StatusAngst
Status als Mittel, geliebt zu werden
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Nach allgemeiner Auffassung zählt zu den ursächlichen Motiven des Strebens nach Status nicht zuletzt das Verlangen nach Geld, Ruhm und Macht. Möglicherweise jedoch treffen wir das, wonach wir streben, weit besser mit einem Wort, das in der politischen Theorie eher selten vorkommt: Liebe. Sind die Grundbedürfnisse erst einmal gesichert — ein Dach über dem Kopf und genug zu essen -, könnte es sein, dass das soziale Aufstiegsstreben nicht so sehr vom Verlangen nach materiellen Gütern oder nach Macht diktiert ist als vielmehr durch die Liebe und Verehrung, die wir infolge eines gewachsenen Status glauben beanspruchen zu dürfen. So gesehen, locken Geld, Ruhm und Macht weniger als Selbstzweck denn als Mittel zum Zweck, als klingende Münze der Liebe.
Wie lässt sich nun ein Wort, mit dem wir gemeinhin Erwartungen an die Eltern oder den Partner verbinden, auf etwas anwenden, das wir von der Welt zu bekommen hoffen? Vielleicht können wir Liebe mitsamt ihren familiären, sexuellen und weltlichen Ausprägungen als eine Art des Respekts definieren, als Anteilnahme eines Menschen an der Existenz eines anderen. Liebe zu empfangen bedeutet, sich als Objekt der Zuwendung zu erleben. Wir werden bemerkt, unser Name zählt etwas, man hört uns zu, unsere Fehler werden mit Nachsicht betrachtet, unsere Bedürfnisse befriedigt. Bei einer solchen Behandlung blühen wir auf. Trotz aller Unterschiede zwischen der erotischen und der statusbezogenen Liebe — letztere hat keine sexuellen Komponenten, sie endet nicht in der Ehe, und diejenigen, die sie praktizieren, verfolgen zumeist ihre eigenen Zwecke - bleibt doch als Gemeinsamkeit bestehen, dass auch der für seinen Status Geliebte sich im Wohlwollen derer, die zu ihm aufblicken, sonnt.
Üblicherweise wird ein Mensch in gehobener Position als »Persönlichkeit« bezeichnet und einer, der keinen sozialen Rang bekleidet, als ein »Niemand«. Das ist natürlich Unsinn, da wir alle Individuen mit unverwechselbarer Identität und vergleichbaren Anrechten sind. Doch solche Ausdrücke verraten einiges über die unterschiedliche Behandlung der jeweiligen Gruppierungen. Die ohne Status bleiben unsichtbar, sie werden kurz abgefertigt, ihre nicht minder differenzierten Lebensansprüche werden mit Füßen getreten, ihre Gesichter schlichtweg ausgeblendet.
Ein niedriger Status wirkt sich jedoch nicht nur auf die materielle Existenz aus. Er fordert seinen Preis selten, oder selten jenseits des Existenzminimums, allein im Sinne materieller Einschränkungen, sondern auch und vor allem in der Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls. Einschränkungen kann man lange klaglos hinnehmen, wenn sie nicht mit Demütigungen einhergehen, das zeigt sich am Beispiel der Soldaten oder der Forschungsreisenden, die einst bereitwillig Entbehrungen weit über das Los der Ärmsten ihrer Gesellschaft auf sich nahmen und sich mit dem Gedanken trösteten, dass ihr Einsatz hohe gesellschaftliche Wertschätzung genieße.
Selten sind die Gratifikationen eines hohen Status auf Reichtum beschränkt. Es nimmt kaum wunder, dass die Reichen weiterhin Gelder anzuhäufen bestrebt sind, die fünf Generationen nicht verschleudern könnten. Ein solcher Ehrgeiz erscheint nur dann sonderbar, wenn wir diese Akkumulation ausschließlich als materiell motiviert betrachten. Aber mindestens ebenso wichtig wie das Geld ist den Betreffenden das Ansehen, das sie sich als erfolgreiche Geschäftsleute erwerben. Die wenigsten von uns sind erklärte Ästheten oder Genussmenschen, doch fast alle hungern wir nach Achtung, und wenn eine Zukunftsgesellschaft uns für die Anhäufung von wertlosen Plastikchips mit Liebe belohnen würde, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese ins Zentrum unserer Träume und Ängste rücken würden.
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Adam Smith, Theorie der ethischen Gefühle (Edinburgh 1759): »Denn welchem Ende dient all die Mühsal und Geschäftigkeit dieser Welt? Was ist der Zweck von Habgier und Ehrgeiz, des Strebens nach Reichtum, Macht und Vorherrschaft? Sind sie dazu da, unsere natürlichen Bedürfnisse zu erfüllen? Der Lohn des niedersten Arbeiters reicht aus, diesen zu ernähren. [...] Wo also sind die Vorzüge des großen Menschheitsanliegens, das wir Verbesserung unserer Verhältnisse nennen?
Beachtung und Aufmerksamkeit zu finden, mit Wohlwollen behandelt zu werden, mit Entgegenkommen und Beifall, sind die Vorteile, die wir daraus zu ziehen
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