männer des Clans aufgebrochen, um zu den jakobitischen Truppen des Earl of Mar zu stoßen. 1715 war das gewesen, und es kam mir vor, als wäre es schon eine Ewigkeit her. Und andererseits stand die Erinnerung mir so lebhaft vor Augen, als wäre es gestern gewesen. Leider war Ranald nicht aus der Schlacht von Sheriffmuir zurückgekehrt. Ich wusste, dass Duncan sich teilweise verantwortlich dafür fühlte. Dabei hatte ich ihm nie einen Vorwurf gemacht. So war der Krieg nun einmal: Das Leben eines Mannes war nur ein schmaler Tribut, den man für eine Sache entrichtete.
Unauslöschliche Erinnerungen… manchmal süß und manchmal grausam. Sie sind in der Lage, den Schleier vor den Bildern und Gerüchen wegzuziehen, die wir im Laufe unseres Lebens in unserem Geist ansammeln, um daraus die Essenz unserer Gefühle zu destillieren.
Mehr als dreitausend Männer aus den Clans im Westen der Highlands, die seit Jahrhunderten eine jakobitische Hochburg waren, hatten sich bereits unter der Standarte von Charles Edward Stuart versammelt. Der junge Prinz war der Sohn von James Francis Edward, den man damals den Prätendenten nannte und der, nachdem er nach dem letzten Aufstand für immer ins Exil gehen musste, einer Nervenschwäche anheimgefallen war. Nun sollte Charles Edward den Thronanspruch seines Vaters vertreten. England, das mit seinen ewigen Kriegen gegen Frankreich auf dem Kontinent beschäftigt war, hatte nur sehr wenige Truppen auf seinem eigenen Territorium zurückgelassen. Der Augenblick schien günstig zu sein. Vielleicht konnten die Jakobiten mit ein wenig Glück ja ihr Ziel erreichen?
Elegant, energisch, von fröhlichem Temperament und unwiderstehlichem Charme, besaß Charles Edward Stuart, den man liebevoll »Bonnie Prince Charlie« 4 nannte, alle Eigenschaften, die einen Anführer ausmachten, und schien genau der Richtige zu sein, um seine Untertanen nach dreißig Jahren des Friedens erneut auf den Weg des Krieges zu führen. Der Auslöser war wohl der Tod des Kaisers von Österreich gewesen, Karls VI., der zu neuen Konflikten zwischen Frankreich und England geführt hatte; ein Teil von dem, was man inzwischen den Österreichischen Nachfolgekrieg nennt.
Die jakobitischen Chiefs, insbesondere der hinterlistige Lord Lovat und der Enkel des hochverehrten Ewen Cameron, der junge Donald, fanden, dass diese Unstimmigkeiten, die sich über ganz Österreich, Deutschland und Flandern erstreckten, eine gute Gelegenheit für einen neuen Versuch boten, einen Stuart auf den schottischen Thron zu setzen.
Bewogen von der Aussicht, den Thron zurückzuerlangen, den man seinem Großvater 1688 geraubt hatte, ersuchte der stürmische Bonnie Charlie den König von Frankreich um Hilfe. Doch Louis XIV. wusste nichts mit den schottischen Problemen anzufangen und sonnte sich lieber im Ruhm seines kurz
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