Himmel ueber Falludscha
mich noch Birdy nennen?«, fragte ich.
»Sie ist leer, weil die Hälfte der Rowdys sich heute mitten in der Nacht davongeschlichen hat«, erklärte sie. Rowdys nannten wir die Spezialeinheiten, die geheime Missionen im Feindgebiet durchführten. Wir hatten einige von ihnen gefragt, was sie machten, aber sie redeten nicht darüber. Ehrlich gesagt grunzten die meisten nur.
Marla fuhr fort: »Das haben mir ein paar Soldatinnen aus dem Pionier-Bataillon in der Nähe der Poststation gesagt. Sie haben sie um zwei Uhr morgens abgeholt. Sie hatten alle geschwärzte Gesichter und trugen alles Mögliche an Ausrüstung mit sich.«
»Was haben die Frauen denn da gemacht?«
»Gepinkelt«, erwiderte Marla. »Du weißt schon, dass Frauen so was machen, oder?«
Captain Coles kam mit einer Tasse Kaffee in jeder Hand an. »Darf ich mich setzen?«
»Ja bitte, Sir.«
»Alle Zeichen deuten darauf hin, dass wir losschlagen«, sagte er. »Wenn ihr also noch Briefe nach Hause schreiben wollt …«
Marla sah Danforth und winkte ihn herüber. Er kam an unseren Tisch, drehte einen Stuhl herum und setzte sich rittlings darauf.
»Marla hat gehört, dass die Rowdys letzte Nacht abgerückt sind«, sagte ich.
»Die können noch nicht im Irak sein«, meinte Danforth gestikulierend. »Es gibt noch keine offizielle Kriegserklärung.«
»Die sind in den ganzen letzten sechs Monaten schon im Irak ein und aus gegangen«, erklärte Coles. »Sie machen Erkundungseinsätze, knüpfen Kontakte und so.«
»Warum können eigentlich nicht besser die Rowdys die Sicherungstrupps für die Civil Affairs stellen statt wir selbst?«, fragte Danforth. »Ich meine, ein paar von den Spezialisten-Typen tun so, als sei es eine Ehre, von ihnen umgebracht zu werden.«
Coles lachte ein breites Lachen, das sein ganzes Gesicht strahlen ließ. »Genau deshalb möchten die normalen Iraker auf der Straße wahrscheinlich auch nicht mit ihnen reden«, vermutete er. Er löffelte noch mehr Zucker in seinen Kaffee, probierte und schob ihn von sich. »Ihr Jungs seht aus wie vernünftige Leute. Daher glaubt die Armee wahrscheinlich, dass ihr möglicherweise sogar mit einem Dorfbewohner redet, bevor ihr ihn erschießt.«
»Da ist Ahmed.« Marla nickte zur Schlange an der Essensausgabe hinüber. »Woher kommt er? Ist er in der Armee? Er trägt keine Tarnuniform.«
»Cleveland«, antwortete Captain Coles. »Er ist ein ziviler Dolmetscher. Versucht nach Möglichkeit, ihn nicht umzubringen. Das haben sie in Cleveland nicht so gerne. Die Armee möchte, dass er sich überall so gut wie möglich einfügt und als eine Art Vermittler fungiert.«
»Das wird ein sehr merkwürdiger Krieg«, bemerkte Marla.
»Woher kommen Sie, Captain Coles?«, fragte Danforth.
»Allentown, Pennsylvania. Meine Familie lebt seit drei Generationen da. Davor waren sie in England, hat man mir erzählt. Allentown ist ein netter kleiner Ort, ein paar Stunden von allen aufregenden Orten weg. Das beste Essen der Welt von den Farmen in der Nähe und ein paar Amish-Leute. Woher sind Sie noch mal?«
»Aus Richmond«, sagte Danforth. »Aber von außerhalb der Stadt.«
»Was ist Ihre Heimatstadt?«, fragte Coles Marla.
»Wird das hier der Anfang von einem Kriegsfilm?«, wollte Marla wissen. »Alle erzählen von sich, damit es auch schön traurig ist, wenn jemand getötet wird?«
Sie wartete nicht erst auf eine Antwort, sondern stand einfach auf und ging. Ziemlich cool.
Am nächsten Morgen sahen wir im Fernsehen, wie Präsident Bush dem amerikanischen Volk eine Botschaft übermittelte, die sich anhörte wie direkt aus einem Western.
Die Humvees kamen und wir erhielten unsere Fahrzeuge mit dem üblichen militärischen Vortrag zugeteilt.
Das ist das beste Militärfahrzeug der ganzen US-Armee, also passt gefälligst darauf auf!
Die zweite Gruppe von Harris, Darcy und Evans malte einen Namen auf ihr Humvee und nannte es Def Con II . Ich war immer noch ein wenig sauer auf Marla, weil sie mich Birdy nannte, deshalb schlug ich vor, unseren Humvee Miss Molly zu nennen, so wie Sergeant Harris Marla nannte.
»Ja, das bringt’s«, meinte Marla.
Von: Perry, Robin
Datum: 17. März 2003
An: Perry, Richard
Betreff: Verschiedenes
Hallo, Onkel Richie!
Ich bin zum ersten Mal hier online. Es gibt eine Liste mit etwa 100 Regeln für E-Mails. Wir dürfen dies nicht sagen, wir dürfen das nicht sagen – alles eine Frage der Sicherheit. ABER … es gibt 590 Reporter (plus/minus 100 oder so), die uns ständig Fragen stellen
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