Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
betonte Häberle und verzog das breite Gesicht zu einem leichten Grinsen, »ist das so schwer zu verstehen?«
»Nein, selbstverständlich nicht. Hat er denn etwas verbrochen?«
Häberle erwiderte: »Sorry, aber wir stellen hier die Fragen.« Der Kriminalist spürte, dass der junge Architekt nicht wusste, was er sagen sollte.
»Ich weiß nicht, ob ich über meine Kundschaft überhaupt etwas sagen darf. Datenschutz, Sie verstehen …«, begann Haubensack wieder. Er rang sichtlich nach Worten.
»Soll ich Ihnen sagen, warum Sie jetzt ins Schwitzen kommen«, fuhr Häberle fort und spürte, dass die Sonne, die durch das Fenster schien, den Raum kräftig aufgeheizt hatte, »soll ich’s Ihnen sagen?« Häberle rückte mit seinem bulligen Oberkörper näher an die Platte des Tisches heran, um den sie alle drei saßen. Haubensack sagte nichts.
Dafür wurde Häberle lauter: »Weil Sie nämlich gar nicht wissen, welchen Fronbauer wir meinen. Sie haben’s nämlich mit beiden zu tun. Mit Gerald und mit Daniel,oder?«
Haubensack schwieg betreten.
Jetzt mischte sich auch Linkohr ein: »Sie haben vergangene Nacht nämlich auf dem Handy von Gerald angerufen, während noch gestern Vormittag angeblich dessen Bruder Daniel auf einer Ihrer Baustellen war.
Häberle legte nach: »Und wenn ich Ihnen jetzt sage, dass Gerald Fronbauer seit nunmehr einem Tag tot ist, dann erfordert das gewissen Klärungsbedarf. Dämmert es Ihnen nun, warum wir hier sind?«
Von dem forschen Auftreten Haubensacks war nichts mehr geblieben. Er saß jetzt zusammengesunken am Tisch, auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen.
Die beiden Männer schwiegen sich an. Haubensack schluckte und sagte dann: »Gerald ist tot? Wie das denn?«
Häberle lehnte sich wieder zurück und wurde ruhiger: »Ermordet, umgebracht, gestern früh von einem Felsen bei Geislingen gestoßen.«
Aus Haubensacks Gesicht war die Farbe vollends verschwunden. »Das ist ja entsetzlich«, stammelte er.
»Und doch ist es so«, erklärte Linkohr, »deshalb sollten Sie uns helfen. Wir müssen ein bisschen mehr über sein persönliches Umfeld wissen.«
»Sie suchen seinen Mörder?«, fragte Haubensack vorsichtig nach.
»Richtig«, antwortete Häberle, »und ich kann Ihnen versichern: Wir werden ihn schnappen. Also, was haben Sie mit den beiden Fronbauers zu tun?«
Haubensack stand auf, ging zu einem der Fenster und öffnete es. Von der Fußgängerzone drangen Stimmen herauf.
Er blieb mit dem Rücken zu den Kriminalisten stehen. »Ich bin Architekt«, sagte er, »ich lebe von Aufträgen. Der Gerald hat in seinem Lokal ein bisschen Werbung für mich gemacht. Mund-zu-Mund-Propaganda, verstehen Sie «, Haubensack drehte sich zu den beiden Männern um, »hier mal einen Plan, dort mal etwas. Heutzutage kommen die Aufträge nicht von selbst.«
»Und wieso war Daniel Fronbauer gestern früh bei Ihnen?«, hakte Häberle nach.
»Das kann er Ihnen doch selbst sagen. Er ist Immobilien- und Finanzmakler. Wir haben einige Reihenhäuser gebaut, hier in Aalen. Irgendein Käufer hat einen Sonderwunsch angemeldet, und da haben wir beratschlagt, wie wir die Änderung ohne großen Aufwand hinkriegen.«
»In aller Herrgottsfrühe …?«, fragte Linkohr.
»Das macht Herr Fronbauer immer so. Er ist ein Morgenmensch. Er fährt meist frühmorgens seine Bauten ab, die über ihn finanziert oder verkauft werden.«
»Er war also gestern früh da?«,wollte Häberle bestätigt wissen.
»Ja, ganz sicher. Ich kann Sie gerne zu der Baustelle führen.«
»Das ist nicht nötig«, sagte Linkohr, »um wie viel Uhr war denn der Termin?«
»Sieben Uhr«, erwiderte der Architekt, »er kam vielleicht zwei, drei Minuten später.«
Häberle überlegte, sagte dann: »Und was hat ein Architekt lange nach Mitternacht mit dem Gerald Fronbauer zu besprechen?«
»Ich wollt’ nur mal ›hallo‹ sagen, mehr nicht.«
»Und nach neuen Aufträgen fragen?«,kam es von Linkohr.
Der Architekt trat wieder an den Tisch heran und setzte sich. »Ja, so könnte man es ausdrücken.«
»Und wie eng waren Sie mit Gerald Fronbauer befreundet?«,wollte Häberle wissen.
»Was heißt befreundet? Ich hab’ in seinem Lokal verkehrt und er hat mir Aufträge vermittelt.«
»Was wissen Sie von seinen Freunden? Hatte er eine Freundin?«, fragte Häberle.
»In diesem Job hat man viele Freunde. Natürlich auch Frauen, aber ich glaub’ nicht, dass es so etwas wie eine feste Freundin gegeben hat. Jedenfalls ist mir da nichts
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