historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc
sein?"
„Nenn es, wie du willst." Ambrosia versuchte, seinem Blick standzuhalten, doch er sah sie mit so einem Ausdruck schieren Unglaubens an, dass sie sich halb von ihm fortdrehte und einen Schritt zur Seite trat, um den Abstand zu ihm zu vergrößern.
„Meine Schwestern und ich sind uns bereits einig", erklärte sie. „Noch heute werden wir eine Botschaft an König Charles in London schicken. Wenn du es ablehnen solltest, für uns als Kapitän auf der Undaunted zu fahren, werden wir eben einen anderen für diese Aufgabe finden."
„Kein Seemann wäre so dumm, sein Leben drei kopflosen, überspannten Frauen anzuvertrauen."
Ambrosia wirbelte herum. Ihre Augen schienen vor Zorn Blitze zu sprühen. „Willst du damit etwa andeuten, dass unser Geschlecht ausschlaggebend sei für unseren Verstand?"
„Selbstverständlich nicht, aber ..."
„Oder dass wir, nur weil wir weiblichen Geschlechts sind, womöglich eine Waffe nicht mit der gleichen Fertigkeit schwingen können wie ein Mann?"
„Nun, die Fertigkeit will ich einer Frau nicht absprechen. Aber allein die Größe von Frauen
..."
Abermals unterbrach ihn Ambrosia. „Ich bin genauso groß wie so mancher Mann, Riordan.
Und ein Schwert in meiner Hand wiegt für eine körperliche Unterlegenheit auf. Willst du meine Worte auf ihren Wahrheitsgehalt hin prüfen?"
„Prüfen?" Riordan traute seinen Ohren nicht. Dann fing er unvermittelt an zu lachen. „Es gibt kaum Männer, die es mit mir im Schwertkampf aufnehmen können. Und ich habe erhebliche Zweifel daran, dass es auch nur eine einzige Frau unter der Sonne gibt, die dazu imstande wäre."
„Nun gut." Ambrosia begann, die Essensreste zurück in den Korb zu packen. „Ich habe nachher eine Besprechung mit dem Vikar. Anschließend können wir uns über einen Ort unterhalten, an dem wir unsere Fertigkeiten miteinander messen."
Riordan griff nach ihrem Arm. „Das kann doch nicht dein Ernst sein."
Sie machte sich aus der Umklammerung frei und sah ihm entschlossen ins Gesicht. „Und ob!"
Er murme lte einen Fluch vor sich hin. Schließlich reichte er Ambrosia den Umhang. „Wir werden sehen", meinte er.
Ohne sie noch eines Blickes oder Wortes zu würdigen, zog er Hemd und Jacke an und folgte Ambrosia. Als er an der Stelle ankam, an der die Strickleiter über der Reling hing, sah er, dass Ambrosia bereits ohne fremde Hilfe hinabgeklettert war und in dem kleinen Kahn saß, in dem sie vom Festland zum Ankerplatz der Undaunted gekommen waren.
Am Ufer angelangt, zog Riordan das Boot auf den Strand und reichte Ambrosia die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Dabei beschloss er, noch einmal zu versuchen, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. „Ambrosia, ich bitte dich, gib diesen wahnwitzigen Plan auf."
Sie bemühte sich sehr, den Schauer zu ignorieren, den sie bei seiner Berührung empfand.
„Du kannst davon halten, was du willst, und die Angelegenheit nennen, wie es dir beliebt.
Meine Schwestern und ich haben unsere Entscheidung getroffen und werden unter gar keinen Umständen mehr davon abrücken." Sie wandte sich zum Gehen.
„Du kleine Närrin!" rief Riordan aus. „Was muss ich denn nur tun, damit du Vernunft annimmst?" Mit festem Griff umfasste er ihre Oberarme und zog Ambrosia an sich.
„Hände weg", wies sie ihn zur ück. „Was fällt dir überhaupt..."
Ihre weiteren Worte wurden erstickt von einem leidenschaftlichen Kuss, mit dem er ihr den Mund verschloss. Gleichzeitig schienen sie beide in diesem Augenblick von der Heftigkeit ihrer Gefühle überwältigt zu werden. Während Riordan immer mehr ihre körperliche Nähe suchte, tat Ambrosia alles, um ihn von sich zu schieben.
Erst als sie einen kleinen Schmerzensschrei ausstieß, wurde ihm klar, was er getan hatte.
Als könnte er damit sein Verhalten rückgängig machen, ließ er sie unvermittelt los und trat einen Schritt zurück. Doch für Zurückhaltung war es nun zu spät, denn auch bei Ambrosia schienen alle Dämme gebrochen zu sein.
Sie hielt sich an Riordans Hemd fest, zog ihn wieder zu sich heran. Leise stöhnend presste sie die Lippen auf seine.
Er wusste kaum mehr, wie ihm geschah. Was auch immer er noch kurz zuvor an Reue verspürt haben mochte, war nun völlig ausgelöscht. Er legte die Arme um Ambrosia, zog sie an sich und küsste sie voller Leidenschaft.
Es war helllichter Tag, und jedermann konnte Riordan und Ambrosia dort am Strand sehen, eng umschlungen, als wären sie ganz allein auf der Welt. Riordan dachte
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