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Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Familie zu gründen. Damals hatte er nicht geahnt, dass dieses Kind, das Catherine in sich trug, seine einzige Chance auf Vaterschaft bleiben würde. In seiner Feigheit hatte er genau das Leben weggeworfen, das er sich immer vorgestellt hatte.
    Im ersten Moment, als Catherine ihm von Edward erzählt hatte, hatte er ungetrübte Freude empfunden. Dabei besaß er kein Recht dazu, überhaupt etwas zu fühlen. Das musste Catherine ihm nicht erst sagen – er wusste es auch so. Trotzdem gelang es ihm nicht, seine Aufregung zu verbergen. Catherine hatte ohnehin schon immer die fast unheimliche Gabe besessen, ihn zu durchschauen. Genau das war einer der Gründe gewesen, weshalb er damals nicht persönlich mit ihr Schluss gemacht hatte. Besessen von dem Wunsch, der Bürde der Verantwortung zu entfliehen, war er davongelaufen und hatte keinen Blick mehr zurückgeworfen. Das hatte er in den letzten Tagen doppelt und dreifach wettgemacht. Denn plötzlich dachte er ständig an das, was war und was hätte sein können. Und zwar in jeder wachen Minute.
    Greg hätte es Catherine nicht verdenken können, wenn sie ihn angeschrien, ihm Vorwürfe gemacht und ihn auf jede erdenkliche Art und Weise beschimpft hätte. Aber all das hatte sie nicht getan. Stattdessen hatte sie ihm Vergebung gewährt – eine Vergebung, die er ganz und gar nicht verdient hatte.
    Ihren Ärger hätte er deutlich leichter ertragen können als ihre Großherzigkeit. So unglaublich es auch schien: Sie hatte ihn sogar in Schutz genommen und die schäbige Art, wie er sie behandelt hatte, entschuldigt.
    Greg blieb nun nichts anderes übrig, als sich mit dem Gedanken zu quälen, was für Chancen er sich genommen hatte, als er Catherine sitzen ließ. Seit ihrer Begegnung am Freitag verspürte er ein Gefühl von Übelkeit in der Magengegend, das einfach nicht weggehen wollte. Er wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte, aber eines war klar: Irgendetwas
musste
er tun.
    Catherine hatte ihm gesagt, sie würde sich wegen seines Treffens mit Edward bei ihm melden. Natürlich hatte er gemerkt, dass dieser Wunsch sie nicht gerade begeisterte. Ihre zutreffende Bemerkung, dass Edward bereits einen Vater besaß, hatte ihre Wirkung auf ihn nicht verfehlt. Immerhin hatte sie ihm zugesichert, dass sie erst eine Entscheidung treffen würde, nachdem sie mit ihrem Mann und mit Edward gesprochen hatte. Natürlich war Greg klar gewesen, dass er mehr nicht verlangen konnte. Am Schluss des Gesprächs hatte Catherine ihm sogar noch versichert, dass sie bald anrufen würde.
    Doch seitdem hatte er nichts mehr von ihr gehört, und das Warten brachte ihn beinahe um.
    Um fünf Uhr nachmittags war es mit Gregs Geduld endgültig vorbei. Er beschloss, Catherine nun selbst anzurufen. Eilig ging er in sein Büro und griff nach dem Telefon, um die Nummer der Auskunft zu wählen. Als er den Hörer abhob, geriet der Stapel Post, die sich seit einer Woche ungeöffnet türmte, ins Rutschen. Etliche Briefe fielen auf den Teppich.
    Angesichts seiner finanziellen Probleme machte Greg sich nicht mehr die Mühe, die Post zu öffnen. Er wusste, dass er ohnehin nur Mahnungen und Schreiben seiner Rechtsanwälte zu erwarten hatte. Ungeduldig bückte er sich, um die Briefe aufzuheben, und in diesem Moment fiel sein Blick darauf.
    Ein Brief, der in Catherines Handschrift an ihn adressiert war. Vor fünfunddreißig Jahren hatte er diese runden, fließenden Buchstaben zum letzten Mal gesehen, und immer noch erkannte er ihre Schrift auf den ersten Blick.
    Ohne die Augen von dem Brief zu wenden, legte er den Hörer zurück auf die Gabel. Er betrachtete den Umschlag von allen Seiten und versuchte, den Poststempel zu entziffern. Offenbar hatte sie ihm bereits am Tag nach ihrer zufälligen Begegnung geschrieben. Es dauerte einige Minuten, in denen er den Brief nur ansah, bis er sich traute, ihn zu öffnen.
    Das Schreiben war kurz.
    Samstag, den 4. Dezember
    Lieber Greg
,
    sicherlich hast du unsere zufällige Begegnung gestern genauso als Schock empfunden wie ich. Wie ich schon sagte: Ich habe immer geglaubt, dass wir uns eines Tages wiedertreffen würden. Trotzdem war ich vollkommen unvorbereitet, als wir uns plötzlich über den Weg liefen.
    Eigentlich hätte ich voraussehen können, dass du dir wünschen würdest, den Sohn kennenzulernen, den du gezeugt hast. Es war kurzsichtig von mir, nicht früher daran zu denken. Ich habe mit Larry über deine Bitte gesprochen. Zum Glück ist mein Mann ein kluger und

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