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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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angesehen. Saturn steht von uns aus gesehen auf der anderen Seite der Sonne, also sind Erde und Jupiter wesentlich näher dran. Ein Schiff von Red wäre viel schneller am Saturn als wir.«
    »Schlaues Mädchen.«
    »Mehr weiß ich auch nicht. Ich glaube, Bella wäre etwas auskunftsfreudiger gewesen, wenn der Bluthund nicht in ihrer Nähe herumstreichen würde.«
    »Vielleicht sollten wir den kleinen Scheißer auf dem Kometen zurücklassen«, sagte Parry leise. »Du weißt schon, wir schicken ihn wegen irgendwas raus, sagen, dass jemand wichtige Papiere zurückgelassen hat. Und dann vergessen wir, ihn wieder mitzunehmen.«
    »Das ist unfair gegenüber den Mikroorganismen. Das könnte den komplexen Molekülen nicht gut bekommen.«
    »Da ist was dran. Schließlich wollen wir diesen armen, ahnungslosen Pyrimidinen nicht das Leben schwer machen, stimmt’s?«
    »Völlig richtig. Selbst Pyrimidine haben Gefühle.«
    Parry blickte auf, als es plötzlich still in der Halle wurde. »Es geht los. Vermutlich werden wir jetzt erfahren, warum unsere Herrin so aus dem Häuschen ist.«
    Bella hüstelte. »Danke für eure Aufmerksamkeit«, sagte sie. Die Pumpen waren vorzeitig abgestellt worden, damit sie sich verständlich machen konnte, ohne brüllen zu müssen. »Ich werde mich kurz fassen, da wir eine Menge zu diskutieren haben.«
    Sie schwebte im Zentrum der Sporthalle, hatte die Arme verschränkt und ein Bein unter das andere geschlagen. Ob zufällig oder gewollt befand sie sich in langsamer Rotation, sodass sie jeder Person im Raum einmal pro Minute das Gesicht zuwandte.
    »Vor elf Stunden«, fuhr Bella fort, »erhielt ich eine Nachricht von der Zentrale. Diese Nachricht war – um es vorsichtig zu formulieren – erstaunlich. Noch erstaunlicher war die Aufforderung, die im Anschluss folgte. Ich hatte einen halben Tag Zeit, diese Informationen zu verdauen, und ich habe sie immer noch nicht richtig verarbeitet. Ich fürchte, euch bleibt dafür noch weniger Zeit.«
    Irgendwie schaffte es Bella, trotz der vielen Menschen, die sich im Raum drängten, Svetlana ins Auge zu fassen. Sie stellte einen kurzen Blickkontakt her und nickte kaum merklich, sodass vermutlich niemand sonst auf die Geste aufmerksam wurde.
    »Nachdem ich die Nachricht gehört hatte«, sprach sie weiter, »entschied ich mich für eine bislang einmalige Maßnahme. Wie einige von euch bereits bemerkt haben dürften, habe ich das Schiffsnetz für alle Sendungen von außen geschlossen. Ich habe diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen, aber ihr müsst mir glauben, dass sie notwendig war. Kurz nach der ersten Ankündigung wurde klar, dass die Nachrichtenkanäle dem Thema nichts Brauchbares hinzuzufügen hatten. Was wir jetzt brauchen, ist Klarheit – absolute Klarheit –, weil wir eine sehr schwierige Entscheidung treffen müssen.«
    Während Bella eine Pause machte, blickte sich Svetlana um und wählte einzelne Gesichter aus der Menge aus. In ihrer Nähe hingen Chieko Yamada und Carsten Fleig aus Svetlanas Flugkontrollteam, ein Liebespärchen, das man nur zusammen sah. Ein Stück weiter an der gekrümmten Wand befand sich Josef Protsenko, der zwar wie ein Kartoffelbauer aussah, aber einer der besten Spezialisten für Massentreiber war. Dort war Reka Bettendorf von der Außeneinsatzkontrolle, die zusammen mit zwei weiteren Kollegen dafür verantwortlich war, die Sicherheit der Raumanzüge zu überprüfen, und dafür sorgte, dass die Leute nicht wegen eines Fehlers in der Atemluftmischung bewusstlos wurden. Sie sah Judy Sugimoto aus der medizinischen Abteilung, die ihre Brille abgenommen hatte und eine Linse mit dem Kragen ihres Kittels putzte.
    Thom Crabtree, der Taphead, der sich wie immer abseits von allen anderen hielt.
    Keiner von ihnen erweckte den Eindruck, in irgendein Geheimnis eingeweiht zu sein. Svetlana wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Bella zu, die ihre Ansprache fortsetzte.
    »Ich habe mit meinen Technikern gesprochen. Sie haben mir versichert, dass das, wozu wir aufgefordert wurden, durchführbar ist. Es ist riskant, aber durchführbar. Andererseits gilt das für alles, was wir tun.« Bella schloss die Augen, als könnte sie sich plötzlich nicht mehr an die nächste Zeile ihres Textes erinnern. Dann holte sie Luft und fuhr fort. »Nun kommen wir zum schwierigen Teil. Es geht um Janus, einen der Monde des Saturn.«
    Svetlana gönnte sich einen winzigen, schuldbewussten Moment des Stolzes. Zumindest so viel hatte sie sich bereits

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