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Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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    Von Westen blies der Wind übers Meer, wehte hinauf zum hohen Balkon und brachte eine Frische mit, die den auf weißem, flatterndem Tischtuch servierten Frühstückstee um so willkommener erscheinen ließ. Der Blick führte an weiß getünchten Balustraden vorbei auf blaues Wasser, einen blassen Himmel und die berühmten Felsen von Elijiri. Diese Felsen vor Augen dachte Bren Cameron spontan daran, daß sich von ihnen wahrscheinlich Wi’itikiin zum Flug aufschwingend hinabstürzten.
    Aber nein, das Meer war gewiß eine viel zu große Gefahr für die kleinen, eleganten Gleiter.
    »Eier«, empfahl Lord Geigi mit nachdrücklichem Fingerzeig auf ein delikates Gericht, eine Art braungebackenes Souffle, bestehend aus Eiern einer Tierart, die – dafür verbürgte sich der Koch – dem Menschengast bekömmlich wäre.
    Bren vertraute seinen Angestellten Tano und Algini und konnte getrost davon ausgehen, daß sie dem Koch die Empfindlichkeiten ihres Chefs gegenüber bestimmten einheimischen Gewürzen erklärt und mit gleicher Deutlichkeit darauf aufmerksam gemacht hatten, daß, sollte es zu einer Vergiftung kommen, Lord Geigi mit sehr unangenehmen Konsequenzen zu rechnen habe. Bren ließ sich vom Diener einen Nachschlag des pikant gewürzten Gerichts geben. Nur selten wagte er etwas so Wohlschmeckendes in solchen Mengen zu sich zu nehmen; es gehörte nämlich mit zu seinen unabdingbaren Berufserfahrungen, daß die Atevi-Küche nur mit äußerster Vorsicht zu genießen war. Aber er konnte sich auf Tano und Algini verlassen.
    Geigi war sichtlich angetan von Brens Begeisterung für seine Küche, angetan von der frischen, klaren Seeluft an diesem Morgen und auch angetan von der Gegenwart eines so bedeutenden Gastes. Geigis Appetit reichte für einen noch sehr viel größeren Nachschlag. Von schwarzer Haut, goldenen Augen und mächtiger Gestalt, die alle Menschen in den Schatten stellte, konnte er Unmengen vertilgen, zumal sein Stoffwechsel mit Alkaloiden spielend fertig wurde, und wie jeder Ateva des Festlandes sah er das Wesen aller Gastlichkeit in der Bewirtung mit Speisen und den Verzehr als einen Gradmesser für Vertrauen und Höflichkeit – was sich gleichsam von selbst verstand in einer Gesellschaft, in der berufsmäßige und zu einer Gilde zusammengeschlossene Assassinen in aller Regelmäßigkeit persönliche und politische Streitigkeiten zu entscheiden hatten.
    Zu dieser Gilde gehörten auch Tano und Algini, die nahe dem Frühstückstisch auf dem Balkon standen und über Bren wachten. Von derselben Zunft – daran konnte kein Zweifel bestehen – waren wohl auch jene beiden, die auf Geigis Seite in Bereitschaft standen. Die Frau hieß, wie Tano mitzuteilen wußte, Gesirimu und Casurni ihr vorgesetzter, männlicher Partner. Mit ihren dunklen, modisch geschnittenen Kleidern paßten sie perfekt ins Bild einer hochherrschaftlichen Leibgarde. Tano, davon konnte Bren ausgehen, war bestens informiert, daß sich unter den vielen tausend Assassinen der Gilde die bedeutendsten Vertreter zumindest dem Hörensagen nach kannten, in vielen Fällen sogar in Man’chi miteinander verbunden waren, das heißt in einer Art von Loyalität, die weder auf Lohnabhängigkeit noch auf Familienbande oder sonstigen Verpflichtungen fußte, welche den Menschen zu einem solchem Begriff einfielen.
    Aber es war auch nicht nötig, daß Menschen den Verstand und die Herzen der Atevi durchschauten – zumindest war dies nie nötig gewesen, solange alle Menschen – bis auf einen – auf Mospheira lebten, der Insel, die im blauen Dunst jenseits des wunderschönen Sunds lag, da draußen vor dem Balkon.
    So stand es um das Verhältnis zwischen Atevi und Menschen, als Bren vor nicht allzu langer Zeit siebenundzwanzigjährig sein Amt angetreten hatte. Er war Übersetzer, Agent für auswärtige Angelegenheiten oder – in der Bezeichnung der Atevi – Paidhi-Aiji, der einzige Mensch, der dem Vertrag von Mospheira gemäß seinen Fuß aufs Festland setzen durfte.
    Er, Bren Cameron, der Nachkomme von Raumfahrern, die vor fast zwei Jahrhunderten in der Welt der Atevi gestrandet waren, lebte und bewegte sich als einziger Mensch unter den Atevi, auf Lebzeit zu der überaus wichtigen Aufgabe verpflichtet, zwischen den so andersartigen Atevi und Menschen zu vermitteln.
    Bis ins voraufgegangene Jahr hinein hatte er dieses Amt im großen und ganzen so versehen wie seine Vorgänger. In Shejidan, der Hauptstadt, wohnend, arbeitete er an der Vervollständigung

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