Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
unternehmen. Ob wir hier oder dort noch einen Erker anbringen, einen Dachvorsprung herunterziehen, Fenster verändern, das ist für uns überhaupt kein Problem.«
Freundenthaler redete sich langsam warm. Er blickte aufmerksam in die Runde und stellte zufrieden fest, dass sich die Stadträte offensichtlich interessiert zeigten. Immer wieder lobte er deshalb die Stadtverwaltung und deren Bemühen, die Stadt aufzumöbeln. »Sie sind auf dem richtigen Weg«, sagte er mehrmals. Dann erläuterte er das Parkplatzkonzept: »Wir werden eine zweistöckige Tiefgarage bauen, sodass es keinerlei Belästigungen durch an- oder abfahrende Autos geben wird. Die Zufahrt erfolgt über die Schubart-, die Abfahrt über die Ecke Kirch-/Gartenstraße hinaus. Eine ideale Lösung.«
Nach knapp einer Stunde war der Vortrag beendet und Hansjörg Völs, der bärtige Lehrer von den Linken, meldete sich zu Wort: »Sie haben uns jetzt in blumigen Worten geschildert, was Sie planen und wie sehr dies zum Wohle unserer Stadt sei, nun würde mich aber schon mal interessieren, wer der Wohltäter ist. Ich meine: Wer investiert hier so viel Geld. Ist das ein Einzelner oder sind das mehrere? Wir hätten schon gerne gewusst, wer sich in unserer Kernstadt einkauft.«
Schönmann gab dem Gast zu verstehen, dass er gleich antworten solle.
»Sie haben natürlich Recht. Bei aller Begeisterung für das Projekt habe ich vergessen zu erwähnen, wer dahintersteckt. Wir sind die Bauträger-Gesellschaft mit dem schönen Namen ›Sunrise‹, und wir haben mit der Abwicklung großer Objekte Jahrelange Erfahrung. Unter anderem haben wir in Berlins neuer Mitte ein Tanzlokal gebaut, das sich inzwischen zu einem Renner entwickelt hat. Wir suchen gemeinsam mit Investoren geeignete Standorte und realisieren sie auch gemeinsam. Das heißt: Der Investor ist Auftraggeber und der eigentliche Eigentümer. Wir handeln lediglich in seinem Auftrag. Wir haben in der Branche, das kann man ruhig sagen, mittlerweile einen so guten Ruf, dass Interessenten, die ein Tanzlokal errichten wollen, direkt an uns herantreten und uns mit der Realisierung beauftragen. Wir wiederum bemühen uns dann auch, wenn es nötig erscheint, um weitere Investoren, die meist im Hintergrund bleiben und denen es nur darum geht, eine möglichst gute Kapitalanlage zu finden, sprich eine lukrative Verzinsung.« Freudenthaler hielt inne und nahm einen Schluck aus dem Wasserglas, das man ihm inzwischen wieder gefüllt hatte. »Im Geislinger Fall war es so, dass ein potenzieller Lokal-Betreiber an uns herangetreten ist und uns gebeten hat, mit den in Frage kommenden Grundstückseigentümern zu verhandeln. Parallel dazu haben wir begonnen, nach möglichen Investoren Ausschau zu halten. Beides ist jetzt von Erfolg gekrönt. Das heißt: Die Grundstücke gehören unserem Auftraggeber, und die Finanzierung ist gesichert. Theoretisch könnten wir morgen die Bagger anrollen lassen.«
Volker Träuble, Fraktions-Chef der Konservativen und selbst Geschäftsmann, brach den kurzen Augenblick des Staunens: »Und wer ist nun der große unbekannte Aufkäufer der Grundstücke?«
Freudenthaler wischte sich mit einem Papiertaschentuch den Schweiß von der Stirn und beugte sich nach vorne auf den Tisch. »Sie werden verstehen, dass ich die Investoren im Hintergrund nicht alle nennen darf. Aber den Eigentümer der Grundstücke darf ich Ihnen nennen, das ist kein Geheimnis. Mich wundert’s ohnehin ein bisschen, dass dieser Name bis heute nicht zu Ihnen durchgedrungen ist. Schließlich handelt es sich um einen Einheimischen. Sie werden ihn kennen, es ist Gerald Fronbauer.«
18
Häberle und Linkohr waren von ihrer Ermittlungsreise zurückgekehrt. Sie saßen in einer Ecke des Polizei-Lehrsaals, um mit dem Kollegen Schmidt die Erkenntnisse des Tages zu erläutern.
»Wir haben einige Neuigkeiten«, begann dieser und legte einen Schnellhefter auf den Tisch. Häberle lehnte sich gespannt zurück.
»Das Landeskriminalamt hat einen ersten Befund zu dem Holzstecken vom Himmelsfelsen übermittelt«, begann Schmidt. »Nun haben wir’s schwarz auf weiß: Dieser Stecken war die Tatwaffe. Die Kriminaltechniker haben an einem Ende des Holzstücks winzige Faserspuren gefunden, die eindeutig von der Jogging-Jacke des abgestürzten Fronbauers stammen.«
Häberle grinste: »Ich hab’ ja gar nichts anderes erwartet. Aber die Jungs in Stuttgart sind wirklich klasse. Gibt’s auch DNA-Material?«
»So wie es aussieht, könnte eine Analyse
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