Hilfe! Gaby in Gefahr!
unterwegs seinen Proviant verfuttert: Kaltes
Kotelett und Butterbrot. Klößchen hielt sich schadlos an Schokolade. Außerdem
bestand immer die Aussicht, daß er bei Gabys Mutter was ergatterte.
Sie fuhren also durch die
Innenstadt, während es allmählich dunkler wurde. Oskar trabte neben Gabys Rad
an der Leine, aber immer bordsteinseitig, nie dort, wo die Autos rasch
vorbeifuhren.
Im Altstadtviertel, wo die
Glockners wohnten, ging es ruhig, zu. Man hatte hier mehrere Fußgängerzonen
geschaffen zur Verbesserung der Luft.
Margot Glockner war zu Hause,
beschäftigt mit Bestell-Listen und der Buchführung. Der kleine Feinkost-Laden,
den sie sich aufgebaut hatte in langen Jahren, erforderte das.
Die Jungs verehrten Gabys
Mutter. Auch weil sie aussah wie Gaby, aber vor allem wegen ihrer netten Art.
Was nicht ausschloß, daß sie den Jungs bisweilen gehörig den Kopf wusch. Falls
die sich mal wieder in Geschehnisse verstrickten, die nicht gut ausgehen
konnten. Freilich — was Frau Glockner Sorge machte, lief bei Tim, Karl und
Klößchen, einschließlich Gaby, unter einem anderen Motto. Tim brachte es immer
auf die kürzeste Formel: Ein Fall für TKKG.
So was lag an, auch jetzt. Eine
Einbruchserie, die sich seit einiger Zeit hier ereignete, immer nach derselben
Methode.
Doch bevor die vier Freunde
darüber sülzten, wurden sie von Margot bewirtet. Tomaten gab’s, Oliven,
Schafskäse und Weißbrot — fast wie beim Urlaub am Mittelmeer.
Tim hatte die Grüße
ausgerichtet von seiner Mutter, und schließlich saß die TKKG-Bande in Gabys
Zimmer. Oskar knabberte an seinem Büffelknochen. Klößchen packte Schokolade
aus. Draußen senkte sich die Spätsommer-Nacht auf das Häusermeer. Und Gaby
schnupperte immer wieder an der edlen Seife, dem Geschenk.
„Mein Papi“, sagte Gaby, „hat
heute Nachtdienst. Im Präsidium wird der Personalmangel immer schlimmer.“
„Kein Nachwuchs bei der
Polizei“, nickte Tim. „Nur bei den Verbrechern. Besonders bei den organisierten
Banden. Die können sich vor Zulauf nicht retten.“
Gabys Vater war Kommissar bei
der Kripo, wofür ihm besonders Tim dankbar war. Erfuhr man doch auf diese Weise
mehr als in der Zeitung stand. Durch Hinweise, die Gaby ganz nebenher bei ihrem
Vater aufschnappte, hatte die TKKG-Bande schon manche Spur aufgenommen.
„Was ist mit der
Einbruchserie?“ fragte Tim. „Neuigkeiten?“
Gaby, im Schneidersitz auf
einem Sessel, schüttelte den Kopf.
„Seit dem Einbruch am Dienstag
nichts mehr, was in die Serie paßt.“
Begonnen hatte es vor
anderthalb Jahren. Über 50 Fälle waren daraus geworden — 50 schwere Einbrüche,
die man ein- und demselben Täter zurechnete. Sein Gebiet: die Stadt und
umliegende Landkreise. Nur allerfeinste Villen suchte er sich aus, und die
Beute war immer beträchtlich. Er stahl Geld, Schmuck, Kunstschätze — sofern sie
sich leicht transportieren ließen — und Antiquitäten. Offenbar war er ein
Meister im Ausbaldowern. Denn er beehrte nur solche Häuser, die keine
Alarmanlage hatten. Der Verlust ging in die Millionen, und die
Versicherungs-Gesellschaften, bei denen der Hausrat versichert war -
wozu Schmuck, Kunstschätze und
Antiquitäten gehören — mußten tief in die Tasche greifen.
Seine Methode hatte dem
Einbrecher einen Spitznamen eingebracht, unter dem er auch in den Polizeiakten
geführt wurde: Fensterbohrer. Denn er bohrte die Fensterrahmen in Höhe der
Griffe an, schob Drähte durch die Öffnungen und klinkte so die Fenster auf.
Außerdem schien der
Fensterbohrer genau zu wissen, wann die Hausbewohner verreist waren. Er kam
immer nur dann.
5. Rückkehr des Unholds
Manfred Diel hatte Angstschweiß
vergossen. Der Unhold mit dem gestohlenen Reisepaß bereute, daß er eingestiegen
war in den Wagen des Alten. Der fuhr wie ein blindes Huhn, überholte rechts und
scherte sich den Teufel um Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Diel hielt sich am Sitz fest
und überlegte mehr als einmal, ob er aussteigen sollte. Aber er war nun mal auf
der Flucht. Jeder Meter mehr zwischen ihm und Valseppstetten trug zu seiner
Sicherheit bei.
Schließlich erreichten sie
Tretzburg. Das war weit genug entfernt. Diel konnte es riskieren, wieder mit
dem Zug weiter zu fahren. Der Alte, der pausenlos geredet hatte, fuhr ihn sogar
bis zum Bahnhof.
Diel mied die Intercity-Züge.
Möglicherweise stieß er dort nochmal auf diesen Bengel, was verheerend gewesen
wäre. Diel benutzte Personenzüge, stieg ein paar Mal um, war ständig auf
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