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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Windschatten der Palisaden ein paar Holzhütten, die vermutlich einmal die Gesindequartiere der Burg gewesen waren. Die ganz linke lag ein wenig abseits von den anderen, und sie diente Losian als Wohnstatt. Sie hatte sogar eine Tür. Es gab nicht viel auf dieser Burg, um ihren Bewohnern menschenwürdige Unterkünfte, geschweige denn Komfort zu bieten, aber zweieinhalb Jahre waren eine lange Zeit, wenn man nichts anderes zu tun hatte, als zu improvisieren und ums Überleben zu kämpfen. Wände und Dach der einräumigen Hütte bestanden aus dicken Holzbrettern, die hier und da mit Stroh und Lehm abgedichtet waren. Es gab kein Fenster, denn auf dieser ewig windgeplagten Insel war Schutz vor dem Wetter wichtiger als Tageslicht. Trotz der bitteren Winterkälte war die Hütte unbeheizt. Ein Strohlager mit einer abgeschabten Felldecke, ein Holzschemel und eine Kiste waren das einzige Mobiliar. Losian klappte die kleine Truhe auf und legte den Strick hinein, mit dem der Junge gefesselt gewesen war.
    »Es ist so … sauber«, sagte Simon von der Tür.
    Losian wandte sich um. »Ich kann mich nicht erinnern, dich hereingebeten zu haben.«
    Erschrocken machte Simon einen Schritt rückwärts, sodass er vor der Türschwelle stand. »Ich bitte um Vergebung. Es ist nur … ich weiß nicht, wo ich hinsoll.«
    »Platz ist das Einzige, was wir hier im Überfluss haben. Du kannst dir eine eigene Hütte suchen, aber dann wirst du nachts frieren. Die meisten wohnen aus dem Grund zu mehreren zusammen.« Er selbst war die Ausnahme, denn er brauchte einen Rückzugsort, der ihm allein gehörte. Außerdem plagten ihn gelegentlich Albträume, manchmal so schlimm, dass sein eigenes jammervolles Stöhnen ihn weckte. Und daraus machte er lieber ein Geheimnis. »Ich bin sicher, du kannst bei King Edmund oder bei den Zwillingen unterkommen, da wärst du gut aufgehoben. Nur eins solltest du auf keinen Fall tun: Geh nicht zum Burgturm hinauf.«
    »Warum nicht?«
    Losian schüttelte den Kopf. Es gab Dinge, die man hier besser nicht gleich am ersten Tag erfuhr. »Hör einfach auf mich.«
    »Kann ich nicht bei dir wohnen?«, brach es aus dem Jungen hervor, doch noch ehe Losian ablehnen konnte, fügte er hastig hinzu: »Nein. Vergiss, dass ich das gesagt habe.« Dann straffte er die Schultern, als wolle er sich selbst zur Ordnung rufen. »Gott, ich führ mich auf wie ein Bengel. Nur gut, dass mein Vater das nicht gehört hat.«
    Losian bewunderte ihn für seine Beherrschung. Und er war erleichtert, dass Simon sich offenbar nicht wie ein Ertrinkender an ihn klammern würde. Er zögerte noch einen Augenblick, dann winkte er ihn herein. »Ist dein Vater ein mächtiger Lord? Ich habe gehört, dass du deinen Namen mit Stolz aussprichst, und du trägst feine Kleider.«
    Simon nickte und betrat die Hütte wieder. Er wirkte schüchtern und warf Losian einen prüfenden Blick zu, als wolle er feststellen, ob er ihm auch wirklich nicht zur Last fiel. »Die de Clares sind eine große Familie mit viel Land in England, Wales und der Normandie. Der Mächtigste ist mein Onkel, der Earl of Pembroke. Mein Vater besaß nur ein Landgut, aber wenigstens ein ansehnliches. Er war königlicher Forstaufseher in Lincolnshire. Letzten Herbst ist er gefallen.« Simon brach ab.
    Gefallen. Losian sann über das Wort nach. Er wusste, dass ein Krieg im Land tobte. King Edmund hatte ihm das erzählt, und wenn der es sagte, stimmte es vermutlich. Aber hierher kam kein Krieg. Die Belange der Welt konnten den Bewohnern dieser Insel völlig gleich sein. Und manchmal beschlich ihn der grässliche Verdacht, dass ihm das ganz lieb war.
    Erst mit einiger Verspätung stellte er fest, dass Simon wieder sprach: »… immer so geplant, dass ich zur Ausbildung in den Haushalt meines Onkels gehen sollte. Mein Onkel wusste auch von der Fallsucht. Das sei schon in Ordnung, hatte er Vater geschrieben, er habe einmal einen Hauskaplan gehabt, der ebenfalls damit geschlagen war, und darum wisse er, dass es schlimmer aussieht, als es ist. Nach Vaters Beerdigung ritt ich also zu ihm nach Shropshire, wo er seine Lieblingsburg hat.«
    »Weiter Weg von Lincolnshire«, bemerkte Losian und fragte sich: Woher weiß ich das?
    »In Kriegszeiten erst recht«, stimmte Simon zu. »Aber ich bin gut durchgekommen. Mein Onkel nahm mich mit großer Freundlichkeit auf. Es ging zwei Monate lang gut. Dann bekam ich den ersten Anfall.«
    »Und da war es vorbei mit der Freundlichkeit?«
    Simon nickte. Losian sah, wie er die

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