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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Saskia Beyer
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fiesen, schlechten Gewissen, das einem die Kids und die Umwelt machen, einfach abfinden. Meine Mutter hat mich damals als Rabenmutter betituliert, als ich Gregor mit einem Jahr in die Kita gebracht hab.“ Dass Jacky als Alleinerziehende Geld verdienen musste, war für ihre Mutter kein Argument. Sie hätte sich ja einen anständigen Mann suchen können, der sie heiratet, und nicht so einen griechischen Windhund, hatte sie gesagt. Eine Betreuung als Oma hat sie aber auch nicht angeboten. Bis zum heutigen Tag sagt sie nur, Gregor sei ihr zu anstrengend und zu schlecht erzogen, er sei einfach nicht auf Spur. Dass er einfach ein typischer Rabauken-Junge ist und Jacky am Limit, sieht sie nicht.
„Wieso tut sie es nicht wenigstens für mich?“, fragt Jacky traurig. „Bin ich ihr gar nichts wert? Geht es nicht auch um mich?“
Und sie ist über ihre „Rent-a-Oma“, die ein echter Glücksfall ist, sehr glücklich. Familie kann man sich leider nicht aussuchen.
Kann man das wirklich nicht? Ich habe es aber getan! Doch habe ich dabei die richtige Wahl getroffen?!
Die rosa Wolke mit Daniel hat sich viel zu schnell schneeweiß gefärbt. Aber ist das nicht völlig normal?
     
Nachdem Lisa endlich einigermaßen eingewöhnt ist, also nur noch 20 Minuten aus Leibeskräften brüllt, ihr deshalb der Rotz über das knallrote Gesichtchen läuft, sie ihre Ärmchen verzweifelt nach mir streckt, mir von der blonden, fülligen Sabine mit Gewalt aus den Armen gerissen werden muss, und ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten kann - so dass meine Wimperntusche herunter läuft - kann ich anfangen, zu arbeiten.
Ich komme deshalb an meinem ersten Arbeitstag gleich zu spät. Der Kaktus auf meinem Schreibtisch ist vertrocknet.
„Ach, da kommt sie ja endlich, die frischgebackene Architekten-Mutti. Und, hast du nur bunte Bauklötze im Kopf oder auch schon wieder Baupläne?“ Es sollte ein Scherz eines älteren Kollegen sein, aber ich lache nicht.
Mein Lieblingskollege, Benni, kommt an meinen Schreibtisch und sieht mich an. „Auweia, sind das Monster-Augenringe da unter deinen Augen?“
Ich nehme schnell den Handspiegel aus der Schublade und sehe meine schwarz verschmierten Augen an. „Blöde Wimperntusche“, nuschle ich vor mich hin und wische sie ab.
„Hier war was los, seit du weg warst, sag ich dir. Der Alte dreht total am Rad. Der Dubai-Auftrag ist geplatzt.“
„Ach.“ So richtig leid tut es mir nicht.
„Schön, dass du wieder da bist, Nora, echt. Nur eigentlich hatte ich gehofft, dass du lieber zu Hause bei deinem Baby bleiben willst, also nicht weil ich dich nicht mag, weißte ja, aber sonst übernehmen die mich nicht und du weißt ja, ach nee weißt du nicht: Stell dir vor, Petra ist schwanger! Drei Monate nach ihrer Fehlgeburt!“
Ich starre ihn an und weiß nicht, was ich sagen soll. Benni tut mir so leid, und ich bin kurz davor, ihm meinen Job zu schenken und ein paar zu kleine Strampler von Lisa dazu. Doch dann setzt mein Verstand ein. Stopp, Nora, manchmal musst du auch an dich denken - und vor allem an Lisa. Und wenn du diesen Job nicht behältst, dann wirst du so schnell keinen anderen finden. Denn auf frischgebackene Mütter, die nicht ganztags arbeiten wollen, wartet die Berufswelt nicht. Und wenn du nicht arbeitest, bist du unzufrieden und unleidlich und lässt deinen Frust an der armen Lisa und an Daniel aus. Eine Furie will keiner, und ich will auf jeden Fall finanziell unabhängig bleiben, das habe ich mir immer geschworen. Also, rede ich mir gut zu, du opferst dich ausnahmsweise mal nicht. Benni ist gut, kann Vollzeit arbeiten, der kriegt bestimmt auch woanders eine Stelle. Und sagen tue ich: „Benni, ich red noch mal mit dem Alten, ich mach ihm klar, was er an dir hat, der wird dich bestimmt nicht rausschmeißen.“
„Frau Blume, könnten Sie mir bitte ausnahmsweise einen Kaffee bringen? Mit Milch und Zucker“, schallt es aus dem Chefbüro. Benni sieht mich sehr gespannt an, und ich beschließe, diese Unverschämtheit einfach zu ignorieren.
Doch der Alte gibt nicht auf. „Frau Bluuume. Käffchen! Also ich meine, ich hätte so gerne eine Latte, hö, hö, hö. Spaß beiseite, Frau Schulte ist krank! Dann können wir Ihr neues, eigenes Projekt auch gleich besprechen.“
Na toll. Das hat er ja schön eingefädelt. Genervt stehe ich auf, mache ihm einen Caffè Latte, mit Milch und seeehr viel Zucker, nehme noch eine Prise Staub, der sich auf der teuren Kaffeemaschine breitgemacht hat, streue ihn darüber und

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