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Himmelsfelsen

Himmelsfelsen

Titel: Himmelsfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Häberle, rund 20 Kilometer entfernt wohnhaft, war in aller
Herrgottsfrühe aus dem Bett geklingelt worden. Dumm gelaufen. Kurz vor Ende des
Bereitschaftsdienstes ein Einsatz. Und so wie es aussah, auch noch ein Selbstmord,
was er hasst, weil das stets mit großem Aufwand verbunden war. Und diese Geschichte
hier in Eybach, davon war er bereits nach den ersten Schilderungen am Telefon überzeugt
gewesen, sah ziemlich eindeutig nach einer Selbsttötung aus. Wer würde auch schon
in aller Herrgottsfrühe einem Jogger auf dem Himmelsfelsen auflauern, um ihn dann
in die Tiefe zu stürzen? Schwachsinnige Vermutung, hatte sich Häberle schon auf
der Anfahrt gesagt. Jegliche Lebenserfahrung sprach dagegen. Und er hatte eine ganze
Menge davon.
    Dass der Tote keine Ausweispapiere bei sich
trug, würde zusätzlichen Schreib- und Ermittlungskram nach sich ziehen.
    Häberle, ein bisschen jenseits der 50 und ob
seiner Leibesfülle oftmals unterschätzt, wenn’s um die Anwendung körperlicher Gewalt
ging, ließ sich nichts von seiner Unlust anmerken, als er in Eybach aus dem Dienst-Audi
stieg und die uniformierten Kollegen begrüßte.
    »Obduktion ist ja klar«, stellte Häberle fest
und unterdrückte ein Gähnen. Sein legeres, leichtes Freizeit-Jackett flatterte um
den fülligen Oberkörper.
    Missler nickte. Er hatte das bereits angeordnet,
wie immer, wenn in freier Landschaft ein Selbstmord verübt wurde. Die Staatsanwaltschaft
wollte Gewissheit.
    Häberle erkannte, dass es nicht zu vermeiden
war, sich selbst die Fundstelle des Toten anzusehen und den Frühsport auf sich zu
nehmen.
    Häberle war bei seinen Kollegen überaus beliebt,
weil er kein Schwätzer war und zudem die Ärmel hochkrempeln und selbst zulangen
konnte.
    Als gebürtiger Göppinger war er lange Zeit
beim Stuttgarter Landeskriminalamt gewesen und hatte dort die kniffligsten Fälle
gelöst. Nur einen einzigen musste er ungelöst zurücklassen.
    »Übrigens, der Chef kommt auch«, hörte er hinter
sich die Stimme Misslers.
    »Wer, der Bruhn?« Der Kripo-Mann drehte sich
im Weggehen erstaunt um.
    »Ja, mit dem Hubschrauber der Landespolizeidirektion.
Die wollten eh’ einen Übungsflug machen und haben den Chef gefragt, ob sie ihn in
Göppingen aufnehmen sollen, damit er sich Eybach mal aus der Luft ansehen kann.«
    »Ich denk’, es wär’ wichtiger, Spuren zu sichern,
als ein ›Lustflügle‹ zu machen«, murmelte Häberle unmutig. Dann ging er weiter in
Richtung des beschriebenen Wanderwegs. Der Bruhn also, dachte er dabei, der ewig
cholerische Chef, der keinen Widerspruch duldete, der jeden Paragraphen in- und
auswendig kannte, aber im Umgang mit den Menschen oftmals die falschen Töne anschlug.
    Während Häberle bereits außer Sichtweite war,
hielt auf der Ortsdurchfahrt ein weißer Ford der Mittelklasse an, unbeeindruckt
von den Zeichen eines Polizeibeamten, doch weiterzufahren. Der schwarzhaarige und
bärtige Mann hinterm Steuer ließ das Seitenfenster nach unten gleiten und rief zu
einem der Beamten hinüber: »Was ist denn hier los?«
    Der Uniformierte erkannte sofort, wen er da
vor sich hatte und begrüßte den Oberbürgermeister, namens Hartmut Schönmann.
    »Guten Morgen, Herr Oberbürgermeister. Wir
haben es vermutlich mit einem Selbstmord zu tun.«
    »Um diese Zeit?« Schönmann verengte die Augenbrauen,
ohne jedoch den optimistischen Gesichtsausdruck zu verlieren, den ihm die Bevölkerung
stets nachsagte. Der junge Beamte winkte Missler herbei, der das Stadtoberhaupt
ebenfalls begrüßte und sich über dessen frühes Auftauchen erstaunt zeigte.
    Der Oberbürgermeister erklärte daraufhin, gerade
von einer Dienstreise nach Berlin zurückzukommen. Als leidenschaftlicher Autofahrer
habe es ihm Spaß gemacht, selbst stundenlang am Steuer zu sitzen.
     
    In dem kleinen Örtchen Stötten, auf der kargen Hochfläche der Schwäbischen
Alb gelegen und nur knapp einen Kilometer von dem Steilhang entfernt, der ins Tal
von Eybach hinabfiel, hatte die Arbeit der Landwirte schon mit dem Morgengrauen
begonnen. In den Ställen brummten die Melkmaschinen, Schweine grunzten und machten
sich über ihr Fressen her. Ein strenger Geruch nach Mist und Stall hing in der Luft.
Katzen huschten über die leere Straße, Vögel zwitscherten aufgeregt.
    Die Landschaft um Stötten herum war von ausgedehnten
Wiesen und Äckern geprägt, die hinterm Ort noch weiter anstiegen. Seit geraumer
Zeit bereits hatten sich die Landwirte auf Raps-Anbau konzentriert. Jetzt, im Juni,
waren

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