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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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brauchte ich Myra nicht mehr zu suchen – dann würde sie mich finden.
    »Auf der Bühne.«
»Dort bin ich eben gewesen. Die Bühne ist leer.«
    »Sie wollten Waffen aus Lord Draculas Gemächern holen.« Der Mann verzog wie schmerzerfüllt das Gesicht, aber ich schätzte, der Grund dafür waren nicht seine Verletzungen, sondern vielmehr der Gedanke, dass seinem Herrn Gefahr drohte. Ich hatte Mirceas berüchtigten jüngeren Bruder nie kennengelernt und legte auch keinen großen Wert darauf. Aber der Kampf machte mir Sorgen. Der halbe Senat war hinter ihnen her, und sie nahmen sich Zeit für ein Duell? »Warum kämpfen sie?«
    »Wenn mein Herr gewinnt, ist er frei – das hat ihm sein Bruder geschworen. Aber wenn Lord Mircea gewinnt, muss er in die Gefangenschaft zurückkehren, vielleicht für immer!« Der dicke Mann schluchzte herzergreifend. Ich seufzte. Ich hätte es wissen sollen. Natürlich wollte Dracula nicht ins Gefängnis oder dorthin zurück, wo der Senat irre Vampire unterbrachte. Doch während er und Mircea darum kämpften, würden Myra und ihre neuen Freunde den Disput beenden, indem sie sie beide töteten. Ich drehte das Gesicht des Mannes zu mir. »Warum haben Sie sich verbrannt?«
    »Lord Dracula hat es befohlen, weil ich seinen Aufenthaltsort vor Lord Mircea nicht geheimgehalten habe. Er kam vor einer Stunde hierher, und ich wollte ihm nichts verraten, aber dann strömte alles, was ich wusste, aus mir heraus.«
    »Mircea kann sehr überzeugend sein.«
    »Es war sehr großzügig von meinem Herrn, mir wegen meiner Unfähigkeit nicht das Leben zu nehmen.«
    Seine Augen enthielten das Licht des wahren Gläubigen. Ich versuchte nicht einmal, ihn davon zu überzeugen, dass sein Gott in Wirklichkeit ein Ungeheuer war. »Wie heißen Sie?«
    »Abraham Stoker, Lady. Ich leite das Theater.«
    Ich sah ihn erstaunt an. Okay, das erklärte eine Menge. »Es dürfte recht spät sein. Gehen Sie nach Hause und lassen Sie die Verbrennungen behandeln. Wenn jemand fragt: Sie haben hier in der Küche nach einer Soße gesehen und sie auf sich geschüttet.«
    Er nickte, wirkte aber so niedergeschlagen, dass ich Augustas Suggestion verstärkte. Ich verwendete viel Kraft dafür und musste dem Drang widerstehen, ihn für einen schnellen Biss zu mir zu ziehen. Nun, es hatte auch Nachteile, im Körper eines Vampirs zu stecken.
    Stoker setzte sich in Bewegung, aber auf halbem Weg zur Tür zuckte er heftig und blieb stehen. Sein Kopf drehte sich zu mir herum, obwohl der Körper der Tür zugewandt blieb. Noch ein oder zwei Zentimeter, und sein Genick würde brechen. »Sag mir, wenn du kannst … Was für ein Geist bist du, dass du so einfach von einem Meistervampir Besitz ergriffen hast?«
    »Sie sollen nach Hause gehen!« Ich musterte ihn argwöhnisch. Seine Stimme hatte komisch geklungen, tiefer und kontrollierter.
    »Ich habe ihm aufgetragen zu bleiben. Mir scheint, wir wissen, wer hier der Stärkere ist, oder?«
    Ich bekam ein flaues Gefühl in der Magengrube. »Wer sind Sie?«
    »Mit hartem Stoß und Schlag hat mich die Welt so aufgereizt, dass mich’s nicht kümmert, was der Welt zum Trotz ich tu’.«
    Ich blinzelte. »Wie bitte?«
    Er lachte, mit volltönender, sexy klingender Stimme, die unmöglich dem Burschen gehören konnte, der sich eben noch mit der Kerze verbrannt hatte. »Hast du mich so schnell vergessen? Obwohl wir uns erst gestern Nacht begegnet sind?«
    »Gestern Nacht?« Allmählich dämmerte mir etwas. »Du bist der Geist aus dem Ballsaal!«
    »Inkubus, wenn ich bitten darf, Verehrteste.« Das überraschte mich. So sahen Inkuben also aus, wenn sie nicht in einem Wirtskörper steckten. »Darf ich unsere Bekanntschaft zum Anlass nehmen, dich zu fragen, was du hier machst?«
    »Du zuerst.«
    Er seufzte. »Mir wäre es lieber, diesen Körper nicht länger als unbedingt nötig zu benutzen – er hat erhebliche Schmerzen. Typisch für den Herrn, meine Pläne zu ruinieren, ohne von ihnen zu wissen.«
    »Welche Pläne?« Allein von seinem Anblick tat mir der Hals weh. Ich trat ein wenig zur Seite, damit Stokers Kopf nicht mehr so weit gedreht sein musste. »Genau darüber müssen wir reden.«
    »Ich habe keine Zeit für irgendwelche Plaudereien!« Ich versuchte, an ihm vorbeizugehen, aber er versperrte mir den Weg zur Tür. »Zur Seite.« Natürlich konnte ich ihn beiseite stoßen – Augusta war stärker als ein Mensch, auch wenn sie in letzter Zeit keine Nahrung aufgenommen hatte –, aber ich wollte Stoker nicht

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