Himmel ueber fremdem Land
und Sacker gestoßen!
Er trieb seine Stute in den Galopp. Ihre Hufen kämpften sich durch den nachgebenden Sand, bis Reiter und Pferd den Taleingang hinter sich gelassen hatten.
Der Mond beleuchtete den Trupp Männer, deren schwarze Silhouetten schnell hinter einer roten Staubwolke und sofort darauf in der Dunkelheit verschwanden.
»Leutnant!«
Ruckartig zügelte Philippe sein Reittier und sah sich um. Wenige Meter entfernt erhob sich eine Gestalt, schwankte und fiel in den Schatten der Sanddüne zurück.
Philippe schob das Gewehr in den Sattelholster, nahm die Füße aus den Steigbügeln und sprang gewandt ab, indem er das rechte Bein über den Hals des Pferdes schwang. Tief sanken seine Stiefel in den Sand ein, der es mühsam machte voranzukommen. Die Pistole noch immer in der Hand huschte er auf eine den nächsten Dünen zu.
»Sacker?«
»Hier, Herr Leutnant. Ich habe einen Beinschuss. Wilhelm sieht übel aus.«
Schnell hatte er seine beiden Soldaten erreicht. Bei ihrem Anblick biss er die Zähne zusammen. Selbst die Dunkelheit vermochte nicht die starr in den Himmel gerichteten Augen des Schwarzen zu verbergen. Sein Uniformhemd war von mehreren Kugeln zerfetzt worden. Wilhelm lebte nicht mehr.
Ohne ein Wort zu sagen packte Philippe Sacker und zog ihn in den Mondschein hinaus. Dort kniete er sich neben ihm hin, schnitt mit dem Messer das blutdurchtränkte Hosenbein auf und begutachtete die mit Sand verunreinigte Schussverletzung in Sackers Oberschenkel.
»Sieht mir nach einem glatten Durchschuss ohne Knochensplitterung aus, Sacker. Das wird wieder.«
»Was ist mit Wilhelm?«
»Wir waren auf Erkundungsritt und hätten uns nicht einmischen sollen.« Offenbar genügte die ausweichende Bemerkung dem Soldaten, um zu verstehen.
»Die regulär hierher abgestellte Schutztruppeneinheit war aber weit und breit nicht zu sehen oder zu hören. Herr Leutnant, Sie sind nicht der Typ, der sich abwendet, um Leute wie diese Diamantschürfer einfach ihrem Schicksal zu überlassen.«
Philippe nickte ihm zu. Solche Selbstzerfleischungen führten zu nichts und waren einem Untergebenen gegenüber nicht angebracht. Er war Offizier und seine Aufgabe war es, die Menschen in diesem Gebiet vor den Übergriffen irgendwelcher Halunken zu beschützen. Dennoch hasste er es, mit Waffen auf andere loszugehen. Darin lag so wenig Sinn und das Ergebnis war stets hässlich und zog nicht selten weitere Gewalt nach sich.
Philippe schüttelte entschlossen die lähmenden Gedanken ab und zwang sich aufzustehen. »Sagten Sie nicht, Sie hätten eine Frau beim Diamantfeld gesehen? Sie kann Sie pflegen, bis man Sie abholt.«
»Sie müssen diesen Lumpen nachreiten«, bekräftigte Sacker zwischen zusammengebissenen Zähnen.
»Kann ich Sie hierlassen, bis ich mit den Leuten gesprochen habe und diese Sie holen?«
»Gehen Sie, Herr Leutnant. Je kälter die Spur wird, umso schwieriger wird es für Sie. Und der arme Wilhelm soll doch nicht umsonst gestorben sein.«
Philippe drückte Sacker die Schulter, nahm sein Pferd am Zügel und ging zu Fuß zum Lager. Von einem schwarzen Arbeiter wurde er sofort zum Mineninhaber, Franz Bleitgen, gebracht, der mit einem harmlosen Streifschuss an der Schulter davongekommen war. Seine resolut wirkende Ehefrau versprach, sich um den verletzten Soldaten zu kümmern, und rief einige Arbeiter herbei, damit sie ihn holten.
»Dieser Kerl hat meine beiden größten Diamanten mitgenommen. Zwei Zehnkaräter«, jammerte Bleitgen und beschrieb ihm in aller Ausführlichkeit die Steine, bis Philippe ihn unterbrach.
»Seien Sie froh, dass Sie noch am Leben sind, Bleitgen. Neben einem Verletzten habe ich auch einen toten Soldaten zu beklagen.«
»Ja.« Bleitgen stieß zischend die Luft aus.
Angesichts von so viel Gleichgültigkeit verschwieg Philippe, dass es sich bei dem Getöteten um einen Schwarzen handelte. »Beschreiben Sie mir den Kerl mit dem Soldatenhut«, forderte er den Mann auf.
»Gehört er zu euch?«
»Vielleicht ist seine Kopfbedeckung auch nur ein Beutestück.« »Viel sehen konnte ich nicht. Er war hellhäutig und sah nicht sehr durchtrainiert aus, hatte eher den Ansatz zur Fettleibigkeit, etwa wie ich selbst.«
Philippes Ungeduld wuchs. »Größe, Haarfarbe, Gesichtsform?«
»Er war kleiner als ich. Die Haarfarbe … keine Ahnung. Es war ja dunkel. Und wenn einem eine Waffe vor die Nase gehalten wird, hat man andere Sorgen.«
»Kümmern Sie sich um den Verletzten. Ich werde veranlassen, dass er so bald
Weitere Kostenlose Bücher