HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Angelegenheiten einmischen werde.“
Die blanke Wut in seinen Augen warnte sie davor, sich weiter mit ihm anzulegen. „Ich kann mit den leeren Versprechungen einer Frau nichts anfangen. Sie sind den Atem nicht wert, der nötig ist, um sie auszusprechen.“
Verzweifelt suchte sie nach einem Weg, ihn zu überzeugen. Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke.
„Eure Bedenken sind völlig unnötig. Ich bin nicht Edgars Witwe!“
Lucien seufzte. „Was für ein Unsinn ist denn das nun wieder? Ich bin nicht in der Stimmung für Eure Spielchen. Werdet Ihr mir nun die Treue schwören, oder wählt Ihr lieber den Kerker?“
„Das würdet Ihr nicht wagen!“
„Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was ich alles wagen würde, Demoiselle“, drohte er und baute sich mit verschränkten Armen vor ihr auf. Mit einem Mal wirkte er riesig und angsteinflößend. „Und lasst mich Euch weiterhin warnen, dass ich kein Verständnis für die üblichen Intrigen und Ränkespiele der Frauen habe. Wenn Ihr mir etwas Wichtiges zu sagen habt, so sprecht nur frei heraus. Meine Geduld für Euer Geschlecht ist sehr begrenzt.“
„Der Heiratsvertrag ist ungültig“, sagte sie, „denn die Vermählung wurde nicht vollzogen.“
De Montregnier hob die Brauen. „Was soll diese Lüge? Ihr behauptet also, Edgar hätte nicht Euer Bett geteilt?“
Alayna errötete tief und zwang sich, seinem starren Blick zu begegnen. „Genau dies habe ich gesagt.“
„Ich glaube Euch nicht“, forderte er sie heraus.
„Doch es ist wahr“, entgegnete sie standhaft.
Lucien fuhr mit einer Hand durch sein zerzaustes Haar. „Wer weiß noch davon?“, fragte er. „Wurden die Betttücher denn nicht gezeigt?“
„Dafür war keine Zeit. Tatsächlich nahmen alle an, die Heirat sei vollzogen worden – falls sie im Schlachtgetümmel der Belagerung überhaupt einen Gedanken daran verschwendeten.“
„Ich kehrte nur aus einem einzigen Grund nach Gastonbury zurück, um alles in Besitz zu nehmen, was Edgar du Berg gehörte. Es sollte die gerechte Bezahlung für alle Verbrechen sein, die er meiner Familie angetan hat. Und genau dies beabsichtige ich zu tun. Ihr wart seine geliebte Gemahlin, also werdet auch Ihr mir gehören.“
„Aber ich sagte Euch doch, ich bin nicht die Herrin dieses Schlosses!“
Anstatt zu antworten, bewegte er sich unvermittelt auf sie zu. Sie zuckte zusammen, da sie glaubte, er werde sie schlagen. Stattdessen streckte er den Arm aus, und lange, kraftvolle Finger schlossen sich hart wie Stahl um ihr Handgelenk.
„Was …“, begann sie, vergaß jedoch sogleich ihren Einwand, da er sie eng an sich zog. Erstaunt blickte sie zu seinem Gesicht hinauf, das nur wenige Fingerbreit von ihrem entfernt war. Aus irgendeinem Grund blieb ihr Blick wieder an der blassen Narbe haften, die seine Wange verunstaltete. Sie war unfähig, sich zu bewegen. „Lasst mich gehen“, sagte sie mit schwacher Stimme, aber ohne wirkliche Überzeugungskraft.
Sein Blick glitt über ihr Gesicht, bevor er sich plötzlich abwandte und sie hinter sich herzog.
„Lasst mich gehen!“, wiederholte sie, dieses Mal entschiedener, da sie sah, welche Richtung er eingeschlagen hatte. Indem er sie die Stufen hinaufzerrte, brachte er sie zu dem Gang, der zum Schlafgemach des Schlossherrn führte.
Allmächtiger, dachte sie. Der Schurke beabsichtigt, mich in sein Bett zu nehmen!
3. KAPITEL
Doch Luciens Absichten waren völlig anderer Natur.
Während er sie mit sich zog, strebte er direkt auf Edgars Kammer zu, die nun ihm gehörte. Er kannte den Weg gut, da er in seiner Kindheit in diesem Schloss gespielt hatte. Seine Mutter und er waren jedes Jahr hierhergekommen, während sein Vater die Waffenpflicht ableisten musste, die er seinem König schuldete.
Hier hatte er auch die verhängnisvolle Entdeckung gemacht, vor all diesen langen Jahren.
Es war nur das Missverständnis eines unschuldigen Kindes gewesen. Er hatte das Lachen seiner Mutter gehört, ein ungewohntes Geräusch für seine Ohren, und hatte nicht widerstehen können. Sie hatte sich ihm gegenüber stets so kühl und abweisend verhalten. Dennoch hatte er sie angebetet, nach ihrer Liebe gehungert und sie für die wunderschönste Frau der Welt gehalten.
Aus diesem Grund hatte ihn auch das Lachen angezogen, das er viel zu selten hörte. Neugier hatte ihn dazu getrieben, tödliche Neugier.
Ohne diese Neugier wäre sein Vater nicht ermordet worden, und er selbst hätte keine elf Jahre in der Hölle verbracht. Mit dieser
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