Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
war so hart, dass der mongoloide Junge ihn in den Mund nehmen musste und lutschen und saugen, während der Zwiebelpfleger dem Jungen roh den Klistierschlauch einführte. Walzer blecht im hellen Hintergrund.
Facundo grunzte und bewegte seine schlaffen Hüften, bis er den Rachen des Jungen ganz erstickte und dieser durch die Nase kaum noch Luft bekam, was herrlich anzuschauen und zu hören war. Er strich dem Jungen tauber werdend durch das volle Haar, und als Facundos Augen hinter den dicken Brillengläsern zuquollen, gab er dem Pfleger einen Wink. Der öffnete feixend den Hahn, und der Junge füllte sich innen mit sengenden Flammen, brüllte und riss sich zuckend aus den Schläuchen los. Am nassen, kalten Boden schlenkerte er und quoll auf, bis seine Haut fettrosa wurde wie eine Wurst und Risse bekam. Der Pfleger lachte seinen Zwiebelatem umher und drehte an der Einlaufdüse das kochende Öl ab. Ein Tenor belfert wie rückwärts durch die dicken tauben Steine.
Facundo war noch nicht gekommen, er war unzufrieden, wurde schrumpelig und schlaff. »Guillermo«, keuchte er dem Pfleger zu, der sehr viel Spaß hatte und bleckend lachte. »Lass uns in die Zelle da drüben gehen und diesmal richtig liederlich sein.«
Der Zwiebelpfleger nickte, packte die Schläuche unter den Wagen und schob ihn quietschend zur nächsten Tür. Ein Blick durch die Luke verriet die beiden Kinder, die dort im Unrat schliefen. Mädchen. Zwei Mädchen. Der Geruch ihrer Exkremente war berauschend. Facundo schwoll wieder an, und die beiden Onkels betraten nebeneinander den Ort, wo alles erlaubt war, und schlossen schwitzend hinter sich ab.
Facundo konnte wahnsinnig sein. Er bellte und jaulte wie ein Köter, zerriss sich den fleckigen Arztkittel und schmierte sein Gesicht mit Scheiße ein. Der Sänger walzert hängend immer wieder wieder wieder. Es ist Carneval Joselito.
Der Mongoloide lebte noch, in einer Pfütze aus geschmolzenem Fleisch. Er träumte von den Heiligen. Vom Karneval. Wieder. Wieder. Wied.
Hinter der dicken tauben Backsteinmauer des Krankenhauses Moabit begann ein routinierter Montag. Draußen war Januar, schneelos, die Sonne stach hinterlistig zwischen grauen Wolkenfetzen hervor, und hinter den aseptischen Glasschiebetüren wallte der monotone Straßenlärm heran. Der junge Mann, der am Donnerstag ohne Papiere in der Nazarethkirche mit apoplektischen Symptomen zusammengebrochen war, hatte am Sonnabend einer Aushilfsschwester den qualligen Kartoffelbrei ins Gesicht gedrückt und seinen asthmatischen Bettnachbarn mitsamt der Matratze aus dem Bett geworfen, um seine Gesundheit zu demonstrieren und seine Entlassung zu beschleunigen. Die Untersuchung durch den Ordnungsdienst am Sonntagmorgen ließ er nervös und fahrig über sich ergehen, gab seinen Namen einmal mit »Lutz Diddrich » und einmal mit »Richard Heilhecker« an, schenkte einem schnurrbärtigen jungen Uniformpolizisten seine baumwollene, blaukarierte Holzfällerjacke und konnte gehen.
Die Sonne warf ihn mit winterlicher Wucht fast wieder in die sich schließende automatische Tür zurück, aber mit dem linken Arm vorm Gesicht kam er am Pförtner vorbei, ohne allzu viel Aufsehen zu erregen. Er rannte die Birkenstraße hinunter, schlüpfte an streitenden jugendlichen Türken vorbei in die U-Bahnstation, kurz, bevor es draußen kalt zu regnen begann, fuhr drei Stationen schwarz bis zum Leopoldplatz, schaute dort kurz, ob die Linie nach Alt-Tegel gerade einlief, was aber nicht der Fall war, sprintete durch karstadttütenbehängte Wintermantelmütter hindurch die Treppen hinauf und rannte im gallert-öligen Platzregen an der pumpend immer noch vibrierenden Nazarethkirche vorbei die Müllerstraße bis zur Amsterdamer Straße hinauf, wo er sich schlüssellos gegen die Tür von Nummer 9 warf, bis sie aufknackte, und zu seiner Wohnung im Quergebäude hochlief. Mit nach chemischer Krankenhausseife riechendem Schweiß in den Augen trat er seine eigene unbezeichnete Wohnungstür ein und kam gerade noch rechtzeitig, um der felllos fleischigen Katze, die an seinem Fernseher hing, mit einem splinterigen Baseballschläger das Gehirn über die Mattscheibe zu dreschen und den röchelnden Kadaver an den Stromkreis der Modelleisenbahn anzuschließen, bis das Ding mit der Stimme von Kathleen Byron zu reden anfing.
»Guten Montag, guter Montag, mein hübscher Lieb-Haber«, schnarrte der rosafarbene, nackte Leib, »spielst du noch immer mit Weiß? Brauchst du ein Brett?«
Der junge Mann ließ
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