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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Er kannte sich gut genug, um zu begreifen, dass selbst der augenscheinliche Erfolg seines Plans nicht verhindern würde, dass er wach lag und sich sorgte wie ein Hund, der einen Knochen gefunden hat – dass er ihn auf Schwächen inspizierte und nach Verbesserungsmöglichkeiten suchte. William würde schließlich nicht sofort aufbrechen; es blieb noch ein wenig Zeit, zu überlegen und nötigenfalls Veränderungen vorzunehmen.
    General Howe zum Beispiel. War das die beste Wahl gewesen? Vielleicht Clinton … nein, doch nicht. Clinton war ein kleinliches altes Waschweib, und es widerstrebte ihm, auch nur einen Fuß zu rühren, solange es keine schriftliche Order in dreifacher Ausfertigung gab.
    Die Gebrüder Howe – der eine General, der andere Admiral – waren für ihre Grobheit berüchtigt, und beide hatten das Benehmen, das Aussehen und die allgemeine Ausstrahlung wilder Eber in der Brunst. Allerdings waren sie beide nicht dumm – und weiß Gott nicht zimperlich -, und Grey war der Auffassung, dass grobes Benehmen und harte Worte Willie gewiss nicht umbringen würden. Mit einem Kommandeur, der die Angewohnheit hatte, auf den Boden zu spucken – einmal hatte Richard Howe sogar Grey angespuckt, doch das war keine Absicht gewesen, da der Wind unerwartet gedreht hatte -, kam ein junger Subalterner wahrscheinlich eher zurecht als mit einigen der Launen, die Greys andere Militärbekanntschaften an den Tag legten.
    Allerdings war selbst der verschrobenste Vertreter der Waffenbruderschaft jedem Diplomaten vorzuziehen. Er fragte sich, ob es wohl eine Kongregationsbezeichnung für Diplomaten gab. Wenn die schreibende Zunft die Bruderschaft des Federkiels war – vielleicht die Bruderschaft des Stiletts? Nein, beschloss er. Viel zu direkt. Wohl eher die Bruderschaft der Langweiler. Obwohl diejenigen, die nicht langweilig waren, gelegentlich sehr gefährlich sein konnten.
    Sir George Germain gehörte der seltensten Sorte an: langweilig und gefährlich.
    Eine Zeit lang wanderte er auf den Straßen des Städtchens auf und ab, um endlich müde zu werden, bevor er in sein kleines, stickiges Zimmer zurückkehren würde. Der Himmel hing tief; Wetterleuchten huschte durch die Wolken, und die Atmosphäre war so feucht wie ein Badeschwamm. Er hätte längst in Albany
sein sollen – auch nicht weniger feucht und von Ungeziefer verseucht, aber ein wenig kühler, in der Nähe der herrlichen dunklen Wälder der Adirondacks.
    Dennoch, er bedauerte seine überhastete Reise nach Wilmington nicht. Für Willie war gesorgt; das war das Wichtigste. Und Willies Schwester Brianna – einen Moment lang erstarrte er mit geschlossenen Augen und durchlebte diesen schmerzhaft erhabenen Augenblick am Nachmittag noch einmal, als er die beiden zusammen gesehen hatte – die einzige Begegnung, die es je geben würde. Er hatte kaum atmen können; sein Blick war fest auf die beiden hochgewachsenen Gestalten geheftet, diese schönen, kühnen Gesichter, die einander so ähnelten – und die beide dem Mann so ähnelten, der neben ihm gestanden hatte, reglos, der anders als Grey jedoch in heftigen Zügen Luft geholt hatte, als fürchte er, nie wieder atmen zu können.
    Grey rieb sich geistesabwesend den linken Ringfinger; er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, ihn nackt vorzufinden. Er und Jamie Fraser hatten getan, was sie konnten, um für die Sicherheit derer zu sorgen, die sie liebten. Und bei aller Traurigkeit tröstete ihn der Gedanke, dass sie durch diese Verwandtschaft der Verantwortung verbunden waren.
    Würde er Brianna Fraser MacKenzie je wiedersehen?, fragte er sich. Sie hatte nein gesagt – und diese Tatsache schien sie genauso traurig zu stimmen wie ihn.
    »Gott segne dich, Kind«, murmelte er und schüttelte den Kopf, als er sich zum Hafen zurückwandte. Sie würde ihm sehr fehlen – doch genau wie bei Willie war seine Erleichterung darüber, dass sie Wilmington und die Gefahr bald hinter sich lassen würde, größer als sein persönlicher Verlust.
    Er spähte unwillkürlich zum Wasser hinüber, als er auf den Kai trat, und stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als er den leeren Pfahl sah, der schräg im abebbenden Wasser stand. Er hatte nicht verstanden, warum sie getan hatte, was sie getan hatte, doch er kannte ihren Vater – und natürlich ihren Bruder – schon viel zu lange, um die hartnäckige Überzeugung in ihren blauen Katzenaugen nicht zu sehen. Also hatte er ihr das kleine Boot besorgt, um das sie gebeten hatte, und

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