historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc
entschieden, wie er mit dieser ganz und gar unmöglichen Situation umgehen würde. Wenn sie diesen Kampf brauchte, um von der Aussichtslosigkeit ihres Planes überzeugt zu werden, so sollte sie ihn haben.
„Da du die Herausforderin bist, Ambrosia, sollst du auch den ersten Schlag ausführen."
Sie lächelte. „Wie überaus galant von dir." Im selben Moment schlug sie ihr Schwert schwungvoll und mit einer solchen Kraft gegen seine Waffe, dass sie ihm beinahe aus der Hand gefallen wäre.
Für Sekunden war er wie gelähmt. Er hatte sich fest vorge nommen, Ambrosia unter gar keinen Umständen auch nur den geringsten Kratzer beizubringen. Wohingegen es ihr Anliegen war, ihn nicht nur in der Kunst der Schwertführung zu übertrumpfen. Nein, sie wollte ihn außerdem auch noch demütigen.
Ambrosia nutzte den Augenblick seiner Verwirrung, um ihn an die Wand zu drängen und dann die Spitze ihres Schwertes auf seine Schulter zu richten. „Wenn dies ein echter Kampf wäre, Riordan", erklärte sie triumphierend, „wäre dein Hemd jetzt blutdurchtränkt, und du würdest höllische Schmerzen erleiden."
„Wie großzügig von dir, mir dieses Leid zu ersparen", erwiderte er und lächelte böse. Im nächsten Augenblick führte er sein Schwert mit unge heurer Kraft gegen Ambrosias Waffe. Er wusste, dass sie den Schlag durch den ganzen Arm hindurch bis in die Fingerspitzen spürte.
Mit größter Mühe gelang es Ambrosia, ihr Schwert in der Hand zu behalten, doch ihre Finger fühlten sich völlig taub an. Um Zeit zu gewinnen, tänzelte sie aus Riordans Reichweite, aber er folgte ihr unerbittlich, trieb sie vor sich her, bis sie mit dem Rücken zu dem Kaminfeuer stand. Rechts und links von ihr befanden sich Möbel, und sie musste erkennen, dass es keinen Ausweg für sie gab.
Minutenlang kämpften sie, dass die Klingen der Schwerter ein singendes Geräusch verursachten. Mit jedem Hieb von Riordans Schwert spürte Ambrosia, wie ihre Kräfte nachließen. Sie hatte schon lange nicht mehr geübt, mit der schweren Waffe umzugehen.
„Nun, bist du erschöpft?"
Erneut holte sie aus. „Ich fühle mich so frisch wie ein Neuge borenes."
„Und ebenso gefährlich, vermute ich."
Der Hohn in seiner Stimme war Ambrosia unerträglich. Wütend trat sie einen kleinen Schritt vor, schwang die Waffe über ihrem Kopf und ließ sie mit aller Kraft herniedersausen.
Mit der Spitze traf sie Riordans Arm. Blut sickerte durch den Stoff seines Hemdes.
Er spürte den Schmerz wie eine weiß glühende Spitze und dann die Wärme des Blutes.
Ambrosia war wie erstarrt. „O Riordan, vergib mir. Das wollte ich nicht."
„Natürlich hast du das mit Absicht getan", tat er ihre Ent schuldigung ab. Er war geradezu dankbar für den Schmerz, der durch seinen Arm fuhr. Er erinnerte ihn daran, all sein Können aufzubieten, um Ambrosia zu entwaffnen, ohne ihr auch nur ein Härchen zu krümmen.
Wieder klirrten die Schwerter, und plötzlich verließen Ambrosia die Kräfte.
„Gib endlich auf, Ambrosia", bat Riordan eindringlich.
„Niemals." Sie umfasste den Griff ihrer Waffe mit beiden Händen und wollte zu einem letzten furchtbaren Hieb ausho len. Doch Riordan fasste überraschend nach ihrem Arm, und im nächsten Moment fiel Ambrosias Schwert klirrend zu Bo den.
Riordan drehte sie zu sich herum, zog sie näher zu sich heran und deutete mit der Spitze seines Schwertes auf ihren Hals. „Wäre ich tatsächlich dein Feind, so würde ich dir jetzt deine bezaubernde Kehle durchschneiden. Du wärest so gut wie tot."
Ambrosia bewunderte im Stillen die scheinbare Leichtigkeit, mit der Riordan jede Lebenslage zu meistern schien. Gleichzeitig lauerte sie jedoch auf eine Möglichkeit, ihn doch noch zu bezwingen. Als sie schließlich spürte, wie er den Griff um ihren Arm ein wenig lockerte, wirbelte sie herum. In einer Hand hielt sie ein kleines, zweifelsohne sehr wirkungsvolles Messer.
„Woher hast du das?" wollte er wissen.
„Ich hielt es in den Falten meiner Röcke verborgen. Schon mein Großvater pflegte zu sagen, dass ich mich niemals mit nur einer einzigen Waffe in einen Kampf begeben sollte.
Und wenn ich tatsächlich deine Feindin wäre, Riordan, dann hätte dieses Messer längst den Weg mitten in dein Herz gefunden."
Er lächelte. „Ich hege größte Bewunderung für deine Voraussicht und auch dafür, wie du dein Schwert zu handhaben weißt."
„Ach, Schmeicheleien aus dem Mund des stolzen Captain Riordan Spencer?"
„Wenn sie angebracht sind, warum
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