Himmel, hilf!
Brötchen.
Hmm, noch ofenwarm.
“Phil!”
“Natürlich komme ich mit.”
Sie entspannte sich etwas. “Gut. Wir haben die Übung wirklich bitter nötig.”
Erst kürzlich war Phil in den Kirchenchor eingetreten, um auf diese Weise zum Gemeindeleben beizutragen. Zwar kannte er noch nicht viele der anderen Chormitglieder mit Namen, aber das würde sich schnell ändern. Immerhin trafen sie sich im Moment dreimal wöchentlich zur Probe, um sich auf das Weihnachtskonzert vorzubereiten.
Anders als sein Bruder war Phil ein gut aussehender, großzügiger Mann – wie er es selbst gern ausdrückte. Außerdem besaß er eine durchaus angenehme Singstimme. Oh, natürlich hatte auch sein jüngerer Bruder gewisse Vorzüge, ganz ohne Frage. Greg hatte die Marke Bennett Wines zu Erfolg und Ansehen geführt und dafür gesorgt, dass die Weine von Kennern gelobt wurden. Mit der ihm eigenen Sturheit hatte er sein Ziel verfolgt und erreicht. Außerdem verfügte Greg über Charme, den er immer dann einzusetzen wusste, wenn er sich davon einen Vorteil versprach.
Und er war ein rücksichtsloser Mistkerl.
Phil wartete nun schon seit Jahren darauf, dass Greg endlich bekam, was er verdient hatte. Seit Jahren! Wochenlang hatte die Rebkrankheit die Schlagzeilen sämtlicher Zeitungen beherrscht. Inzwischen hatte das Virus bereits hektarweise kostbare Rebflächen vernichtet. Und natürlich hatte Phil sich gefragt, ob wohl auch Greg davon betroffen war. Aber mit Sicherheit wusste er es erst seit dem heutigen Tag. Und was er erfahren hatte, ließ ihn innerlich frohlocken.
Nach all den Jahren schien nun die Zeit der Vergeltung gekommen zu sein. Immerhin hatte der jüngere Bruder eine Frau in einer Notlage sitzen lassen. Nicht dass Phil Catherine sonderlich gut gekannt hätte, aber er hatte sie sympathisch gefunden … und damals hatte er Gerüchte gehört, sie sei schwanger gewesen. Später, und das war vielleicht das Schlimmste, enttäuschte Greg die eigene Mutter noch auf dem Sterbebett. Als Phil ihm deswegen Vorwürfe machte, kam ihm noch nicht einmal ein Wort des Bedauerns über die Lippen.
Natürlich hatte Phil versucht, seinen Bruder nicht zu hassen – so wie es in Gottesdiensten immer gepredigt wurde. Er musste allerdings zugeben, dass er Greg verabscheute und sich über seine finanziellen Schwierigkeiten freute.
Ihm war keineswegs entgangen, dass Greg nur bei einer einzigen Bank nicht wegen eines Kredits vorstellig geworden war: bei der Pacific Union. Eine weise Entscheidung. Wenn er die Gelegenheit bekommen hätte, dann hätte Phil den Antrag seines Bruders höchstpersönlich und mit größter Genugtuung abgelehnt. Und mehr noch: Er hätte alles darangesetzt, dafür zu sorgen, dass Greg auch anderswo keine Unterstützung fand.
Aber auch so schmeichelte er sich, die Angelegenheit ziemlich clever geregelt zu haben: Er hatte die Bankenwelt wissen lassen, niemand solle Bennett Wines ein Darlehen gewähren. Dabei hatte er durchblicken lassen, dass er selbst seinem Bruder helfen würde.
Hoffentlich erfuhr Sandy nichts von alledem! Sie wäre außer sich und würde ihm vorwerfen, Gregs Unternehmen sabotiert zu haben. Aber Phil betrachtete die Sache in einem ganz anderen Licht. In seinen Augen hatte er lediglich dafür gesorgt, dass Greg nichts bekam, was ihm nicht zustand. Und das erlebte er bestimmt das allererste Mal in seinem Leben. Von Kindheit an war Greg der Lieblingssohn gewesen. Seine Begeisterung für dieses verdammte Weingut hatte dafür gesorgt, dass er bei ihrem Vater an erster Stelle kam. Und dass auch ihre Mutter ihn immer verwöhnt hatte, mochte daran liegen, dass Greg der Jüngere war.
Noch auf dem Sterbebett hatte sie ihn in Schutz genommen. Es war nun zehn Jahre her, dass sie ihre Mutter zur letzten Ruhe gebettet hatten. Trotzdem stieg immer noch heiße Wut in Phil auf, wenn er an die Beerdigung dachte.
Die Trauer, die Greg damals zur Schau gestellt hatte, war so unecht gewesen wie eine Drei-Dollar-Note. Wenn ihm nur das Geringste an ihrer Mutter gelegen hätte, dann wäre er zum Krankenhaus gekommen, als sie nach ihm verlangte. Sie hatten doch alle gewusst, dass sie sich von dieser Krankheit nicht mehr erholen würde! Nichts hätte wichtiger sein dürfen; nichts hätte ihn von ihrem Bett fernhalten dürfen. Als Phil erfuhr, dass Greg lieber seine Zeit genutzt hatte, um eine für ihn vorteilhafte Scheidungsregelung auszuhandeln, ging er in die Luft.
Bei dem Empfang nach der Beerdigung gingen die beiden Brüder
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