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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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wiedersah, war eine andere Frage. Wenn es mir nicht gelang, den
Geis
zu neutralisieren, konnte ich eine neuerliche Begegnung kaum riskieren, und bei diesem Gedanken verkrampfte sich etwas in mir. Ich fühlte mich so sehr versucht, Mircea zu sagen, er sollte keinen
Geis
auf mich legen, dass ich mir in die Wange beißen musste, um mich daran zu hindern. Aber so sehr ich das verdammte Ding auch hasste, es hatte eine wichtige Rolle dabei gespielt, mich dorthin zu bringen, wo ich war. Als Teenagerin hatte es mich vor unerwünschten Avancen geschützt und später Mircea dabei geholfen, die erwachsene Cassie vor Tony zu finden. Außerdem hatte ihn der
Geis
dazu gebracht, mir Zugang zum Versammlungsraum des Senats zu gewähren. Wenn sich das änderte, was wurde dann aus meinem Leben?
    Ich beschloss, Mirceas Frage wörtlich zu nehmen. »Ich glaube, davon können wir ausgehen.«
    Er nickte, hob Stoker hoch und verbeugte sich. Irgendwie brachte er es fertig, dabei elegant zu wirken, obwohl er sich einen hundertzwanzig Kilo schweren Mann über die Schulter geworfen hatte. »Ich freue mich darauf, kleine Hexe.«
    »Ich bin keine Hexe.«
    Er lächelte sanft. »Ich weiß.« Ohne ein weiteres Wort verließ er die Bühne. Ich biss die Zähne zusammen und ließ ihn gehen.
    »Sie legen sich interessante Verbündete zu«, kommentierte Pritkin und schwang sich auf die Bühne. »Wie haben Sie diese Kreatur dazu gebracht, Ihnen zu helfen? Normalerweise sind sie sehr eigennützig.« Ich dachte, dass er Mircea meinte, und wollte ihn darauf hinweisen, wie außerordentlich töricht es war, so von einem Vampir zu sprechen, insbesondere von einem des Meisterniveaus. Pritkin sah meinen Gesichtsausdruck und fügte hinzu: »Der Inkubus, den man ›Traum‹ nennt.«
Meine Gedanken hielten an. »Was?«
    »Sie wussten nicht, was es war?«, fragte Pritkin ungläubig. »Haben Sie die Angewohnheit, sich von sonderbaren Geistern helfen zu lassen?« Billy lachte. »Nein«, sagte ich und achtete nicht auf ihn. »Der Name … Wie haben Sie ihn genannt?«
    »Ein durchaus angemessener Name für einen Inkubus«, sagte Pritkin. »Traum.« Ich starrte ihn groß an, und er runzelte die Stirn. »Das bedeuten die Namen, die er Ihnen nannte. Es sind Variationen des gleichen Wortes. Warum fragen Sie?« Ich saß wie erstarrt da, als ich plötzlich verstand und eine angenehm klingende Stimme mit spanischem Akzent hörte, die mir den Namen Chavez nannte und erklärte, was er bedeutete. Ich rollte auf den Rücken und starrte zur hohen Decke. Drei aus dem Gefängnis des Senats stammende Kästchen hatte ich bei der Eishalle in Chavez’ manikürte Hände gelegt. Wenn ich die Sache richtig sah, durfte ich kaum hoffen, dass eins von ihnen
nicht
Dracula enthalten hatte. Ich überlegte kurz, ob mich der Inkubus die ganze Zeit über auf den Arm genommen hatte oder ob allein Zufall dahinter steckte, dass er zu meinem Fahrer geworden war. Eigentlich spielte es gar keine Rolle. Ich war so oder so geliefert. Die Kästchen hatten es auf keinen Fall zu Casanova geschafft. Was bedeutete, dass sich Dracula früher oder später wieder herumtreiben würde. Und das war meine Schuld.
    »Endlich!«, sagte jemand hinter mir. Zunächst nahm ich es gar nicht zur Kenntnis. Ich fügte Dracula meiner Zu-erledigen-Liste hinzu und versuchte, nicht daran zu denken, wie lang die Liste allmählich wurde. Doch etwas in der Stimme klang vertraut. »Ich dachte schon, der Vampir würde nie gehen! Jetzt bringen wir es zu Ende.«
    Ich drehte mich langsam um und sah die schemenhafte Silhouette einer jungen Brünetten, die dicht neben der Bühne schwebte. An die großen blauen Augen und das lange weiße Kleid erinnerte ich mich von unserer letzten Begegnung mit diesem speziellen Geist. Sie hatte mir gesagt, dass sie gern so erschien wie während ihrer Reisen als Geist und nicht in ihrer tatsächlichen Gestalt. Deshalb sah sie wie eine Fünfzehnjährige aus.
    »Agnes.« Aus irgendeinem Grund war ich nicht einmal überrascht. Oder vielleicht war ich nervlich einfach so runter, dass ich gar nicht mehr reagieren konnte. »Wie bist du hierher gekommen?«
    »Per Anhalter.« Billy klang betrübt. »Sie wollte nicht, dass ich es dir sage, aber sie steckte bereits in der Halskette, als ich mir einen Weg zu deinem Körper zurückkämpfte. Sie muss in der Headliners-Bar auf der Lauer gelegen haben und ist von Francoise auf dich gesprungen.«
    »Warum?«
    Billy zuckte mit den Schultern. »Wir haben nicht viel miteinander

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