Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
ob Sir Peter die Absicht hat, lange in Wilmington zu bleiben.« Mr. Bell, der auf der anderen Seite neben Lord John saß, verneigte sich freundlich, obwohl William beobachtete, wie er mit zusammengekniffenen Augen in Miriams Richtung blickte. Vielleicht war es ja besser, ihr morgen seine Aufwartung zu machen, wenn Mr. Bell seinen Geschäften nachging.
»Oh. Ich glaube, dass wir nur kurz hierbleiben, Sir«, sagte er respektvoll zu Mr. Bell. »Wenn ich es richtig verstehe, gibt es vor allem im Hinterland Unruhen, daher werden wir gewiss ohne Zögern aufbrechen, um sie niederzuwerfen.«
Das schien Mr. Bell zu freuen, obwohl William aus dem Augenwinkel sah, wie Miriam ihren hübschen Mund verzog, als sie von seiner unmittelbar bevorstehenden Abreise hörte.
»Gut, gut«, sagte Bell jovial. »Gewiss werden auf dem Marsch Hunderte von Loyalisten zu Euch stoßen.«
»Ohne Zweifel, Sir«, murmelte William und aß noch einen Löffel Suppe. Er bezweifelte, dass Mr. Bell zu ihnen zählen würde. Er sah nicht aus wie ein Mann, der viel marschierte. Außerdem würde den Soldaten der Beistand unzähliger unausgebildeter, mit Schaufeln bewaffneter Provinzler ohnehin keine Hilfe sein, doch das konnte er ja kaum laut aussprechen.
Während William versuchte, Miriam zu beobachten, ohne sie direkt zu fixieren, fing er stattdessen ein Blick ab, der zwischen seinem Vater und Hauptmann Richardson hin und her huschte, und erst jetzt begann er sich zu wundern. Sein Vater hatte ausdrücklich gesagt, dass sie mit Hauptmann Richardson dinieren
würden – also war die Begegnung mit dem Hauptmann der eigentliche Zweck des Abends. Warum?
Dann fiel ihm Miss Lillian Bell auf, die ihm gegenübersaß, neben seinem Vater, und er dachte nicht länger an Hauptmann Richardson. Dunkeläugig, hochgewachsener und schlanker als ihre Schwester – jedoch wirklich eine sehr hübsche junge Frau, wie ihm plötzlich klar wurde.
Als sich die Männer nach dem Essen auf die Veranda zurückzogen, überraschte es William nicht, sich am einen Ende neben Hauptmann Richardson wiederzufinden, während sein Vater am anderen Ende Mr. Bell in ein angeregtes Gespräch über die Teerpreise verwickelte. Papa konnte sich mit jedem Menschen über alles Mögliche unterhalten.
»Ich möchte Euch einen Vorschlag unterbreiten, Leutnant«, sagte Richardson, nachdem sie die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht hatten.
»Ja, Sir«, sagte William respektvoll. Er wurde zunehmend neugierig. Richardson war Dragonerhauptmann, befand sich jedoch im Moment nicht bei seinem Regiment; so viel hatte er bereits während des Essens preisgegeben und beiläufig fallen gelassen, er befinde sich auf einem Sonderauftrag. Doch was für ein Sonderauftrag?
»Ich weiß nicht, wie viel Euch Euer Vater über meine Mission erzählt hat.«
»Gar nichts, Sir.«
»Ah. Ich bin damit beauftragt, im Südlichen Department Nachrichten zu sammeln. Nicht dass ich das Kommando über derartige Operationen hätte, versteht Ihr -« Der Hauptmann lächelte bescheiden. »Ich bin nur ein kleiner Teil davon.«
»Ich … bin mir des großen Wertes solcher Operationen bewusst, Sir«, sagte William, um Diplomatie bemüht, »doch ich – das heißt, was mich selbst angeht -«
»Ihr habt kein Interesse an der Spionage. Nein, natürlich nicht.« Es war dunkel auf der Veranda, aber der trockene Ton des Hauptmanns war nicht zu überhören. »Das haben nur wenige Männer, die sich als Soldaten betrachten.«
»Es war nicht als Beleidigung gemeint, Sir.«
»So habe ich es auch nicht aufgefasst. Ich habe nicht vor, Euch als Spion zu rekrutieren – das ist ein delikates Amt, das einiges an Gefahr mit sich bringt -, sondern als Boten. Solltet Ihr dabei allerdings die Gelegenheit bekommen, Euch als Spitzel zu betätigen – nun, das wäre ein zusätzlicher Beitrag, der großen Beifall finden würde.«
William spürte, wie ihm bei der Andeutung, er könne weder mit delikaten noch mit gefährlichen Situationen umgehen, das Blut ins Gesicht stieg, doch er beherrschte sich und sagte nur: »Oh?«
Allem Anschein nach hatte der Hauptmann wichtige Informationen über die Zustände in Carolina zusammengetragen, die er nun dem Kommandeur des Nördlichen Departments zukommen lassen musste – General Howe, der sich gegenwärtig in Halifax befand.
»Natürlich werde ich mehr als einen Boten schicken«, sagte Richardson. »Und ebenso natürlich geht es auf dem Seeweg schneller – aber ich hätte gern mindestens einen Boten, der
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