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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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aufhielt. Der Mond beschien sein von der Sonne gegerbtes Gesicht und zeigte, dass der Soldat sich immerzu umsah. Auch ihn beunruhigten die frischen Spuren im sandigen Untergrund.
    Der kleine Trupp folgte den Männern seit nunmehr zwei Stunden, ohne ihnen wesentlich näherzukommen. Misstrauisch geworden war Philippe spätestens, als ihm klar wurde, dass die Reiter – wie er und sein Spähtrupp – in der Nacht unterwegs waren und dabei bewusst alle Gebiete mieden, in denen sie auf Menschen stoßen konnten.
    Sacker trieb seine Stute in einen kurzen Trab, um zu ihm aufzuschließen, wobei er einer der bodennah wachsenden Welwitschies 28 auswich. Das Klappern seines Gepäcks schreckte den schwarzen Schläfer auf.
    »Was denken Sie, Herr Leutnant?«
    »Wenn sie in Richtung einer der Hafenstädte ritten, würde ich meinen, sie transportieren eine wertvolle Diamantfracht, die sie sicher und deshalb heimlich abliefern wollen. Der von ihnen eingeschlagene Weg deutet aber vielmehr darauf hin, dass sie ein Diamantfeld ansteuern wollen, ohne gesehen zu werden.«
    Sacker nickte und zeigte in die Dunkelheit hinein. »Sie haben unverkennbar ein festes Ziel und einen ortskundigen Führer bei sich.«
    Mit einer Handbewegung winkte der Leutnant Wilhelm heran und dieser gesellte sich auf seine linke Seite. Da der Schwarze in dieser Gegend aufgewachsen war, fiel ihm die Orientierung leicht, was für Philippe eine große Erleichterung bedeutete.
    »Was liegt vor uns?«, erkundigte er sich.
    »Eine Menge Sand, Herr Leutnant«, lachte Wilhelm, worauf Philippe seinen Begleiter belustigt angrinste. Er mochte seine unkomplizierte, fröhliche Art einem Vorgesetzten gegenüber.
    »Links von uns, hinter diesen Hügeln, liegt ein Schürffeld. Es wurde vor ein paar Tagen überfallen, kurz bevor Sie hier ankamen, Herr Leutnant.«
    Philippe gab einen Grunzlaut von sich, nachdem er Wilhelms wildes Sprachgemisch aus Khoisan und Deutsch zu einem sinnvollen Satz zusammengefügt hatte.
    »Ein Stück weiter liegt noch eine Diamantfundstelle. Den Gerüchten nach soll sie eine der ertragreichsten so weit abseits von Lüderitz sein«, fuhr Wilhelm fort.
    »Wie kommen denn solche Gerüchte zustande?«, staunte Philippe und schob sich den Hut weiter in den Nacken. »Die Schürfer selbst dürften nicht gerade erpicht auf diese Art Werbung sein.«
    Der Schwarze zuckte mit seinen massigen Schultern, über denen sich seine Schutztruppenuniform spannte. »Ein betrunkener Teilhaber in Swapokmund, einheimische Arbeiter, die miserabel behandelt werden …?«, mutmaßte er.
    »Und woher weißt du davon?«
    Belustigt gluckste Wilhelm vor sich hin und offenbarte dabei seine ihm noch verbliebenen vier Zähne. »Ihr Deutschen solltet unsere Kontakte nicht unterschätzen, Herr Leutnant.«
    Kameradschaftlich klopfte Philippe dem sympathischen Mann auf die Schulter, wurde aber sofort ernst, als Sacker rechts neben ihm warnend die Hand hob. Augenblicklich zügelten die drei Reiter ihre Pferde und lauschten in die Nacht hinein.
    In der Wüste trug der Wind die Geräusche meilenweit und verzerrte sie oft zur Unkenntlichkeit; manchmal gaukelte er auch nur eines vor. Dieses Mal aber gehörten die kurzen Detonationen unverkennbar zum Abfeuern von Schusswaffen.
    »Vorwärts!«, stieß Philippe aus. Seine Stute sprang mit einem gewaltigen Satz voran, ihre Hufe wirbelten Sand und Steinchen auf. Im Galopp zog Philippe den Karabiner 98 aus der Sattelhalterung. Ein heißer Schauer durchlief seinen Körper. Erneut musste er sich in eine Kampfhandlung stürzen. Erinnerungen an die blutigen Schlachten während des Herero-Aufstandes schossen ihm in den Kopf: der Kampflärm, die Schreie, die Schüsse und der beißende Geruch des Pulvers, verbunden mit dem ekelhaften Gestank der in der Wüstensonne schnell verwesenden Körper. All diese grausigen Eindrücke, von seinem Gedächtnis unwillkürlich ans Licht gezerrt, schnürten ihm den Magen zusammen.
    Mit kräftigen Sprüngen, dem unter den Hufen davonrieselnden Sand zum Trotz, erklommen die drei Pferde der Soldaten einen Hügel und hielten auf dessen Kuppe an. Roter Staub, von den Pferdebeinen aufgewirbelt und vom Mond gespenstisch beleuchtet, hüllte die Reiter ein. Williams Stute tropfte Schaum aus dem Maul.
    In der Senke stand ein Lager in Flammen. Ihr flackernder Schein erhellte schemenhaft das Tal und einige Gestalten, die sich verzweifelt gegen eine Anzahl Bewaffneter zur Wehr setzten.
    Philippe zwang sich zur Ruhe und versuchte, die

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