Himmel ueber Falludscha
sich an, als hielte er eine formelle Ansprache. »Wenn wir in den Irak einmarschieren, werden die Menschen dort die Kampftruppen beobachten und sehen, wie sie ihre militärischen Pflichten erledigen, aber auch wie sie sich den Einheimischen gegenüber verhalten. Aber den größten Eindruck werden Sie, die Soldaten von Civil Affairs hinterlassen. Sie können hier gute Arbeit leisten – oder alles, was wir erreicht haben, zunichtemachen: wenn Sie unüberlegt vorgehen, wenn Sie sich von Furcht anstatt von Logik leiten lassen oder wenn Sie auf eine Weise handeln, die den amerikanischen Prinzipien widerspricht. Wenn sich die Menschen in den Städten und Dörfern hier in ein paar Jahren an diese Operation erinnern, dann werden sie sich an eure Gesichter und Taten erinnern.«
Colonel Rose beendete die Ansprache mit einer Aufzeichnung des Star Spangled Banner , der Nationalhymne. Es war irgendwie verkrampft, als ich so mit den anderen Soldaten strammstand, aber ich empfand auch ein wenig Stolz.
»Ich glaube, dass die Civil-Affairs-Einheiten in diesem Krieg die interessantesten Aufgaben haben«, sagte CaptainColes, als wir in unser Zelt zurückkehrten. »Und vielleicht die sichersten, wenn ich Major Sessions davon abhalten kann, Sie auf Patrouillen zu schicken. Ich gebe jetzt die offiziellen Fahrzeugzuweisungen aus. Sie müssen für das Ihnen zugewiesene Fahrzeug unterschreiben und sind verantwortlich für die Routinewartung und Sauberkeit. Sehen Sie sich die Anweisungen an und lernen Sie sie auswendig. Wenn wir einmarschieren, dürfen Sie keinerlei Dokumente mitnehmen außer Landkarten und persönlichen Ausweispapieren. Ich teile die ersten drei Gruppen ein.«
Er teilte die Papiere aus und wir sahen sie an. Es waren dieselben Zuweisungen wie diejenigen, die er auf die Tafel geschrieben hatte.
* * *
»Je nachdem was für eine Aufgabe wir haben, werden wir verschiedene Führer haben«, erklärte Captain Coles. »Unabhängig von der Aufgabe und wer sie leitet, müssen wir uns als Team betrachten. Wenn wir es schaffen, dass wir uns nicht nur als Einzelperson sehen, sondern tatsächlich ein Gespür für die Gefühle der einzelnen Teammitglieder bekommen, dann haben wir gute Chancen, alle heil aus diesem Krieg herauszukommen. Irgendwelche Fragen?«
»Wollen Sie es uns noch einmal erklären?«, fragte Danforth. »Wir sollen also da rausgehen und die Iraker töten und ihren Kram in die Luft jagen. Dann helfen wir ihnen, ihre Arme und Beine zu finden oder was auch immer wir abgeschossen haben, und flicken sie wieder zusammen.Und dann setzen wir uns alle gemeinsam in einen Kreis und singen Lieder am Lagerfeuer, ja?«
»Sie nehmen das vielleicht nicht ernst, Danforth, aber die Verantwortlichen schon – und sie werden dafür sorgen, dass es funktioniert. Worum es in diesem Krieg geht – und wir sind uns noch nicht einmal sicher, ob er überhaupt stattfinden wird –, ist ein Regimewechsel sowie die Zerstörung der chemischen und atomaren Waffen im Irak, die wir finden. Es geht nicht darum, Menschen leiden zu lassen. Und es liegt an uns, die Iraker das wissen zu lassen. Wenn Saddam zurücktritt und sie ihre Waffen abgeben, können wir viel Blutvergießen vermeiden.«
»Ja, okay«, meinte Danforth achselzuckend. »Auf dem Papier klingt das sicher gut.«
Wie Captain Coles es darlegte, bekam jede Gruppe einen Humvee mit einem Fahrer, einem Bordschützen und zwei weiteren Insassen. Marla hatte zwar einen höheren Rang als ich, wollte aber lieber an das schwere, vollautomatische MG. Ich mochte sie und ich mochte auch Captain Coles. Und auch Jonesy war in Ordnung. Coles sagte, dass er meistens bei uns mitfahren würde, daher bestand unsere Gruppe nur aus drei Leuten.
Die nächsten drei Tage saßen wir nur herum, warteten und redeten darüber, ob jemand anfangen würde zu schießen oder nicht. Das meiste erfuhren wir aus den Nachrichten im Fernsehen. Im Aufenthaltsraum stand ein Videorekorder und wir sahen uns eine Menge Filme an. Sie hatten jeden Kriegsfilm, der je gedreht worden ist, einschließlich drei Kopien von Tom Cruise in »Top Gun«, ein Film, den ich mochte. Außerdem sahen wir viele Lehrfilme und verbrachtenStunden damit zu üben, wie wir unsere Gasmasken aufsetzen sollten. Ich bemerkte auch, dass die Teams enger zusammenrückten.
»Hey, Birdy, weißt du, warum die Kantine heute Morgen so leer ist?« Marla brachte ihr Tablett zu meinem Tisch und ließ sich mir gegenüber auf einen Stuhl fallen.
»Wie lange willst du
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