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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gedacht.
    »Das heißt«, unterbrach Bella ihre Gedanken, »einen der ehemaligen Saturnmonde. Jetzt müssen wir seinen Status neu bewerten. Denn seit etwa dreißig Stunden weicht die Bewegung von Janus von der zu erwartenden Umlaufbahn um den Saturn ab.«
    Es ließ sich kaum vermeiden, dass die Leute leise miteinander redeten.
    Bella hob die Hand und wartete, bis wieder Stille eingekehrt war. »Janus hat den Saturnorbit verlassen und ist zunächst einem sehr extremen Kurs Richtung Süden der Ekliptik gefolgt, aus der Ebene der Planetenumlaufbahnen heraus. Doch schon bald kam es zu einer neuen Richtungsänderung. Diesmal nahm Janus ungefähr Kurs auf Jupiter. Seine Bahn folgt nicht den Kepler’schen Gesetzen, was bedeutet, dass er nicht durch Gravitationsfelder der Sonne oder der anderen Planeten beeinflusst wird. Gleichzeitig behaupten die Experten, dass sie die Bewegung mathematisch recht gut einschätzen können. Janus wird den Jupiter um etwas weniger als eine AE verfehlen. Sofern nichts Unvorsehbares während der Annäherung an Jupiter geschieht, wird der Mond auf die andere Seite des Systems wechseln. Dort wird er die Ekliptik mit elf Grad südlich verlassen, in Richtung des Sternbildes Jungfrau.«
    Bella machte eine Pause, um Luft zu holen, als hätte sie Schwierigkeiten, an ihre eigenen Worte zu glauben. »Meine Damen und Herren«, sprach sie weiter, »Janus bewegt sich mit einer Beschleunigung von etwa einem Viertel Ge. Es gab kein Anzeichen für die Annäherung eines anderen massereichen Körpers oder einen natürlichen Gasausbruch, der ein solches Verhalten auch nur ansatzweise erklären könnte. Es sieht ganz danach aus, dass Janus höchstwahrscheinlich von Anfang an kein Mond war.«
    »Ein Raumschiff«, sagte Svetlana flüsternd, genauso wie die Hälfte aller anderen Anwesenden.
    Parrys Hand schloss sich fester um ihre. Alles, was ihr Verhältnis während des vergangenen Tages getrübt hatte, war jetzt vergessen, von diesen erstaunlichen Neuigkeiten in die Bedeutungslosigkeit verdrängt worden.
    Bella antwortete auf die geraunten Spekulationen. »Ja, es scheint, dass wir es damit zu tun haben. Es sieht sogar so aus, als würde sich die vereiste Oberfläche verflüchtigen, die vielleicht nur so etwas wie eine Tarnung war. Wenn sich dieser Vorgang fortsetzt, werden wir möglicherweise bald sehen, was sich wirklich darunter verbirgt.« Sie sah sich lächelnd um. »Es gibt allerdings ein Problem. Janus entfernt sich immer weiter, sodass die Sicht nicht besser wird.«
    »Oh nein!«, sagte Svetlana.
    »Und es gibt nur ein einziges Schiff in diesem System, das eine halbwegs günstige Position hat, um Janus abzufangen und auf seinem weiteren Weg zu verfolgen. Ihr dürft dreimal raten, von welchem Schiff ich spreche. Der Plan sieht vor, dass wir drei Wochen lang das Gaspedal bis zum Bodenblech durchtreten. Mit einem halben Ge kommen wir in die Nähe von Janus und haben noch genug Treibstoff übrig, um ihn weitere fünf Tage lang zu beschatten. Dann kehren wir um und fliegen nach Hause.«
    Während ihrer nächsten Rotation sagte Bella nichts. Die Versammlung bestürmte sie mit Fragen, doch sie schwieg, bis der Lärm nachgelassen hatte.
    »Es liegt nur an uns«, sagte sie mit lauter Stimme. »Kein anderes Schiff im Sonnensystem, ob bemannt oder unbemannt, ist dazu in der Lage.«
    Parry meldete sich zu Wort. Die Leute hatten Respekt vor Parry Boyce. Sie verstummten, damit er sprechen konnte.
    »So etwas steht nicht in unseren Verträgen, Bella.«
    »Es gibt darin tatsächlich eine Passage, in der von ›zusätzlichen nicht spezifizierten Aktivitäten‹ die Rede ist«, erwiderte Bella. »Aber das bedeutet nicht, dass es keine Entschädigung geben wird. Ihr könnt eure übliche Gefahrenzulage verdreifachen, von dem Augenblick an, in dem wir mit der Jagd auf Janus beginnen, bis zu dem Moment, wenn wir im Marsorbit andocken. Hinzu kommen weitere Prämien, die davon abhängen, wie die Verhältnisse in der Nähe von Janus aussehen.« Sie hielt kurz inne. »Das ist ein verdammt großer Batzen Kohle, Leute.«
    »Eine Verdreifachung der üblichen Gefahrenzulage?«, wiederholte Parry.
    »So lautet das Angebot.«
    »Davon kann man sich einen hübschen Grabstein leisten.«
    Die Leute lachten. »Parry hat recht, wenn er auf die Gefahren hinweist«, sagte Bella, als sich die Versammlung einigermaßen beruhigt hatte. »Deshalb will ich diese Sache nicht ohne eindeutigen Beschluss durchdrücken. Ich gebe euch allen eine Stunde, um

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