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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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als sie ihrem
Sohn so nah gegenübersteht. Und der ganze Groll, den sie gepflegt hat, einen
ganzen Sommer lang, er ist einfach weg. Sie will gar nicht fragen, ob er
bleibt, wie lange er bleibt. Sie spürt, dass jetzt nur eines zählt: dass er
wieder da ist.
    »Ich hab auch von dem Toten oben am Göll gehört, in der Höhle, und
von deiner Verbrecherjagd durchs Sinkwerk. Also weißt du, kaum bin ich weg aus
dem Kuhkaff, passieren hier die wirklich krassen Sachen. Und meine Mom ist
mittendrin und hat alles im Griff.«
    Die Menschen drängen an sie beide heran, um sie herum. Aber keiner
will etwas von ihr, alle wollen zu Simon. Er ist der Star des Abends.
    »Kommst heim heut Abend?«, ruft Leni ihm nach, als die Wartenden ihn
endgültig umzingelt haben und von ihr abdrängen.
    »Logo«, sagt Simon. »Was gibt’s denn zum Essen?«
    »Was magst denn?«
    »Vielleicht ein Hirschgulasch?«

Dank
    Wir danken Elena Filatova. Ihr Blog über die Reaktorkatastrophe und
ihre Reisen in die verstrahlte Zone um Tschernobyl waren eine wertvolle
Informations- und Inspirationsquelle für unseren Roman.
www.elenafilatova.com

Stefan König
    KALTER FELS
    Alpen Krimi
    ISBN 978-3-86358-030-8
    »Spannend, mit hervorragenden Naturschilderungen und beklemmenden Szenarien entwickelt der Autor mehrere Erzählstränge. Dramatische und berührende Begegnungen, packende und in sich stimmige Charaktere, eine schnörkellose und dabei fesselnde, gewählte Sprache und nicht zuletzt Unsicherheit und Überraschungen bis (fast) zur letzten Seite machen aus dem Buch einen Alpenkrimi jenseits üblicher Klischees.«
    Weilheimer Tagblatt, 22.11.2010

Leseprobe zu Stefan König,
KALTER FELS
:
    Eine alte Geschichte
    Am Morgen des 10. Juli 1974 war der sechsundzwanzigjährige
Karl Mannhardt in Mittenwald aus dem aus München kommenden Frühzug gestiegen.
    Später sollte sich der Bahnhofsvorsteher an den jungen Mann
erinnern, der mit schwerem Rucksack und in Bergstiefeln über den Bahnsteig
gestapft war. »Werktags fällt so ein Bergsteiger ja noch auf«, sagte er aus,
als die Staatsanwaltschaft der Sache nachging. Zunächst nämlich war die
Identität des Opfers nicht zweifelsfrei belegbar gewesen. »Am Wochenend wär er
mir net aufgefallen, da kommen ja viele, jeder Zug bringt haufenweis Leut, die
wo ins Karwendel oder ins Wetterstein wollen.«
    Mannhardt war Schlosser von Beruf, beschäftigt bei MAN in Karlsfeld. Er mochte seine
Arbeit, auch wenn er abends immer nach Öl und Schmiere roch und noch in der
Unterwäsche die feinen Eisenspäne fand. Viel mehr noch als seinen Beruf, den er
profund und mit bestem Abschluss erlernt hatte, mochte er die Berge. Er war
alleinstehend, ungebunden, und er ließ kaum einen freien Tag vergehen, an dem
er nicht mit der Bahn nach Süden fuhr, den Bergen entgegen, die er so sehr
liebte.
    Es gab bevorzugte Ziele, er fuhr oft nach Garmisch-Partenkirchen,
gern nach Kufstein oder Mittenwald. Bisweilen auch bis Jenbach oder Innsbruck,
wo er dann aber umstieg, um noch tiefer in die Zentralalpen zu gelangen. Am
liebsten war er allein unterwegs. Ganz allein. Allein mit sich und einer
faszinierenden, menschenleeren Natur. Dann musste er mit niemandem reden, musste
niemandem zuhören, konnte sich der Stille hingeben, wo es sie gab, oder durfte
auf all das hören, was an Geräuschen und Klängen fernab der Zivilisation auf
ihn wartete: das Rauschen der Wildbäche, der Wind in den Baumwipfeln, das
Glockengebimmle der Bergschafe, das Poltern und Krachen der Steine in einem
abgeschiedenen Kar und bisweilen die Rufe einer Seilschaft hoch oben in den
Felswänden: »Stand!« – »Seil ein!« – »Kannst nachkommen!« – »Ich komme!«
    Selbst das Echo eines Donners konnte ihn erfreuen – wenn das
Gewitter nur weit genug entfernt war und sich anschickte, in sicherer
Entfernung an seinem Weg vorbeizuziehen.
    In Mittenwald wanderte Mannhardt zwischen den Geschäften und
Gasthäusern hindurch dem südlichen Ortsrand entgegen. Immer wieder sah er hinauf
zum sich linker Hand erhebenden Karwendelmassiv: schroffe Felsen, die
Bergstation der Gondelbahn, ein langer Grat. Eindrucksvoller noch aber war
gegenüber die Wettersteinspitze, die sich über dichtem Bergwaldgrün erhob und
deren Felskanten und in engen Karen eingebettete Schneefelder schon im Licht
der Sonne zu leuchten begannen.
    Dort, wo eine Straße nach rechts in Richtung Leutasch abzweigte,
nahm er den Rucksack von den Schultern und wartete darauf, dass ein Autofahrer
anhielt und ihn

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