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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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fragte Mircea unschuldig. »Meinen Bruder kannst du nicht meinen, denn er fand bei der Explosion einen tragischen Tod.«
    »Sie werden ihn riechen.«
    »Nicht hier drin.« Mircea klang so, als wüsste er Bescheid. Und die Senatoren würden ihn wohl kaum nach dem Kästchen durchsuchen. Sie mochten bereit sein, wegen Dracula einen Krieg zu führen, aber wegen eines Verdachts? Das bezweifelte ich.
    »Warum weinst du?«, fragte er plötzlich, und seine Hand berührte mich an der Wange. Der Daumen wischte eine Träne fort, von der ich nicht einmal wusste, dass ich sie vergossen hatte. So gering der Kontakt auch war, er weckte den
Geis.
Ich schnappte nach Luft, und Mirceas Augen wurden größer.
    Ich wich zurück. »Bitte … nicht.« Hier in der Vergangenheit bereitete mir das Zurückweichen keinen körperlichen Schmerz. Aber ich zahlte einen emotionalen Preis, einen hohen.
    Mircea wartete, doch ich bot ihm keine Erklärung an. Ich war überrascht, als er es dabei bewenden ließ. »Wenn ich mich nicht sehr irre, hast du gewonnen«, lautete sein Kommentar. »Der Sieg ist normalerweise ein Grund zur Freude, nicht für Tränen.«
    »Der Sieg hat einen zu hohen Preis verlangt.« Einen viel zu hohen. »Das ist oft der Fall.«
    Etwas bewegte sich auf meinem Arm und ließ mich zusammenzucken. Ich sah eine kleine grüne Eidechse auf meinem Unterarm, die voller Furcht zitterte. Aus großen schwarzen Augen starrte sie mich an, krabbelte dann fort und versteckte sich hinter dem Ellenbogen. Mircea lachte. »Woher kommt sie?« Sie stammte von Mac; ich hatte sie wiedererkannt. »Sie muss sich irgendwo verkrochen haben, Cass«, murmelte Billy. »Vielleicht hat sie sich an mir festgehalten, als ich die anderen geworfen habe. Offenbar ist doch etwas übrig geblieben.« Der Schwanz der Eidechse kitzelte, als sie über die Innenseite des Arms lief, aber ich ließ sie in Ruhe. Schon vor einer ganzen Weile hatte ich gelernt: Etwas, wie klein auch immer, war besser als gar nichts. Pritkin stieß die Theatertür auf und zog den einsfünfundachtzig großen Stoker herein. Ich griff rasch nach Myras Falle. Mircea nahm die andere, die seinen Bruder enthielt, und ich erhob keine Einwände. Vielleicht hatte es sich von Anfang an so abgespielt. Möglicherweise trug Mircea seinen Bruder heimlich nach Hause und ließ alle in dem Glauben, er sei ums Leben gekommen. Einen Kampf gegen ihn hätte ich ohnehin nicht gewonnen, und Pritkin war zu nahe, um so etwas zu riskieren. Er hatte gesagt, dass er Myra nicht als Pythia wollte – und nach der Schau, die sie im Theater abgezogen hatte, wollte er das vermutlich wirklich nicht, auch wenn er vorher gelogen hatte. Aber ich traute ihm noch immer nicht. In Hinsicht auf den Magier namens Pritkin gab es zu viele unbeantwortete Fragen.
    Ich schob Myra in eine Tasche von Françoises weitem Gewand. Mircea sah es, sagte aber nichts. Er trat zum Rand der Bühne, nahm Stokers schlaffen Leib von Pritkin entgegen und hob ihn aus dem Orchestergraben, als hätte er gar kein Gewicht. »Noch eine Sache«, sagte er, nachdem er Stoker auf die Bühne gelegt hatte. Er holte etwas unter dem Mantel hervor und streifte es mir über den Fuß. »Mein Schuh.« Er glänzte mit all der Pracht, die man für ein Sonderangebot von
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    »Du hast ihn bei unserer ersten Begegnung zurückgelassen, als du es so eilig hattest. Etwas sagte mir, dass ich vielleicht Gelegenheit bekommen würde, ihn dir zurückzugeben.« Er sah mich an, und sein Lächeln wurde fast zu einem Grinsen. »Du trägst da ein wunderschönes Gewand, aber ehrlich gesagt, die andere Kleidung, beziehungsweise der Mangel daran, war mir lieber.« Ich lächelte schief und nahm ihm den Schuh ab. So wie mein Leben verlief, brauchte ich keine Stöckelschuhe, sondern Kampfstiefel. Außerdem hatte es dieses Aschenputtel mit Kreis, Senat und Dunkelelfen zu tun. Für sie gab es so bald kein »Und sie lebten glücklich miteinander bis ans Ende ihrer Tage«. Ich gab den Schuh zurück und vermied dabei einen direkten Kontakt mit Mircea. »Behalt ihn.«
    Er richtete einen verwunderten Blick auf mich. »Was soll ich damit anfangen?« Ich zuckte mit den Schultern. »Man weiß nie.«
    Mircea musterte mich und wollte dann meine Hand ergreifen. Ich zog sie schnell zurück, woraufhin Falten auf seiner Stirn entstanden. »Darf ich davon ausgehen, dass wir uns bald wiedersehen?«
    Ich zögerte. Er würde mir begegnen und den Fehler machen, der hierher führte. Ob ich ihn in meiner Zukunft

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