Hinter Geschlossenen Lidern
Diese eine Nacht mit Braden
Eins
Langsam wurde ich kribbelig. Der Typ an der Bar sah nicht schlecht aus. Nicht besonders groß, aber eine Figur wie ein Unterwäschemodel und er beobachtete mich jetzt schon seit über einer Stunde im Spiegel hinter der Bar. Im schwarzen Abendanzug hockte er mit einer Arschbacke auf seinem Barhocker, ließ seine Pomuskeln spielen und bedachte mich mit einem wissenden Lächeln.
Dabei konnte er unmöglich ahnen, dass ich nach drei Wochen Sexabstinenz und seiner wirklich heißen Vorstellung langsam auf brodelnden Eiern saß - oder doch?
Aber egal, wie nötig ich es hatte, es würde nichts daraus werden. Ich war mit Clive Otis zusammen in der Bar, meinem Geschäftspartner bei Otis & Co. Obwohl wir schon seit unserer Zeit in Harvard Freunde waren – wir hatten sogar eine Weile zusammen gewohnt, sprach ich notgedrungen nie mit ihm über intime Dinge. Deshalb blieb unsere Beziehung immer etwas distanziert, was mir Leid tat, denn ich mochte Clive und war gerne mit ihm zusammen.
Dabei waren wir eigentlich sehr unterschiedlich. Er hatte sich aus kleinen Verhältnissen emporgearbeitet und nur ein Stipendium ermöglichte ihm, nach Harvard zu gehen. Während ich einfach Vaters Geld annahm und in seine Fußstapfen trat, um zu studieren und sofort nach der Uni in einer der angesehensten Anwaltskanzleien Bostons anfangen zu können. Mich beim Sex mit einem Mann erwischen zu lassen, war alles, was ich mir verkneifen musste, um erfolgreich zu sein.
Clive dagegen hatte seine Controlling-Firma erst vor zwei Jahren gegründet. Er hatte volle vier Jahre gebraucht, genügend Geld aufzutreiben. Als er dann einen Rechtsberater für einen seiner Kunden brauchte, erinnerte er sich an mich und rief mich an. Ich fand, das klang ziemlich interessant, was er mir da vorschlug. Ich würde sehr viel mehr freie Hand haben in meinen Entscheidungen als bei der Verteidigung eines Mandanten. Denn da arbeitete ich im Team und die meisten anderen Rechtsanwälte waren erfahrener und hatten mehr zu sagen als ich. Dabei ging es leider oft eher um die Interessen der Kanzlei im Allgemeinen und die meines Vaters im Besonderen als um den Mandanten.
Als Clive kam, war ich gerade ziemlich gefrustet und freute mich, mal dort herauszukommen. Also bat ich die Partner um Freistellung und sagte Clive zu. Daraus wurde eine ziemlich regelmäßige Zusammenarbeit und ich bereute es nicht. Wir waren sehr erfolgreich. Wenn es auch schwer fiel, jemanden zu entlassen, so war es doch befriedigend, ein Unternehmen nach dem anderen zu sanieren und damit die meisten Arbeitsplätze zu retten.
Zurzeit arbeiteten wir seit drei Wochen für Stillman & Co, ein Pharmaunternehmen im mittleren Westen der USA und wohnten Wand an Wand im gleichen Hotel. Was dazu führte, dass wir uns inzwischen fast wieder so nah waren wie früher – wenn man absah von dem letzten Tabu, das ich mir auch jetzt nicht leisten konnte einzureißen. Ich war überzeugt, alles wäre wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen, wenn mein Vater erfuhr, dass ich schwul war und mit Dan zusammenlebte, einem Typen, der sein Geld auf dem Bau verdiente.
Also durfte ganz einfach niemand davon erfahren, auch Clive nicht. Selbst wenn er es akzeptiert hätte und das traute ich ihm durchaus zu, viel zu viel hing davon ab, dass er sich nicht verquatschte. Es tat mir leid, ihn anlügen zu müssen, aber wie das so ist, wenn einer es weiß, selbst der verschwiegenste, dann wussten es bald alle.
Ich seufzte, beugte mich im Sessel vor und wir griffen gleichzeitig zu unseren Whiskey-Gläsern. Clive lachte albern über unsere gleichgeschalteten Bewegungen. Er trank sein Glas leer und hob die Hand, gab dem Barkeeper das Zeichen für die nächste Runde, obwohl meines noch halb voll war. Es war bereits unser dritter Bourbon. Clive war schneller als ich und bediente sich jedes Mal an meinem Glas, während er auf den nächsten wartete. Jetzt ließ er sich wohlig seufzend zurück in den Sessel sinken und sah sich um.
Ich folgte seinem Blick. Gedämpftes Licht, gedämpfte Gespräche, hin und wieder ein Lachen, die Möbel breit und bequem ...
“Ist richtig schön hier ... und wir beide sind wieder zusammen wie früher. Ich sollte öfter Auswärtsaufträge annehmen.” Er grinste, wurde aber schnell wieder ernst und sah mir in die Augen. “Was macht Dani eigentlich so ganz alleine?”
Unwillig schüttelte ich den Kopf. Ich wollte jetzt nicht über ihn reden. Seit einiger Zeit verstanden wir uns nicht
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