Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
Ich liebe es, wenn die Lebensgefahr nicht abreißt.«
»Was hast du erwartet? Du brauchst noch 71 Punkte.«
»Ich weiß. Nur noch 71 Punkte.« Hiob grinste und sah Aries an, als nehme er ihre Gewandung erst jetzt richtig wahr. »Das ist wunderschön. Wer ist das?«
»Eleonora Duse, du Banause. So um 1880 herum, als sie um die zwanzig war. Ich wusste, dass sie dir gefallen würde. Ich kenne doch deinen Geschmack.«
»Ich kannte die Duse bislang nur dem Namen nach. Ich hatte ja keine Ahnung, wie hübsch sie war.«
»Die Geschichte eurer Rasse ist voll von aufregenden Frauen. Da gibt es noch viel für dich und mich zu entdecken und zu tun.«
»Kann ich mir vorstellen. Das hast du sehr gut gemacht, Aries. Ich meine, alles, was du für mich getan hast, hast du sehr gut gemacht.«
Sie verbeugte sich graziös wie die große Schauspielerin, die sie darstellte. »Ich danke Euch, Marquis Montague. Habt Ihr nun eventuell noch eine Eingebung, wie zu feiern dem heutigen Sieg angemessen wäre?«
»Selbstverständlich, meine Schöne. Ich bin sicher, mir fällt etwas ein, sobald ich uns eine Droschke organisiert habe.«
Sie fanden tatsächlich einen Taxifahrer, der eine Joni-Mitchell-CD als Bezahlung akzeptierte. Sie fuhren Richtung Innenstadt in einer champagneresken Ausgelassenheit der Lust.
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Nicole Mellentin schluckte am Abend desselben Tages einunddreißig Schlaftabletten aus dem reichhaltigen Medikamentenarsenal ihrer Mutter und erstickte komatös an ihrer eigenen schaumig aufgestiegenen Magensäure. Niemand war bei ihr, als sie starb.
Epilog
Das zehn- oder elfjährige Mädchen.
Sie sitzt auf den fünf Treppenstufen vor dem Mausoleum der Montags. Blätter wehen vorbei und riechen nach Reif.
»Das letzte Wort in Bezug auf Nicole Mellentin ist noch nicht gesprochen. Gegen Ende des zweiten Bandes wird Hiob erfahren, dass Nicole sich umgebracht hat und dass sein siebter Punkt somit genauso von Bitternis durchtränkt ist wie sein sechster.«
Ihre langen Haare flattern zerzaust vor ihr Gesicht, sie streicht sie geduldig mit der Hand beiseite.
»Zuvor jedoch gibt es anderes für ihn zu tun. Hiob wird es mit Hunden zu tun bekommen und mit einem Doppelgänger seiner selbst. Er wird mit Träumen und Polizisten fechten und mit einem jungen Samurai. Er wird sich mit Knecht Ruprecht höchstpersönlich anlegen und Verhaltensweisen und Strategien erproben, die völlig ohne Beispiel sind.«
Das Mädchen erhebt sich.
»Und – ich erwähnte es schon: Hiob wird mich träumen. Mich und meinen Namen. Doch für ihn wird dies noch keine Bedeutung haben.«
Sie lächelt wieder, scheu, und geht zwischen den Grabstätten davon.
Der Wind wird stärker.
Das Zitat auf Seite 48 stammt aus Die göttliche Komödie von Dante Alighieri, genauer: aus dem siebten Canto.
Das Zitat auf Seite 297 ist dem Drama Macbeth (3. Aufzug, 4. Szene) von William Shakespeare entnommen.
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