Historical Band 298
Eure Hilfe nicht.“
„Na gut, dann bist du also doch noch irgendwo untergekommen.“
Er wandte sich ab, und sie hatte das Gefühl, als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Nein, sie durfte nicht noch mehr Zeit mit diesem Mann verbringen. Langsam begann sie sich nämlich nach seinem Lachen zu sehnen. Auch jetzt wartete sie auf ein Lächeln von ihm.
Ein wenig unsicher auf den Füßen erhob sie sich. „Danke fürs Bier. Ich gehe jetzt besser.“
Duncan hielt sie am Arm fest, weil sie schwankte. Ein seltsames Gefühl durchfuhr sie, weckte ein Prickeln in ihren Brustspitzen, das noch nicht einmal die feste Bandage unterdrücken konnte.
„Du hast ganz schön schnell getrunken. Hast du Schlagseite?“ Den Ausdruck kannte sie nicht, aber seine Stimme hatte einen besorgten Klang. „Ich kann dich bis zur Witwe begleiten.“
Sie wollte sich von ihm losmachen. „Nein, nein. Bleibt nur und trinkt Euer Bier aus.“ Betont unbekümmert leerte sie ihren Becher in einem Zug und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. Sie wollte fort, sonst gestand sie ihm noch, dass sie bei den Pferden schlief. „Ich muss jetzt los. Sie wird schon auf mich warten. Muss heute Abend noch einiges tun.“
Sie kämpfte gegen das mädchenhafte Lächeln an, das sich auf ihre Lippen schleichen wollte. Innerlich schwor sie, ihn nicht wiederzusehen. „Ich werde ziemlich beschäftigt sein. Mit meinen Studien. Und mit allem, was ich für die Witwe tun muss.“ Es fiel ihr schwer, so zu reden, Worte zu gebrauchen, die ihn von ihr stießen. Wenn sie ihn wieder kränkte – und inzwischen wusste sie ja, wie sie es machen musste – würde er sie gehen lassen.
„Ich selbst werde auch nicht viel Zeit haben“, antwortete er, ließ ihren Arm los und lehnte sich zurück. Sie hörte die Spitze in seiner Stimme und sehnte sich nach seinem Lachen. „Ich habe Besseres zu tun, als mich um einen Burschen ohne Verstand zu kümmern.“
Gut. Jetzt war er ihr böse. So böse, dass er ihr noch nicht einmal Lebewohl sagte.
Sie ging schnell zur Tür hinaus, verbarg sich draußen aber im Schatten und hoffte, ihn noch einmal zu sehen. Lange musste sie nicht warten. Duncan kam heraus und sah die Straße hinauf und hinunter, als hielte er Ausschau nach ihr.
Und während sie ihm nachsah, wie er fortging zu seinem warmen Bett, biss sie sich auf die Lippe, um nicht in Tränen auszubrechen.
Du wirst ein paar Freunde brauchen, hatte er gesagt.
Fünfzehn Tage. Zehn blieben ihr noch. Aber fünf Colleges hatten sie schon abgewiesen. Wenn die anderen vier sie auch nicht annahmen, würden sie der Reihe nach die Hostels, die Herbergen der Studenten abklappern.
Doch die eine mit dem Namen Solar würde nicht auf ihrer Liste stehen.
„Was für Neuigkeiten?“, fragte Duncan ein paar Tage später ohne große Umschweife. Ein Blick in Pickerings Gesicht verriet ihm, dass es keine gute Nachricht war. Er hatte keine Lust zu warten, bis der Mann sich den Staub der Straße abgewaschen hatte. „Sagt schon.“
Sir James Pickering lehnte sich erschöpft gegen den Tisch. Das helle Licht der Morgensonne, die in den leeren Versammlungsraum des Solar Hostel schien, zeigte gnadenlos die tiefen Falten in seinem Gesicht. „Alle reden nur von Otterburn, aber im Westen fügen sie uns weit größeren Schaden zu. Carlisle steht noch, aber Appleby …“ Er schüttelte den Kopf. „Appleby ist gefallen.“
Zauberhafte, schutzlose Stadt. Für sie hatte es keine Hoffnung gegeben. „Der Rat soll verdammt sein. Ich bat ihn …“ Die Erinnerung an sein Flehen und an die abweisende Haltung des Rates schmerzte in seinem Herzen, als würde ein glühender Stab hineingestoßen.
„Sie sagten Nein?“
„Sie vertrösteten mich aufs nächste Jahr.“ Fast, fast wäre er am Ziel gewesen. „Der König war bereit, das könnte ich schwören. Er sagte dem Rat, er würde sich ein Pferd nehmen und sofort ausreiten.“
„Der Rat untersteht aber nicht seinem Kommando.“
Das wusste Duncan, aber es machte keinen Unterschied. „Ich hätte andere Argumente bringen müssen. Argumente, die sie überzeugten, sofort Hilfe zu schicken.“
„Ihr habt den König überzeugt.“
„Das nützt überhaupt nichts.“
Pickering seufzte. „Na ja, in der jetzigen Zeit ist der Rat vorsichtig. Bei der Parlamentssitzung im Februar hat man auf Antrag des Rates die engsten Berater des Königs zum Tode verurteilt. Jetzt müssen die Lords der Ratsversammlung und die Appellanten fürchten, dass das
Weitere Kostenlose Bücher