0320 - Heißes Pflaster Chicago
Die Maschine, die meinen Freund Phil Decker und mich nach Chicago brachte, kam eine halbe Stunde zu früh auf dem Midway Airport an, und das hätte uns um ein Haar das Leben gekostet.
Die Kollegen vom FBI, die uns abholen sollten, waren noch nicht eingetroffen, und so setzten wir uns ins Flughafen-Restaurant und warteten.
»Es sieht fast aus wie in den Ferien«, sagte Phil. »Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und selbst die Menschen hier in Chicago erscheinen mir friedlicher und harmloser als in New York.«
»Wenn du dich nur nicht täuschst«, sagte ich.
Wir hatten ungefähr zehn Minuten durch die großen Fensterscheiben des Restaurants den Betrieb auf dem Flugplatz beobachtet, als sich am Nebentisch drei Männer niederließen.
Etwas später brüllte hinter mir ein Kind wie am Spieß. Ärgerlich fuhr ich herum und sah einen kleinen Jungen, der ein ebenso kleines Mädchen verprügelte.
»Joe, schämst du dich nicht?«, rief eine blonde, junge Frau. Aber Joe dachte nicht daran.
Er hatte die linke Hand in den Schopf der Kleinen gekrallt und versetzte ihr mit der rechten Ohrfeigen.
In diesem Augenblick sah ich die beiden Pistolen mit den aufgesetzten Schalldämpfern.
Die Pistolen gehörten zu zweien der Männer am Nebentisch und waren auf uns gerichtet.
Wahrscheinlich wären wir schon tot gewesen, wenn die beiden Gören sich nicht ausgerechnet im Schussfeld geprügelt hätten.
Phil musste die gleiche Beobachtung gemacht haben, denn wir ließen uns im selben Augenblick von den Stühlen fallen und griffen nach den Waffen. Ich hörte wie es zwei Mal Plopp machte. Die große Fensterscheibe hinter uns splitterte.
Dann hatte ich die 38er herausgezogen… Aber die beiden Kinder standen in der Schusslinie.
Zu allem Überfluss hatten sich die Mütter der streitlustigen Sprösslinge entschlossen, einzugreifen.
Bis wir uns schließlich aufgerappelt hatten, war von den drei Kerlen nichts mehr zu sehen.
Vielleicht hätten wir sie doch noch erwischt. Aber da erschien, durch den Aufruhr aufmerksam geworden, eine Patrouille der Flughafenpolizei.
Nachdem wir unsere Ausweise vorgelegt hatten, war es zu einer Verfolgung zu spät.
Die drei Gangster waren verschwunden.
»Immer noch Ferien?«, fragte ich Phil.
Mein Freund antwortete mit einem Fluch.
Die Herrlichkeit unseres Empfangs in Chicago hatte uns tief beeindruckt.
Nach weiteren zehn Minuten erschienen unsere Kollegen vom FBI Chicago und brachten uns zur State Street ins Polizei-Hauptquartier, wo wir bereits erwartet wurden.
Es war eine illustre Gesellschaft, die da zusammensaß:
Chief of Detectives Maurice Begner; Commander Howard Pearson vom Raubdezernat und Detective-Lieutenant Bronx von derselben Abteilung; Commander Frank Flannagan vom Mord-Dezernat mit seinem Detective-Lieutenant Penny; der Vertreter des State Attorney, Roswell Spencer, der früher G-man gewesen war; Douglas Danger, Chef des FBI-Office in Chicago und der G-man Clive Tiller, dessen Spitznamen »Nosy« wir erst später erfuhren.
Es war, wie gesagt, eine imponierende Versammlung von Leuten, die schon seit Jahren in vorderster Linie standen, wenn es galt Schwerverbrecher und Gangs zu jagen.
Nachdem die Vorstellungen und Begrüßungen erledigt waren, ergriff Chief Begner das Wort. »Sie alle wissen Bescheid über die Banditen, die unter dem Namen die Torture Gang, eine traurige Berühmtheit erlangt haben. Mit Rücksicht auf die beiden G-men, die New York uns freundlicherweise zu unserer Unterstützung geschickt hat, will ich kurz rekapitulieren. Die Gang begann ihre scheußliche Tätigkeit im Frühjahr. Wie Ihnen bekannt ist, glaubten wir, sie vor einem Monat zerschlagen zu haben, aber wir hatten uns getäuscht. Der erste Raubüberfall wurde im Mai auf das Haus des bekannten Rechtsanwalt Harry Cole verübt.«
Begner machte eine kurze Pause und fuhr dann fort:
»Obwohl die Gangster Strumpfmasken trugen, war Mrs. Cole so geistesgegenwärtig, sich das einzuprägen, was sie wahrnahm. Leider ist- es nicht viel. Cole, seine Schwiegermutter und eine Hausangestellte wurden, wie das die Gangster in Zukunft immer taten, mit Krawatten gefesselt, die die Banditen aus einer Schublade nahmen. Mrs. Cole wurde mit Drohungen und Schlägen gezwungen, sie zu begleiten, um ihnen zu zeigen, wo Geld, Schmuck und Pelze aufbewahrt wurden. Die Beute betrug über zweiundzwanzigtausend Dollar. Es fiel Mrs. Cole auf, dass die Gangster ganz genau zu wissen schienen, was an Schmuck und Pelzen vorhanden war. Während
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