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Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer

Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer

Titel: Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Die Nachmittagssonne stand tief über dem Frankfurter
Hauptbahnhof.
    Autos wälzten sich durch die Straßen, Stoßstange
an Stoßstange, eine Springflut aus Blech, die sich jeden Tag um
diese Zeit über den Asphalt ergoß. In der schwülen
Luft wirkte der Geruch der Abgase ätzend und erschwerte das
Atmen.
    »Rot! Verdammt!« stieß Bechler zornig hervor und
trat auf die Bremse. Mit leise quietschenden Reifen kam der
Lieferwagen knapp vor dem Zebrastreifen zum Stillstand.
    Der dicke, verschwitzte Mann hinter dem Steuer zündete
nervös eine Zigarette an und blickte ungeduldig auf die Uhr.
Fast fünf!
    »Zum Teufel!« fluchte er unbeherrscht.
    Endlich leerte sich der Fußgängerüberweg, und die
Ampel sprang wieder auf Grün. Erleichtert gab Bechler Gas, der
klapprige Lieferwagen setzte sich in Bewegung und surrte gleichmäßig die breite Hauptverkehrsstraße
entlang.
    Die Frankfurter Innenstadt ähnelte um diese Zeit einem
aufgeschreckten Bienenstock.
    Ein verbeulter Volkswagen zog mit röhrendem Motor an Bechler
vorbei und schoß in die Lücke, die sich plötzlich
zwischen dem Lieferwagen und dem vorderen Fahrzeug gebildet
hatte.
    »Sonntagsfahrer!« brüllte der Dicke und machte eine
bezeichnende Geste. »Du hast deinen Führerschein wohl in
der Lotterie gewonnen!« Mit einer Verwünschung warf er die
halb aufgerauchte Zigarette aus dem heruntergekurbelten Fenster.
    Plötzlich blinzelte Bechler verwirrt.
    Was, zum Teufel, war denn das?
    Unwillkürlich verlangsamte er die Geschwindigkeit und
ignorierte das drängende Hupen der nachfolgenden Autos.
    Mitten auf der Straße hatte es plötzlich zu flimmern
begonnen; von einer Sekunde zur anderen schien die Luft zu
glühen und zu wabern.
    Der Volkswagen bremste, aber es war schon zu spät. Die
Kühlerhaube berührte den orangenen Glanz.
    Eine Explosion zerriß Bechler fast das Trommelfell.
Irgendein eckiger Schatten huschte durch die Luft und traf die
Windschutzscheibe des Lieferwagens. Das Glas zersplitterte klirrend
in tausend Teile.
    Bechler schrie und fühlte es warm und klebrig über die
Wange rinnen. Ächzend scherte der Lieferwagen aus und holperte
über die Bordsteinkante. Haarscharf vorbei an vor Entsetzen
erstarrten Passanten bohrte er sich dann mit ohrenbetäubendem
Getöse in das Schaufenster einer Boutique.
    Panik erfüllte den dicken Mann. Mit einem Ruck öffnete
er die verzogene Tür und sprang benommen auf den Boden. Unter
seinen Füßen knirschte Glas.
    Von irgendwoher erklangen angsterfüllte Schreie, immer wieder
vermischt mit dem Scheppern der Karosserien, wenn orientierungslose
Fahrer die Kontrolle über ihre Wagen verloren und mit anderen
Fahrzeugen kollidierten.
    Geblendet hielt Bechler die Hand vor Augen. Er konnte kaum etwas
sehen. Der Feuerball auf der Straße strahlte so hell wie die
Sonne.
    »Mein Gott, was ist das?« flüsterte der Mann
verwirrt.
    Jemand rempelte ihn an und rief ihn zurück in die
Wirklichkeit. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das
stechende Licht.
    Die Straße ähnelte einem Trümmerfeld.
    Dutzendweise hatten sich die Autos ineinander verkeilt, und durch
das Gewimmer der Hupen drangen leise und schwach die Schmerzenslaute
der Verletzten.
    Von dem Volkswagen, dessen Kollision mit der rätselhaften
Erscheinung das Drama ausgelöst hatte, war bis auf einige
verbogene Trümmerteile nichts mehr zu sehen.
    Überall wimmelte es von Menschen, die aufgeschreckt durch den
Lärm die Geschäfte verließen und sich neugierig auf
dem Gehweg drängten.
    Bechler griff an die Stirn. Seine Finger waren voll Blut, und erst
jetzt fühlte er den Schmerz der langen Schnittwunde, die ihm die
Splitter der Windschutzscheibe zugefügt hatten.
    Unvermittelt erlosch der Feuerball.
    Die Menschen verstummten. Bechler befeuchtete nervös die
trockenen Lippen, als ein Donnerschlag die Stille zerriß.
    »Nein!« ächzte Bechler. Sein Gesicht verzerrte sich
und wurde zu einer kalkweißen Grimasse.
    Vor ihm auf der Straße, umgeben von einem Ring verkeilter
Autowracks, räkelte sich eine monströse, giftgrün
schillernde Schlange. Langsam drehte sich der Reptilienschädel,
und zwei schmale, rötlich glühende Augen musterten die
verstört zurückweichenden Menschen…
     
    *
     
    Bechler reagierte rein instinktiv.
    Mit einem Schrei wirbelte er auf dem Absatz herum und drängte
sich rücksichtslos durch die furchtsam kreischende Menge. Seine
Flucht wirkte wie ein Signal.
    Jeder wollte so schnell wie möglich aus der Nähe des
unheimlichen Reptils. In

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