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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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erwiderte ich. Dracula hechtete über den Kopf seines Bruders hinweg und schlug mit dem Schwert nach unten. Wenn Mircea sich nicht so schnell bewegt hätte, dass Augusta ihn gar nicht mehr sah, wäre es um ihn geschehen gewesen.
    »Willst du hier stehen und zusehen, wie sie sich gegenseitig umbringen?« Draculas Klinge hatte Mirceas linken Arm gestreift, und rote Flecken waren an Schulter und Brust entstanden. Ich befürchtete, dass es nicht dabei bleiben würde, Mircea galt als ein Duellant besser als der Durchschnitt, aber sein jüngerer Brüder schien etwas schneller zu sein. Der Unterschied war nicht größer als der Bruchteil eines Sekundenbruchteils, und vielleicht steckte die von Dmitri in der Nacht zuvor verursachte Wunde dahinter. Aber früher oder später würde dieser winzige Unterschied den Ausschlag geben. Und wenn Mircea floh … Ich bezweifelte, dass Vlad ihn ins Gefängnis stecken wollte. »Wer hätte gedacht, dass der alte Mann so viel Blut in sich hat?«, murmelte der Inkubus, und seine Stimme war ein seidenes Flüstern in meinem Ohr. Die Schatten der beiden Kämpfer verschwanden zwischen den Kulissen und zuckten darüber hinweg, als Mircea und Dracula ihren tödlichen Kampf fortsetzten. Etwas erschien mir vertraut, und plötzlich erinnerte ich mich: Ich hatte das schon einmal gesehen. Es war die gleiche Szene wie in meiner Vision. Ich schluckte und wandte mich an den Inkubus. »Was ist dein Plan?« Er zeigte auf eine sehr vertraut wirkende Schachtel hinter dem Vorhang. Erleichterung durchströmte mich, als ich sie holte. Ich hatte mich schon gefragt, was ich mit Myra machen sollte, denn mein eigenes Kästchen befand sich in meinem Rucksack irgendwo im Feenland. Auch wenn sie um den höchsten Einsatz spielte, ich war nicht scharf drauf, mein Gewissen mit einem weiteren Tod zu belasten. Nicht einmal mit ihrem.
    »Worum geht es dir dabei?«, fragte ich, als ich mit der Falle zurückkehrte. »Meine Interessen sind die gleichen wie deine. Ich glaube, wir haben viel gemeinsam. Wir lieben beide gefährliche Geschöpfe.«
    »Du liebst Dracula?« Offenbar hatte Stoker eins richtig hinbekommen. Allerdings hatte er in seinem Roman Sukkuben auftreten lassen, vermutlich ein Zugeständnis an die Moral des neunzehnten Jahrhunderts. »Ich habe viele Jahre auf die Freiheit meines Herrn gewartet«, sagte der Geist. »Aber keiner von uns beiden hat etwas davon, wenn er kurz nach ihrer Erringung getötet wird. Der Senat weiß, dass er in der Nähe ist – ich habe den größten Teil der Nacht damit verbracht, falsche Spuren zu legen, die die Verfolger allerdings nicht lange in die Irre führen werden. Sie sind unterwegs. Mein Herr glaubt nicht, dass Gefangenschaft besser ist als der Tod, aber ich sehe das anders.«
    Plötzlich ergaben die Dinge mehr Sinn. »Deshalb hast du mir beim Ball geholfen. Mircea sollte am Leben bleiben, damit er Dracula einfangen kann.« Der Geist blinzelte mit Stokers Augen. »Nächstes Jahr oder im nächsten Jahrzehnt finde ich eine Möglichkeit, ihn erneut zu befreien. Solange er lebt, gibt es Hoffnung.«
    »Du willst also, dass man ihn gefangen nimmt, damit er überlebt? Er wird es dir nicht danken.«
    »Vielleicht nicht. Vielleicht doch. Welche Rolle sollte das für dich spielen?« Er hatte recht. Und wenn Dracula an einem sicheren Ort untergebracht war, gab es für Mircea keinen Grund, in der Nähe seiner Todesfalle zu bleiben. Ich hob die Schachtel. »Na schön. Erklär mir, wie dieses Ding funktioniert.« Zwei Minuten später kroch ich hinter den Kulissen herum, mit dem Kästchen in der Tasche und die Gedanken voller Zweifel. Wenn mich der Inkubus verarschte, steckte ich in großen Schwierigkeiten. Wenn nicht, steckte ich trotzdem in Schwierigkeiten, schickte mich aber an, wenigstens ein Problem zu lösen. Natürlich hätte ich es besser wissen sollen: Ich bekam nie Gelegenheit, eine Sauerei aufzuräumen, bevor eine andere erschien.
    Diese Sache bildete keine Ausnahme. Myra erschien so nahe beim Kampf, dass sie vielleicht von einer Klinge durchbohrt worden wäre, wenn die beiden Kontrahenten nicht genau in diesem Augenblick beschlossen hätten, voneinander zurückzuweichen. Dracula machte etwas, das Mircea stolpern ließ – es ging so schnell, dass ich keine Einzelheiten sah –, und wirbelte zur neuen Bedrohung herum. Aber bevor er sich Myra vornehmen konnte, fiel eine dunkle Gestalt vom Gebälk weiter oben herab und wäre wie ein Amboss auf ihm gelandet, wenn er nicht so ungeheuer

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