Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
verschiedener Bands.
Flinsbach beobachtete ihn aus einigen Metern Entfernung. »Kann ich Ihnen irgendwie etwas helfen?«, fragte er noch einmal.
»Wie?« Fronbauer schien über die Frage erstaunt zu sein, »nein danke, ich muss mir das ohnehin mal in Ruhe anschauen.« Er drehte sich zu den Akten-Regalen um. Die Rücken der Ordner waren fein säuberlich beschriftet. A wie Ausgaben und Abfallentsorgung, B wie Bands und Barbetrieb, C wie Computerhandbücher, und so weiter. Fronbauer überflog die Stichworte und stellte verwundert fest, dass es fast zu jedem Buchstaben mindestens einen Ordner gab. Lückenlos standen sie auf den Regalen, die an zwei Wänden in Dreierreihen angeordnet waren.
»Ein ordentlicher Mensch, Ihr Bruder«, meinte der Service-Manager.
Fronbauer drehte sich zu ihm um: »Ja, sieht ganz danach aus. Ich werd’ mich wohl bei Gelegenheit einlesen müssen.«
»Ich kann Ihnen auch noch die anderen Räumlichkeiten zeigen.«
»Ja, ich bitte darum.«
Die beiden Männer verließen das Büro und traten auf den langen, dunklen Flur hinaus. Flinsbach ging voraus, um die nächste Tür zu öffnen. Wieder schlug ihnen helles Sonnenlicht entgegen. Zwei Schreibtische standen hier gegeneinander gerückt, auf beiden jeweils ein Computer-Bildschirm. »Hier arbeitet halbtags eine Sekretärin, oder besser gesagt: am Abend ein paar Stunden«, Flinsbach deutete auf einen der beiden Schreibtische. »Und da«, er zeigte zum anderen hinüber, »da wird die komplette Buchhaltung gemacht. Wir haben einen Rentner auf 325-Euro-Basis beschäftigt, einen ehemaligen Finanzbeamten.« Fronbauer interessierte sich auch hier für die Aktenordner, die auf offenen Regalen standen. Rechnungen, Lieferscheine, Gehälter.
»Wir können noch rasch in die anderen Räume gehen. Dort haben wir Werbematerial und Lagerflächen«, beeilte sich Flinsbach zu erläutern und verließ das Büro, um draußen auf Fronbauer zu warten, der ihm sogleich folgte.
Der Service-Manager öffnete nacheinander vier weitere Türen, sodass Fronbauer jeweils kurze Blicke in die Räume werfen konnte. Schließlich erreichten die Männer wieder den Anfang des Flurs, der in die Garderobe im Foyer mündete.
»Wann geht’s hier eigentlich abends los, wann kommen die Angestellten?«, fragte Fronbauer.
»Das Service-Personal kommt um acht, der Discjockey um neun und der offizielle Geschäftsbeginn ist halb zehn. Aber das Gros der Gäste kommt erst gegen elf. Sie wissen ja, bei uns geht’s bis vier durch.«
Sie durchquerten das Foyer, dessen Wände mit hellem Holz versehen waren, und erreichten wieder den eigentlichen Disco-Raum. »Sie dürfen sich hier gerne ein bisschen umsehen«, sagte Flinsbach. »Ich muss mich jetzt allerdings meiner Arbeit widmen.«
Fronbauer nickte, blickte sich etwas hilflos um und ging dann in den Raum hinein, als wolle er seinen neuen Besitz abschreiten. Ihn faszinierte die Stille, die so gar nicht zu den Einrichtungen passen wollte. Eine Stille, die schon in wenigen Stunden vorbei sein würde. Er betrachtete die schwarz getünchte Decke, an der ihm bereits vorhin die enorme Technik aufgefallen war: Große und kleine Scheinwerfer, Laserkanonen und offenbar drehbare Lichtscheiben.
Er ging langsam über den spiegelnden Boden der Tanzflächen, ließ die rechteckigen Bar-Blöcke auf sich wirken, sah hinter den Tresen eine Vielzahl von Gläsern und auf Regalen, die an der Decke befestigt waren, Flaschen aller gängigen Alkoholsorten.
Fronbauer mag zwei, drei Minuten so dagestanden sein, vertieft in Gedanken, was er nun wohl mit diesem Lokal tun würde, ehe er sich entschloss, den Abend hier zu verbringen.
Er wollte im Büro seines Bruders einige Akten durchblättern, ging deshalb durchs Foyer hinüber zum Bürotrakt. Im dortigen Flur kam ihm Flinsbach aus einem der vordersten Räume entgegen. »Ich geh’ nochmals ins Büro«, erklärte Fronbauer, während ihm der Service-Manager kritisch hinterher blickte, dann jedoch den Flur in Richtung Foyer verließ.
Fronbauer öffnete die hinterste Tür, die ins helle Büro seines Bruders führte. Noch immer strahlte die jetzt schon deutlich tiefer stehende Sonne herein. In diesem Augenblick ertönte die Melodie seines Handys.
Bevor er die grüne Taste drückte, betrat er den Raum und zog hinter sich die Tür ins Schloss. »Ja?«,meldete er sich, während sein Blick auf die beiden Regalwände mit den Aktenordnern fiel.
Er spürte, wie er bleich wurde. »Und Sie haben keinen Zweifel?«, fragte er
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