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Himmelsfelsen

Himmelsfelsen

Titel: Himmelsfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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ihren
Streifenwagen einsteigen wollten, hörten sie eine Männerstimme: »Hallo.« Sie drehten
sich um und sahen im ersten Stockwerk des Gasthauses ›Ochsen‹ einen Mann am Fenster
stehen. »Kommat Sie wega dem Schrei?«, rief er zu ihnen herab.
    Polizeihauptkommissar Harald Missler ging ein
paar Schritte auf das Haus zu. »Ja, haben Sie denn etwas gehört?«
    »Es war, als ob jemand vom Himmelsfelsen g’falla
sei.«
    Die beiden Beamten blickten wortlos zu der
Felswand hinauf.
    Wenn da jemand herabgestürzt war, dann lag
er im bewaldeten Steilhang, im unwegsamen Gelände.
    Missler zögerte keinen Augenblick. Er wusste,
was jetzt in Gang kommen würde.
    Der Beamte in der Leitstelle der Polizei nahm
die Situationsschilderung seines Kollegen aus Eybach entgegen. Verstärkung war gefragt,
weitere Streifenwagen, dazu das Rote Kreuz, die Bergwacht, vorsorglich auch die
örtliche Feuerwehr, um technischen Beistand leisten zu können.
    Der Streifenwagen und das Krächzen des Funks
hatten inzwischen ein paar Schaulustige angelockt. Einige waren selbst Ohrenzeugen
des Todesschreis gewesen und gaben ihre Personalien zu Protokoll. In der Ferne heulten
bereits die Martinshörner der Einsatzfahrzeuge. Gleichzeitig begann auf dem Rathaus-Dach
die Luftschutz-Sirene zu heulen. Trotz der längst üblichen Funkalarmgeber, die jeder
Feuerwehrmann mit sich trug, war es in topografisch schwierigem Gelände noch immer
üblich, die Feuerwehr zusätzlich auf diese Weise zu alarmieren. Die Funkwellen,
das hatte die Erfahrung gezeigt, reichten nicht in jeden Winkel eines solchen Tal-Ortes
hinein. Allerdings hatte der Sirenen-Alarm auch zur Folge, dass nicht nur die Einsatzkräfte,
sondern die gesamten Bewohner aufgeschreckt wurden.
    Schaurig lag das Heulen des dreimal auf- und
abschwellenden Sirenentons in der Luft. Jetzt, das befürchteten die Polizeibeamten,
würde der ganze Ort zusammenrennen.
     
    Der Mann, der noch lange vor dem Morgengrauen in den Wald gegangen
war und seither auf einem Hochsitz am Rande einer großen Fichtenschonung verharrt
hatte, ärgerte sich über den Lärm, der vom Tal heraufschallte. Keine Chance mehr,
auch nur ein Stück Wild zu sehen, stellte der Waidmann resigniert fest. Er hatte
zwar nicht jagen oder schießen wollen, aber an einem so schönen Sommermorgen erfreute
es ihn jedes Mal, äsende Rehe oder auch mal ein paar Wildschweine zu sehen. Der
Mann, weit in den Siebzig, aber noch immer Jäger mit Leib und Seele, war deshalb
ohne Gewehr in den Wald gegangen. Eigentlich ungewöhnlich, aber er liebte die Natur
und dazu bedurfte es keiner Büchse.
    Er war kurz vor vier mit seinem Geländewagen
von Eybach herauf zur Hochfläche gefahren. Das Fahrzeug hatte er auf einem Feldweg
am Waldrand abgestellt und war dann zu Fuß zu seinem ca. 500 Meter entfernten Lieblingshochsitz
spaziert. Diese Sommernächte, das liebte er, waren ohnehin nie ganz dunkel, auch
wenn der zunehmende Halbmond bereits um zwei Uhr untergegangen war. Die Landschaft
hob sich vom helleren Firmament ab, jeder Baum, jede Hecke war zu erkennen. Nicht
selten sah der Waidmann bei seinen frühmorgendlichen Pirschgängen auch Autos an
lauschigen Plätzchen stehen. Dann lächelte er milde und nahm es hin, dass die Fahrer
verbotene Wege benutzt hatten, um zusammen mit ihrer Freundin diese herrlichen Nächte
zu genießen. Auch als er heute früh zu seinem Hochsitz gegangen war, hatte er weit
entfernt, an einem anderen Waldeck, schemenhaft ein Fahrzeug stehen sehen. Nichts
Besonderes, schon gar nicht an einem solchen Tag.
    Mit einsetzendem Morgengrauen, auch das wusste
der Waidmann aus jahrzehntelanger Erfahrung, tuckerten gelegentlich Landwirte mit
ihren Traktoren hinaus. Die Landschaft war bei Weitem nicht so tot, wie manche Städter
glaubten. Manchmal gar kamen Jogger vorbei, Frühaufsteher, die noch vor der Arbeit
etwas für die Gesundheit tun wollten. Der Waidmann schaute ihnen dann von seinem
rundum geschlossenen Hochsitz reglos zu.
    Heute allerdings, das wurde ihm immer deutlicher,
war es mit der Ruhe vorbei. Er kletterte langsam die steile Holzleiter hinab. Nun
ging er quer durch die hohe Fichtenschonung zu einem Waldweg, der ihn wieder auf
die Felder der Hochfläche hinausbringen würde. Dort schien inzwischen die Sonne.

2
     
    Die Sonne strahlte auch im ganzen Lande. Als Daniel Fronbauer, ein
Mittvierziger, die Baustelle in Aalen betrat, war die aufkommende Schwüle bereits
zu spüren, obwohl es gerade erst sieben Uhr war. Er pflegte seine

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