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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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an der Schulter rüttelte, war es noch dunkel. Ich schlug die Augen auf. »Was ist los?«
    »Glaubst du an Gott?«, fragte er.
    Als ich mich aufsetzte, sah ich, dass er in einer Hand eine Taschenlampe und in der anderen eine kleine Bibel hielt.
    »Ja, tue ich«, antwortete ich.
    Jonesy neigte einen Moment den Kopf, dann machte er die Taschenlampe an und begann aus seiner Bibel zu lesen. »Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit, Amen.«
    Ich fühlte mich unwohl. Ich hatte seit Jahren nicht mehr gebetet und noch nie mit einem Freund. Jonesy hielt die Faust hoch, die ich mit meiner berührte.
    »Was ist los, Mann?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung«, meinte er. »Nur so ein Gefühl.«
    »Was für ein Gefühl?«
    »Scheideweg.«
    »Was soll denn das heißen?«
    »Es gab einen Blues-Musiker: Robert Johnson. Er kam an einen Scheideweg und traf den Teufel. Sie machten einen Deal. Er verkaufte seine Seele für ein paar Gitarrenklänge.«
    »Und?«
    Jonesy stand auf und klemmte sich die Bibel unter den Arm. »Ich frage mich nur, ob ich auch einen Deal machen muss«, sagte er. Dann ging er zurück zu seinem Bett, legte sich hin und drehte mir den Rücken zu.
    In der Ferne hörte ich Flugzeugmotoren. Ich sah auf die Uhr. Halb sechs. Bald würde die Sonne aufgehen.
    * * *
    »Das ist nicht meine Großmutter!« Jean Darcy war stinksauer. »Das ist meine Urgroßmutter und sie ist vierundachtzig Jahre und vier Monate alt. Sie hat am selben Tag Geburtstag wie ich, und ich habe ihr versprochen, ihr zu schreiben und zu erzählen, was los ist. Sie versteht keinen Quatsch und Colonel King hat gerade Quatsch geredet!«
    Wir hatten gerade einen Vortrag von King gehört, der für alle Einsätze von Civil Affairs in unserem Gebiet verantwortlich war. Wenn es auch nicht gerade Quatsch gewesen war, was er uns gesagt hatte, so war es doch zumindest verwirrend.
    »Was musst du denn jetzt wissen?«, fragte Pendleton.
    »Auf wen sollen wir hier eigentlich schießen?«, fragte Darcy. »Denn ich mache mir keine Sorgen, mit wem wir eigentlich auskommen sollten. Ich nehme an, wenn sie versuchen, mit uns auszukommen, werden sie nicht auf uns schießen.«
    »Wir können auf jeden schießen, der eine andere Uniform anhat als wir«, erklärte Pendleton.
    »Ausgenommen die Koalitions-Streitkräfte, die Holländisch oder Italienisch sprechen oder irgendetwas anderes, was ich nicht verstehe, ja?«, fragte Darcy. »Und King sagt, wenn die Iraker kämpfen und es nicht gut für sie läuft, dann ziehen sie einfach die Uniform aus und tun so, als seien sie Zivilisten. Aber auf Zivilisten dürfen wir nicht schießen.« Sie kam so richtig in Fahrt. »Könnt ihr mir mal sagen, wie ich das meiner Urgroßmutter erklären soll?«
    »Gut, lasst mich das mal auf die Reihe kriegen.« Jonesy badete seine Füße in einer Schüssel Wasser. »Wenn jemand auf dich schießt, der wie ein Araber aussieht, dann wirst du erst mal deine Karte mit den Kampfeinsatzregeln hervorholen und nachsehen, wie die Regeln für den heutigen Tag lauten. Denn es könnte ja Rodney King- Tag sein, an dem wir alle versuchen, miteinander auszukommen. In dem Fall darfst du nicht auf ihn schießen.«
    »Du hältst das vielleicht für lustig, Jones, aber das ist es nicht!«, zürnte Darcy. »Und was ist das mit den Sunniten und den anderen?«
    »Den Schiiten«, sagte ich. »Colonel King hat gesagt, es kann zum Kampf zwischen den beiden Gruppen kommen.«
    »Also, wenn sie schießen, musst du schauen, auf wen sie zielen – weil sie auch aufeinander schießen könnten«, meinte Pendleton.
    »Und Saddam hat ein ganzes kurdisches Dorf ausgelöscht«, warf Marla ein.
    »Dieses Durcheinander würde meine Urgroßmutter nie verstehen«, behauptete Darcy. »Ich verstehe es ja selbst nicht. Wir sitzen hier und reden von einem Feind, den wir nicht identifizieren können, und von Freunden, über die wir uns nicht im Klaren sind.«
    »Als Captain Coles gefragt hat, ob wir die Iraker entwaffnen, hat Colonel King Nein gesagt. Das nervt mich«, meinte Pendleton. »Das wäre respektlos den Stämmen gegenüber; und da wir auf ihre Informationen angewiesen sind, dürften wir genau das nicht tun. Was

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