Historical Collection Band 02
davon. Es … ich muss es ihm selbst sagen.“ Oder auch nicht, dachte sie.
„Also gut, ich sage kein Wort.“ Dann schüttelte sie tadelnd einen Finger. „Aber ich werde nicht lügen, wenn er mich fragt.“
„Das genügt mir.“ Herzlich drückte Margaret die Frau kurz an sich. „Vielen Dank.“
Als sie schon wieder auf dem Weg zur Tür war, rief Mrs Coombs ihr hinterher: „Ich stelle Ihnen eine Dose mit Teegebäck an Ihr Bett. Sagen Sie Bescheid, ob es Ihnen hilft.“
„Noch einmal danke, Sie sind ein Engel.“
Ihr Geheimnis für sich zu behalten, gestaltete sich für Margaret als nicht so einfach, wie sie geglaubt hatte. Sie bemühte sich, Graham nichts von ihrer Übelkeit merken zu lassen. Außerdem beschäftigte es sie sehr, dass Grahams Kind in ihr wuchs, sodass sie häufig unkonzentriert wirkte. Sie war stiller als sonst, und diese Veränderung sorgte nach und nach für eine leichte Anspannung zwischen Graham und ihr. Die Leichtigkeit schien dahin.
Als Graham sie am heutigen Morgen in seine Arme ziehen wollte, musste sie gerade heftig gegen einen Anfall von Übelkeit ankämpfen.
Er ließ von ihr ab. „Was ist los, Margaret?“
Sie setzte sich auf. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Spiel nicht die Ahnungslose.“ Er stand auf und zog sein Hemd an. „Du hast dich verändert.“
Sie griff nach seiner Hand und schmiegte ihre Wange hinein. „Ich habe mich nicht verändert, Graham. Ich … ich fühle mich nur heute Morgen ein wenig unwohl, und ich wollte dich nicht damit belästigen.“
„Unwohl?“ Er fühlte ihre Stirn.
„Ich bin nicht fiebrig. Mir ist nicht wohl.“
Forschend sah er sie an. „Ging es dir schon seit einigen Tagen so?“
Sie wich seinem Blick aus. „Ja, ein wenig.“
„Und warum hast du mir nicht längst etwas davon gesagt?“
„Ich wollte nicht alles verderben.“
„Und es zu verheimlichen, meinst du, machte es besser?“
In ihrer beider Übereinkunft war kein Kind vorgesehen. Sie hatte Angst, es ihm zu sagen. „Graham, ich habe Magenbeschwerden, vermutlich habe ich irgendetwas Falsches gegessen.“
Skeptisch musterte er sie. „Magenbeschwerden?“
Sie zwang sich, seinem Blick zu begegnen. „Es ist sicher nichts Schlimmes.“
Immer noch Zweifel, im Blick wandte er sich ab, um sich anzukleiden. Ihr den Rücken zukehrend, den Spiegel weggedreht, damit sie sein Abbild darin nicht sah, nahm er die Maske ab. Er wusch und rasierte sich, dann legte er die Maske zusammen mit seiner restlichen Kleidung wieder an. Die ganze Zeit über sah er Margaret weder an, noch sprach er mit ihr.
Sie hielt den Atem an und versuchte so, die Übelkeit zu unterdrücken, die über sie hinwegrollte. Nur ein Gedanke beherrschte sie – an die Gebäckdose in ihrem Zimmer zu kommen. Hastig nahm sie ihr Nachtgewand an sich und huschte in ihr Zimmer, zu dem Bett, das sie sonst nie benutzte, und zum Nachtschränkchen mit der rettenden Dose.
Plötzlich stand er an der Tür. „Du findest mich im Speisezimmer“, sagte er sehr kühl.
Eilig verbarg sie die Dose vor seinem Blick. „Schnürst du mir bitte vorher das Mieder?“ Das war das einzige Teil ihrer Garderobe, bei dem sie Hilfe brauchte, und bisher war es zwischen ihnen so etwas wie ein Ritual gewesen.
Anders als sonst kam er nicht zu ihr ins Zimmer, sondern blieb an der Tür stehen, während sie rasch in ein frisches Hemdchen schlüpfte, das Schnürmieder anlegte und sich dann, ihm den Rücken zuwendend, vor ihn hinstellte.
Wenn er ihr diesen kleinen Dienst erwies, war es bisher immer ein intimer Augenblick mit letzten zarten Liebkosungen zwischen ihnen gewesen. Nicht so heute. Mit sicherem Griff zog er die Schnüre an, doch weder streichelte er sie dabei zärtlich, noch murmelte er sanfte Worte in ihr Ohr. Als er fertig war, band er die Schnurenden zu einer Schleife, doch anstatt seine Hände noch einmal liebevoll über ihre Schultern gleiten zu lassen, trat er einfach einen Schritt zurück, und dann ging er wortlos.
Erneut von Übelkeit erfasst, lehnte sie sich an den Türpfosten. Übermächtiger noch erfasste sie die Angst, dass ihr Idyll sich dem Ende näherte.
Graham saß ihr gegenüber am Tisch und beobachtete sie, wie sie lustlos an einem trockenen Stück Toast knabberte. Nicht, dass er mehr Appetit gehabt hätte als sie, doch das überzeugte ihn nur umso mehr, dass zwischen ihnen plötzlich alles ganz anders war.
Nur noch vierzehn Tage blieben von den ausgemachten zwei Monaten. Er hatte gehofft, sie bitten zu
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